Walter-Schwagenscheidt-Haus: Neubau für Betreuung von Kindern und Senioren

Blick auf das Walter-Schwagenscheidt-Haus von der Walter-Schwagenscheidt-Straße aus mit (rechts) dem angrenzenden Mehrparteien-Nachbarschaftshaus. Foto: Westenberger

Kronberg (mw) – Als der Neubau des Pflegewohnheims Kaiserin Friedrich Haus in der Walter-Schwagenscheidt-Straße 2 im Jahr 2008 fertig gestellt wurde, schlummerten beim Kreisverband Hochtaunus des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) die Pläne für einen weiteren Neubau gegenüber (Walter-Schwagenscheidt-Straße 13) schon einige Zeit in der Schublade. „Damals hatten wir schon Baurecht, jedoch sahen wir den Bedarf an Tagespflege damals nicht und wollten uns erst einmal auf das Haupthaus konzentrieren“, erläutert der Geschäftsführer des DRK-Kreisverbands Manuel Gonzalez. Damals waren die Pläne von allen Seiten bereits abgesegnet. Als der Kreisverband nun 2011/12 mit dem Bauvorhaben beginnen wollte, aufgrund einer Nutzungsänderung jedoch damit noch einmal die unterschiedlichen Gremien durchwanderte, hatte sich in der Öffentlichkeit erheblicher Widerstand formiert (wir berichteten). Nun rollen aber endgültig die Bagger, und das denkmalgeschützte Haus des Architekten Walter Schwagenscheidt, das sich durch eine stark reduzierte Linienführung auszeichnet, wird grundlegend restauriert und erhält an seinem rechten Flügel (von der Walter-Schwagenscheidt-Straße aus betrachtet) als Neubau einen länglichen Querriegel. Vorangegangen war, auf Initiative von Tassilo Sittmann, der ab 1952 zusammen mit dem 1968 in Kronberg verstorbenen Walter Schwagenscheidt ein Architekturbüro betrieben hatte, eine groß angelegte Disskusionsrunde beim deutschen Werkbund. Hier trafen sich angesehene Architekten, unter anderem Prof. Scheffler sowie alle an der Entscheidung Beteiligten, auch die Stadt Kronberg mit Erstem Stadtrat Jürgen Odszuck und die vom Bauvorhaben direkt betroffenen Nachbarn. Das Ergebnis des Prozesses war, dem Gebäude, das zuvor links und rechts von einem Neubau umklammert werden sollte, zugunsten seiner Herausstellung als Baudenkmal nur auf der rechten Seite mit einem nun etwas längeren Neubau zu begegnen. In die Diskussion gebracht worden war diese Idee, die die zuständigen Architekten, die GHP-Architektengruppe Oberursel bereits zu Beginn der Planungen als eine Variante entwickelt hatten, von Prof. Scheffler, fand aber schnell weitere Befürworter innerhalb der Diskussionsrunde und stieß auch bei der Denkmalpflege auf Wohlwollen. Dem Wunsch, das denkmalgeschützte Haupthaus einer Nutzung außer Büro und Verwaltungsräumen zuzuführen, fügte sich das DRK als Bauherr gerne. Manuel Gonzalez ist zufrieden mit der Entwicklung: Die erneute Beschäftigung mit dem Neubau habe dazu geführt, dass dieser als Baukörper – durch seine Vorsprünge und die Aufgliederung der Dachflächen – noch besser die Form und Linienführung des ursprünglichen Gebäudes aufnehme. „Mit den Nachbarn sind wir derzeit ebenfalls in gutem Gespräch“, betont er. „Wir bemühen uns natürlich, eine optisch attraktive Gestaltung gerade in Richtung der Nachbarn zu erzielen und beziehen diese bei der Fassadengestaltung ebenfalls mit ein.“ Zur Frankfurter Straße hin und damit zu den direkten Nachbarn hinaus liegen bis auf ein Schlafzimmer nur die Bäder und die Flure der neuen Wohnungen. „Es muss sich also keiner auf dem Präsentierteller fühlen.“ Insgesamt wird es sechs Wohnungen – verteilt auf das restaurierte Haupthaus und den Neubau – für eigene Pflegekräfte geben sowie eine Kindertagespflege und eine Tagespflege für Senioren, die beide im neuen Längsbau untergebracht werden. Die Tagespflege soll Menschen bei der Pflege von Angehörigen entlasten. Dazu ist ein „Nachtcafé“ geplant, sodass Angehörige abgestimmt auf die Kronberger Kulturtermine die Möglichkeit haben, auch abends am kulturellen Leben der Stadt zu partizipieren. Auch bei der Kinderpflege geht es um eine möglichst individuell auf die Wünsche der Eltern abgestimmte Kindertagespflege. „Hier wollen wir uns aber erst noch genau mit der Stadt Kronberg besprechen, was am ehesten benötigt wird“, so Gonzalez. Die Kindertagespflege als auch die Tagespflege für Senioren werden von der Walter-Schwagenscheidt-Straße direkt zugänglich sein. Die Kindertagespflege liegt durch die starke Hanglage des Grundstücks im Souterrain, die Tagespflege für Senioren im Erdgeschoss des Neubaus. Beide Einrichtungen verfügen über großzügige Terrassen mit südlicher Ausrichtung, die nebeneinander liegen und einen Generationenaustausch ermöglichen sollen. Das denkmalgeschützte Haupthaus wird den Neubau um sein Dachgeschoss überragen. Gerade wurde die Baugrube gebaggert und die Bodenplatte gegossen. Auch das Walter-Schwagenscheidt Haus wurde rundherum frei gebaggert um es unterirdisch entsprechend zu isolieren. „Heutige energetische Standards werden wir bei dem denkmalgeschützen Haus allerdings trotzdem nicht erreichen, denn die Fassade als auch die Fenster sollen natürlich genauso erhalten beziehungsweise rekonstruiert werden, wie sie waren.“ Der Kreisgeschäftsführer Gonzalez beziffert das Bauvorhaben auf 2 Millionen Euro. Wenn das Wetter keine Kapriolen schlage, sei er zuversichtlich, dass das Bauvorhaben Ende dieses Jahres zum Abschluss gebracht werden könne.

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