Der wichtigste Schlüssel für die Integration bleibt die Sprache

Kronberg. – In der Jahreshauptversammlung des Vereins Integration.Flüchtlinge.Kronberg wurden die bisherigen Vorstandsmitglieder in ihren Ämtern jeweils einstimmig bestätigt, als Vorsitzender Dr. Bernhard von Braunschweig, als Stellvertreter Thomas Maurer, Brigitte Möller als Schriftführerin, Eberhard Bethke als Kassenwart und für die Öffentlichkeitsarbeit Andreas Knoche. Dr. von Braunschweig ging in seinem Bericht auf die bisherige Arbeit der Flüchtlingshilfe ein. Im vergangenen Jahr hätten sich die Gegebenheiten, mit denen Kronberg bei der Flüchtlingsarbeit zunächst konfrontiert war, unvermutet und tiefgreifend verändert. Der Zustrom von Asylsuchenden, mit dem man auch 2016 gerechnet habe, hat nach dem Abkommen mit der Türkei und der Schließung der sogenannten Balkan-Route erheblich nachgelassen. Zudem hat die Stadt seither die Verantwortung für weitere Bereiche der Flüchtlingsangelegenheiten übernommen und ihre personellen Ressourcen aufgestockt. „Damit ist die ehrenamtliche Tätigkeit der Flüchtlingshilfe keineswegs obsolet geworden, aber der Schwerpunkt unserer Tätigkeit hat sich geändert“, so von Braunschweig. Der Wunsch, einen Ehrenamtskoordinator einzustellen, habe an Dringlichkeit verloren, dieses Projekt sei daher zurückgestellt worden.

Unter diesen Umständen unterscheide sich die Tätigkeit der Flüchtlingshilfe nicht wesentlich von den Verhältnissen des Vorjahres. Im Vordergrund stand wiederum die Sprachförderung durch den Arbeitskreis Sprache und Bildung. Dieser unterhielt sechs Kurse, die jeweils von zwei ehrenamtlichen Lehrkräften betreut wurden. Insgesamt waren etwa 80 Sprachschüler für diese Kurse registriert. Dabei handelte es sich fast ausschließlich um Männer. An den Kursen nahmen nur sehr wenige Frauen teil. Etliche Schüler nahmen allerdings an den angebotenen Kursen nur unregelmäßig teil. Öfters fehlten einzelne Schüler über längere Zeiträume oder schieden aus, ohne eine Mitteilung an die Lehrkräfte zu geben. Daneben hat die Flüchtlingshilfe einer Reihe von Schülern die Teilnahme an Intensiv-Sprachkursen beim Zentrum für deutsche Sprache und Kultur in Frankfurt ermöglicht. Dort wird intensiver Unterricht durch ausgebildete Fachkräfte erteilt. Die Kurse können auch mit der Ablegung bestimmter allgemein anerkannter Sprachprüfungen abgeschlossen werden. Diese sind vor allem dann erforderlich, wenn ein Schüler den Einstieg in einen Beruf oder ein Studium anstrebt. Diese Sprachkurse sind kostenpflichtig und wurden vom Verein übernommen. Gleiches gilt überwiegend auch für die entstehenden Fahrtkosten. „Diese Förderung gewähren wir Sprachschülern, die in unseren eigenen Sprachkursen besondere Lernerfolge erzielt hatten oder ein höheres Bildungsniveau besitzen“, so der Vorsitzende. Zurzeit werden 13 Sprachschüler auf diese Weise gefördert.

Für das laufende Jahr plant der Verein in Zusammenarbeit mit einer fachlich qualifizierten Trägerorganisation und dem Fachbereich Soziales der Stadt eine Maßnahme zur Integration von Kindern mit Fluchterfahrung. Zu diesem Zweck soll für Flüchtlingskinder die Möglichkeit geschaffen werden, in Zeiten, in denen vorhandene Kindertagesstätten weniger frequentiert werden, deren Infrastruktur zu nutzen, um im Kontakt mit den dort anwesenden einheimischen Kindern Integration zu erleben und auch die deutsche Sprache spielerisch zu erlernen. „Dieses Projekt erfordert eine Begleitung durch eine pädagogische Fachkraft, die mit unserer Hilfe zu engagieren wäre“, so erklärte Braunschweig. Die in den beteiligten Kindertagesstätten vorhandenen Erzieherinnen sollten für dieses Projekt nicht in Anspruch genommen werden, weil diese bereits ausgelastet sind und keine weiteren Aufgaben übernehmen können.

Hans Willi Schmidt, Dezernent für Integration der Stadt, berichtete vom operativen Geschäft. Viele Flüchtlinge haben keine Berufsausbildung, geben aber an, als „Ingenieur“ oder „Advokat“ gearbeitet zu haben. Im Regelfall fehle es jedoch an Abschlüssen und den erforderlichen Sprachkenntnissen. Der Schlüssel für eine erfolgreiche Integration sei jedoch die Sprache. Hier müsse man bei vielen unserer Asylsuchenden zumeist bei Null anfangen. Lichtblicke gebe es aber auch. „Ein Flüchtling wird eine Ausbildung zum Bäckerhandwerk bei der Bäckerei Flach absolvieren, eine Bauingenieurin wird bei der Firma Gebrüder Hofmann GmbH ein Praktikum beginnen“, informierte er. Schmidt dankte dem Vorstand der Flüchtlingshilfe für die Unterstützung der Sprachkurse und jüngst des Umzugs des „Treffpunkt International“ von der Villa Winter in die Räume des ehemaligen Elektro-Heist in der Adlerstraße 2. Der Verein übernimmt die Mietkosten für ein Jahr mit Verlängerungsoption, bis die Unterkunft im Grünen Weg in Betrieb geht. Außerdem werden die Kosten für eine neu einzustellende Fachkraft übernommen.

Schließlich wies Schmidt noch auf zwei Veranstaltungen hin. Am 25. März findet die Aktion „Sauberhaftes Kronberg“ statt. Flüchtlinge helfen bei Reinigungsaktionen in der Kronberger Altstadt. Am Sonntag, den 23. April gibt es im Kronberger Kino eine Sondervorstellung. Gezeigt wird der Film von Hans Puttnies „Die Zerstörung der syrischen Kulturstätte Palmyra und das Schicksal ihrer Menschen.“ Empfang ist um 10.15 Uhr mit einigen syrischen Gästen bei arabischem Tee und Süßigkeiten.

Nähere Infos in Kürze unter www.fluechtlingshilfe-kronberg.de.



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