Zehn Jahre Betesda – ein Jubiläum mit einem tiefgreifenden Thema

Cornelia Jung (in der Mitte in weißer Bluse) mit ihrem starken Team von ehrenamtlichen Sterbebegleiterinnen Foto: Diel

Kronberg (die) – Ein zehnjähriger Geburtstag der ambulanten Hospizgruppe in Kronberg – das ist kein Kindergeburtstag mit Luftballons und Feuerwerk. Die fast 130 Geburtstagsgäste – die auch von anderen Hospizgruppen unter anderem aus Königstein, Bad Homburg und Friedrichsdorf angereist waren – durften einen ungewöhnlichen Abend in der Kronberger Stadthalle am vergangenen Donnerstagabend erleben. Ungewöhnlich, weil unglaublich viele Gefühle mit im Spiel waren. Neben der Freude über die Existenz von Betesda und das, was die Mitarbeiter in den letzten zehn Jahren auf die Beine gestellt haben, standen die Sterbenden mit ihren Ängsten, Denken und Hoffnungen im Vordergrund. Feierlich begann Pfarrer Hackel mit dem Psalm 23 („Der Herr ist mein Hirte...“) seine Begrüßungsrede. Ungewöhnlich, wie er selbst fand, „aber als kirchlicher Hospizverein dürfen wir das“, so Hackel. 37 ehrenamtliche Hospizhelfer (-innen) hat Betesda in den vergangenen Jahren hervorgebracht, davon sind 25 noch aktiv und drei in der Ausbildung, die im Sommer diesen Jahres enden wird. Betesda ist mittlerweile ein eigenständiger Bestandteil der ökumenischen Diakoniestation Kronberg und Steinbach. Viele Worte der Anerkennung auch an die „Seele“ von Betesda, wie Hackel sie liebevoll nennt „Schwester“ Cornelia Jung, weil eigentlich aus tiefstem Herzen Krankenschwester und seit vielen Jahren Koordinatorin von Betesda. Und Pfarrer Hackel hatte unter anderem ein wertvolles Buch mit dem Titel „Neues evangelisches Pastorale“ mitgebracht. „Dies ist ein Buch, um Abschied nehmen und um ehrenamtlich helfen zu können“, so Pfarrer Hackel.

Einen Rückblick gab auch Christian von Götz, Präsident vom Lions Club Kronberg. Er berichtete von der Erbschaft, die der Lions Club vor zwölf Jahren gemacht hatte. Die Erblasserin wollte das Geld für soziale Zwecke in Kronberg verwendet wissen. „Und als Frau Jung uns das Projekt Betesda vorgestellt hatte, haben wir es einstimmig in unsere Förderung aufgenommen“, so von Götz begeistert. 25 ausgebildete ehrenamtliche Helfer braucht man, bis die Krankenkassen die Sterbehilfe bezahlt. Diese Starthilfe kam vom Lions Club, mittlerweile finanziert sich die Gruppe selbst über die Krankenkassen.

Im Anschluss an die Reden konnten die Gäste den sehr bewegenden Film „Meike will leben“ sehen. Er schilderte den Verlauf der mit 20 Jahren an Leukämie erkrankten und schließlich mit 22 Jahren verstorbenen Meike Schneider, ein Film, im Auftrag des WDR von Gisela und Udo Kilimann im Jahre 2005 produziert. Der Film setzt da ein, wo für Meike nur noch eine Knochenmarksspende Heilung bringen kann. Man fühlt mit Meike, nimmt teil an ihren Gedanken, an ihrer Hoffnung und der immensen Kraft der jungen Frau, die es immer wieder schafft, Rückschläge wegzustecken. Der Film ging unter die Haut. Umso mehr, als ein weiterer „Hauptgeburtstagsgast“ – der Vater von Meike - Nikolaus Schneider anwesend war. Bewegend und zutiefst ehrlich und geöffnet stellte sich der EKD Ratsvorsitzende a.D. gemeinsam mit Dekan Dr. Martin Fedler-Raupp den Fragen des Publikums. Erst schweigend betroffen war die Stimmung im Saal, dann zögerlich und schließlich nicht endend wollend die Fragen, die wertvollen Anmerkungen und die tiefgehenden Dialoge. Und da war es erreicht, das Ziel des Abends, der Geburtstagsfeier, von Betesda überhaupt: das Sterben in das Leben, sogar in einen Geburtstag zu integrieren, über die Wünsche, Bedürfnisse und Gefühle der Schwerstkranken und ihren Angehörigen zu sprechen. „Meike wollte leben“ - dies betonte Schneider immer wieder. Die Auswirkungen des Films auf die Hospizarbeit, auch auf diese Frage aus dem Publikum fand Schneider Antworten: „In den Hospizgruppen redet man unglaublich viel über das Leben.“ Autistisch sollen Sterbebegleiter sein, sie sollen auch dorthin gehen wollen, wo sie gerade hingehen. Sie sollen sich selbst zurücknehmen und dem Sterbenden Raum geben. Schneider betonte immer wieder, wie wichtig die „nicht professionellen“ Helfer für Meike, seine Frau und ihn selbst waren. Sie können eine wichtige Rolle als enge und intensive Vertraute spielen. „Die Begleitung Sterbender hat mich gelehrt, dass man sterben kann. Das ist ein Privileg“, so Schneider über seine eigenen Erfahrungen als Theologe und Betroffener. Durch die Begleitung Sterbender, die Betesda seit nunmehr zehn Jahren leistet, soll „das Leben am Ende menschlicher werden“, so Schneider. Ein bewegend tröstlicher Leitspruch für jeden Menschen auf dieser Welt, passend zum Leitbild Betesdas: „Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag.“ Herzlichen Glückwunsch Frau Jung und den Mitarbeiterinnen von Betesda!

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