Zeit für ein Zeugnis – Schulessen fällt durch

Kronberg.– Auf der letzten Kreistagssitzung hat die Koalition aus CDU/SPD einen Antrag der Opposition über eine Befragung der Schüler des Hochtaunuskreises zum Essen in den Schulkantinen abgelehnt. „Ich habe die Kreistagssitzung am Montag besucht und war erschrocken mit welcher Oberflächlichkeit und Ignoranz das Thema ,Schulessen‘ unserer Kinder von der Koalition behandelt wird“, sagt Silke Flachs von der Initiative ,Gutes Essen‘ an der Altkönigschule (AKS) in Kronberg.

Aufgrund der großen Unzufriedenheit hat sich diese Initiative von Schülern und Eltern gefunden, die an der Altkönigschule die Qualität und Nutzung der Schulmensa verbessern und damit den Schülern die Möglichkeit geben will, sich dort schmackhaft und gesund zu einem angemessenen Preis zu versorgen. „Die Diskussionen mit TMS, dem Caterer des Hochtaunuskreises, zum Angebot und Qualität des Essens ziehen sich bereits mehrere Jahre hin“, so die Aussage der Initiativenvertreter. „Wir können nicht verstehen, warum es der CDU und SPD nicht wichtig ist, die Kinder an unseren Schulen mit gesundem, schmackhaftem und sättigendem Essen zu versorgen. Warum werden vor der Realität die Augen verschlossen und eine Umfrage gescheut?“, fragt Flachs.

An der Altkönigschule wurde bereits Anfang des Jahres eine Umfrage von der Initiative zur Zufriedenheit mit der Schulmensa durchgeführt. Der Fragebogen dafür wurde vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft entwickelt. Die Ergebnisse sind alarmierend und mehr als deutlich: Nur zirka vier Prozent der Schüler- und Lehrerschaft essen eines der Mittagsmenüs von TMS. Das sind lediglich 60 verkaufte Menüs an einer Schule, die von 1.450 Schülern besucht wird und an der 120 Lehrer unterrichten, geben Stephanie Keller und Silke Flachs von der Initiative zu bedenken.

Nur jeder zehnte Befragte findet das Essen gut oder sehr gut. Über 50 Prozent der Befragten findet das Essen nicht lecker. Fragt man die Kinder selbst, kommen Schlagworte wie „undefinierbare Pampe“ und „wässrige und schleimige Soßen“.

Zu großem Ärger führt auch, dass neben den täglichen Menüs auch Fast Food angeboten wird, bestehend aus Pasta-to-go, Pizza und Hamburgern, die auf Papptellern serviert werden. Das riesige Süßigkeitenangebot von TMS in Automaten und im Kassenbereich mit insgesamt 32 verschiedenen Produkten wie Chips, Schokoriegeln und Bonbons stellt ebenso eine ständige Verlockung dar, kritisieren sie.

Und dies in einer Zeit, in der regelmäßig über die zunehmende Fettleibigkeit und zu wenig Bewegung bei Kindern berichtet wird.

Nach den zuckerfreien Krabbelstuben und Kindergärten sowie den Grundschulen, in denen mit „Klasse 2000“ (ein Programm, bei dem unter anderem Wissen über gesunde Ernährung gelehrt wird), treffen die Kinder in ihren Schulkantinen auf eine andere Realität: „Auf die Doppelmoral der Politik, die mit ihrem kreiseigenen Caterer TMS auf Kosten der Gesundheit der Kinder Profit machen will oder muss“, so ihre Kritik.

„Die Aussage ,Superleistung‘, wie Herr Breinl (SPD) das Qualitätsmanagement von TMS in der Kreistagssitzung beschreibt, erscheint uns als Farce“ sagt Keller von der Initiative „Gutes Essen“. „Seit einem Gespräch Ende Januar 2018 habe TMS beziehungsweise der Hochtaunuskreis bis heute keine Aussage uns gegenüber zur Qualitätssicherung gemacht, obwohl wir mehrmals darum gebeten haben. Wäre die von den Kindern täglich erwartete Leistung in der Schule so schlecht wie das Essen, das man ihnen täglich anbietet, würde keines der Kinder die Versetzung am Ende des Schuljahres erreichen“, da sind sie sich sicher. Die komplette Umfrage findet sich übrigens für jedermann zugänglich auf der Homepage der Altkönigschule.

Alternativen wären möglich! „Am liebsten würden die Eltern noch heute aus dem Vertrag mit TMS aussteigen und einen neuen Caterer wählen. Wir haben mehrere Anbieter gefunden, die nach modernsten Standards und zu konkurrenzfähigen Preisen zum Teil sogar Bioessen anbieten. An anderen Schulen ist das bereits Realität. Doch wir stoßen beim Landrat nur auf taube Ohren“, so die Eltern, die sich in der Initiative engagieren. „Dass während der Kreistagssitzung so getan wird, als wäre alles prima, entspricht so nicht der Realität. Wir wollen schlicht die Möglichkeit haben, den Caterer selbst wählen zu können.“ (mw)



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