Abkürzung für Radler: Radeln gegen die Einbahnstraße ist erlaubt

Gerade noch verkehrswidrig, jetzt erlaubt: Dr. Ute Knippenberger und Erster Stadtrat Jürgen Odszuck und ADFC-Mitglieder radeln munter gegen die Einbahnstraße.

Fotos: Westenberger

Oberhöchstadt (mw) – Es gibt sie schon in Kronberg, die Einbahnstraßen, in denen Radfahrer ganz oder in Teilen der Straße gegen die Einbahnstraßenregelung fahren dürfen: Das sind im Stadtteil Kronberg die Heinrich-Winter-Straße, der Danziger Weg, die Friedrich-Ebert-Straße und die Königsteiner Straße. In Oberhöchstadt galt dieses Sonderrecht für die Fahrradfahrer allerdings nur im Teilstück der Altkönigstraße vor dem Dalles. Genau dorthin waren Erster Stadtrat Jürgen Odszuck und die Leiterin des Fachbereichs Stadtentwicklung & Umwelt, Dr. Ute Knippenberger vom Rathaus dem Anlass entsprechend hingeradelt: Eine ganze Weile schon hatten sie und der Leiter des Ordnungsamtes, Volker Humburg, einzelne Einbahnstraßen im Ortsteil Oberhöchstadt auf die Möglichkeit hin, sie ebenfalls für Radfahrer in beide Richtungen zu öffnen, begutachtet. Denn es ist erwiesen: sind die Umwege für die Radfahrer zu groß, die sie nehmen müssen um von A nach B zu gelangen, bleibt das Rad doch wieder in der Garage stehen. Gerade in Kronberg, wo die Steigungen auf den Strecken kräftezehrend hinzukommen, sind Umwege oftmals kein Pappenstiel. Deshalb hat sich auch die Ortsgruppe des ADFC, die es seit 1990 gibt, schon viele Jahre mit dem Thema beschäftigt, damit auch immer das Gespräch mit Stadt und Kommunalpolitikern gesucht. Bereits vor einiger Zeit hatten Knippenberger und Odszuck angekündigt, ein Fahrradwegekonzept auf die Beine stellen zu wollen. Nun freuten sie sich, als Pilotprojekt in Oberhöchstadt die Borngasse, den Brunnenweg, im Falkenstück, die Limburger Straße sowie die Sodener Straße für die Radler in beide Richtungen zu öffnen. Feierlich wurden dazu gemeinsam mit dem Ordnungsamt, dem ADFC durch einen Bauhofmitarbeiter die Schilder (unter dem Einbahnstraßenschild ein Rad und zwei Pfeile – „Radverkehr von links und rechts) und als zweite Variante, unter dem Schild Verbot der Einfahrt, ein Rad mit dem Schriftzug „frei“, also „Radfahrer frei“, enthüllt. Der ADFC erwartete die Radler auf dem Dalles mit einem „Einbahnstraßenkuchen“ und Tee, vor allem aber mit großer Freude darüber, dass ihr langer Atem nun Früchte trägt. „Damit wird Rad fahren in Kronberg wieder ein Stück attraktiver“, so der erste Vorsitzende der Ortsgruppe, Dr. Klaus Lunau. „Wir haben diese Regelung schon lange auf unserer Wunschliste stehen und sind sehr froh, dass nun für die Öffnung einiger Straßen trotz der angespannten Haushaltslage Mittel zur Verfügung stehen.“ Rund 600 Euro kosten die kleinen Schilder, für jede Straße sind zwei anzubringen, Personalkosten noch nicht mitgerechnet. Knippenberger und Odszuck hatten sich für das Pilotprojekt auch fachliche Unterstützung von der Frankfurter Straßenverkehrsbehörde und dem Radfahrbüro geholt. In Frankfurt ist es längst keine Seltenheit mehr, dass einem Fahrradfahrer in Einbahnstraßen entgegen kommen können. „Das Thema hat uns doch eine ganze Weile beschäftigt“, gesteht Erster Stadtrat Jürgen Odszuck. „Denn wir mussten uns mit den örtlichen Gegebenheiten in jeder einzelnen Straße auseinandersetzen.“ Die übliche Annahme, mehr Verkehr ist gefährlicher als weniger gelte hier nicht. Wenig Radfahrverkehr könne hier gefährlicher sein, da die Autofahrer nicht mit Radfahrern rechnen. Doch die Stadtverwaltung hat sich in enger Abstimmung mit der Polizeistation Königstein für eine hoffentlich unfallfreie Versuchsphase bis zum 31. Januar entschieden. Denn die Erprobung an anderen Orten hat längst gezeigt, Autofahrer und Radfahrer gewöhnen sich schnell an die neue Situation und da sie den Autofahrern entgegen kommen, werden sie auch gut gesehen. Und so könnte es in den 30-Zonen durchaus eine zusätzliche Entschleunigung bringen, wenn hier gegenseitige Rücksichtnahme – gerade bei zusätzliche Engpässen, von beiden Seiten gefordert ist. Erstaunte Gesichter gab es im Oberhöchstädter Ortskern jedenfalls einige, als Dr. Ute Knippenberger, gefolgt vom Ersten Stadtrat Jürgen Odszuck und ADFC-Mitgliedern, vom Metzger Klein kommend, munter auf den Dalles zuradelten. Und alle begeisterten Radfahrer – Knippenberger betonte, sie habe das Gefühl, dank E-Bikes und Pedelecs würde das Radfahren in Kronberg derzeit durchaus beliebter – dürfen sich schon auf weitere Straßen freuen, deren Öffnung in beide Richtungen für Radler in naher Zukunft zur Diskussion stehen: Das sind in Kronberg die Tanzhausstraße und die Eichenstraße.

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