Auftakt des „Oberhöchstädter Sommers“ ein voller Erfolg

Spielten die Kirchhofbesucher: V.l.n.r.: Gaby Holler, Martina Hölzle-Endres, Dirk Markgraf, Ursula Seel und Brigitte Alsheimer Fotos: Westenberger

Oberhöchstadt (mw) – Der Vorsitzende der „Rasselböck“, des Oberhöchstädter Vereins für Brauchtum und Mundartpflege, Michael Endres hatte allen Grund sich zu freuen: Der Einladung zum Auftakt der neuen Veranstaltungsreihe von den „Rasselböck“ und dem Verein „Heckstadt Freunde Oberhöchstadt“ auf dem neu gestalteten Porto-Recanati-Platz waren etwa 160 Menschen gefolgt. Die Feuerwehr Oberhöchstadt war den beiden Vereinen zu Hilfe geeilt, als es um die Bestuhlung des Platzes mit Tischen und Bänken ging. Denn bei einer kostenfreien Veranstaltung für alle Bürger der Stadt Kronberg noch Geld für das Aufstellen der Tische und Bänke zu bezahlen, ist nicht umsetzbar. „Wenn man den Bürgern etwas bieten will, wie dieses eintrittsfreie Konzept, dann muss man vielleicht auch als Stadt „a klaa bissche umdenken“, adressierte er in bestem Hessisch an Letztgenannte.

Von Beginn an war die Stimmung auf dem neu bespielten Platz einfach super: Urgemütlich konnte man an diesem herrlichen Sommerabend hessische Speisen und kühle Getränke genießen – die servierte die Brunnenschänke – und sich über zwei kleine Satiren der „Rasselböck“, natürlich in bestem hessischen Dialekt, freuen. Mittelpunkt der beiden Darbietungen war die einladende Holzbank auf dem Porto-Recanati-Platz. Nur dass diese im ersten Kurzstück mitten auf dem Kirchhof stand: Wie toll sich dort „schwätze“ lässt, wenn mehr oder weniger trauernde Witwen – lebendige Witwer gibt es auch, allerdings nach Lebenserwartung nur wenige – dort zusammentreffen, und was für Geschichten über die Leute aus dem Ort sich dann erzählt werden, das erfuhren die Zuschauer bald. Eugenie Zapf (Martina Hölzle-Endres) spielte die handfeste Witwe, die den letzten Willen ihres Mannes, ihm mit dem eigens dafür im Kuvert beigefügten Geldes „einen schönen Stein“ zu besorgen, in die Tat umzusetzen wusste. Allerdings etwas anders, als der knauserige Verstorbene es wohl gemeint hatte: Sie zeigte einen funkelnden Ring an ihrem Finger. Hinter dem Rücken der vornehmen Amtsrichter-Witwe Luise Zipperle (Brigitte Alsheimer) wurde gehässig über die tatsächliche Todesursache debattiert und gemutmaßt, dass diejenigen, die der Totengräber (Otto Sehr) nicht mochte, mit dem Kopf nach unten in den Sarg gelegt wurden. Wie alle anderen Damen auch mit Gießkännchen auf dem Schoß saß Helene Kipf (Gaby Holler) auf der Kirchhof-Bank und zwar dass „das späte Mädchen mit dem Ehrgefühl“, die so geliebt haben soll, wie die anderen Frauen tuschelten, dass sie nach ihrer Liebe, einem Mann, der vom Zigarrenholen nicht mehr heim kam, keinem anderen mehr die Tür aufmachte. „Auf ihrem Grabstein wird stehen – ungeöffnet zurück“, kicherten die schwarzgekleideten Damen boshaft, zu denen auch Ottilie Knauer (Ursula Seel), als fast sprachlose Witze gehörte. Zu ihnen gesellte sich noch der verschmitzte Witwer Paul Lachmuth (Dirk Markgraf). „Na, war‘s werklisch so boshaft oder hat‘s gestimmt“, fragte Michael Endres. Gemeinsam mit seiner Frau Martina hatte er ein halbes Jahr an den Stücken gearbeitet und mit den Akteuren geprobt. Welche Arbeit in diesem Kurzstück steckt, die Rollen, die auf die Aktiven zugeschnitten wurden, die Textproben, bis zur bühnenreifen Umsetzung. Da steckt viel Herzblut drin“, verrieten die Akteure in der Pause. Das ginge eben nur, weil das Ehepaar Endres so viel Engagement aufbringe und weil sie alle mit viel Spaß und Freude am Theaterspiel, aber auch an der Gemeinschaft zusammengewirkt hätten. Und so gab es nach einer Pause bei ebenfalls sehr passender hausgemachter Musik mit Matthias Waldschmitt an der Gitarre und Wolfgang Hüttl am Akkordeon einen weiteren Sketch, der die Oberhöchstädter Sommergäste gut unterhielt. Der spielte ebenfalls „drauße ufferer Bank“. Die allerdings stand nun in einem Kurpark und die zwei Damen, Martina Hölzle-Endres und Hildegard Jäger, die sich hier vemeintlich um den Kurschatten (Dirk Markgraf) „duellierten“, liefen in ihren Dialogen zur Höchstform auf. Leider sollte sich am Ende heraustellen, dass die eine der beiden mit dem vermeintlichen Kurschatten seit 35 Jahren verheiratet ist.

Die Vorsitzende Gabriele Hildmann der „Heckstädter“ dankte den „Rasselböck“ für die gelungene Darbietung und erinnerte an die noch folgenden Veranstaltungen im „Oberhöchstädter Sommer“. Michael Endres hatte eingangs bereits auf die vielen Theaterfreunde an diesem bunten Abend hingewiesen, die als Gäste anwesend waren: Allen voran die „1. Kronberger Laienspielschar“ aus Kronberg und die Oberhöchstädter Theaterfreunde, „die Fichtegickl“. Man müsse zusammenrücken und Synergien nutzen, um heute als Verein auf Dauer bestehen zu können, sagte er und freute sich deshalb besonders über die Kronberger Laienspielschar, die ebenfalls die hessische Mundart pflegt. „Es werden immer weniger, die unsere hessische Mundart pflegen. Aber gerade deshalb müssen wir die Fahne hochhalten.“

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