Auseinandersetzung mit der Natur auf einprägsame Weise

Die Hüpfburg und Rutsche auf Strohballen zählte zu den Rennern bei den Kindern.

Fotos: S. Puck

Oberhöchstadt

Oberhöchstadt (pu) – Auch die neunte Auflage der von Kronberger Landwirten und Jägerschaft gemeinsam organisierten Veranstaltung „Lebendiger Bauernhof“ erfreute sich reger Besucherresonanz. Bei trockenem Wetter zeigten Erwachsene und Kinder großes Interesse am auf dem Bauernhof der Familie Holler präsentierten bunten Programm unter der Überschrift „Was hat Grünlandbewirtschaftung mit Kitzrettung zu tun?“

Zu den Hauptanziehungspunkten zählte zweifellos eine Wärmebild-Drohne, an deren Beispiel man exzellent und mottogerecht den Zeitwandel in Bezug auf Kitzschutz nachvollziehen konnte. Diese Neuerung gewinnt in der Gemarkung zunehmend an Bedeutung, wie Philipp Werner als einer der drei zuständigen Jagdpächter berichtete. „Früher dauerte es, sobald uns ein Landwirt über sein Mähvorhaben in Kenntnis gesetzt hatte, zeitaufwändige zwei bis drei Stunden, bis wir mit Hunden die betreffende Wiese nach dort liegenden Rehkitzen abgesucht hatten. Mit der Wärmebild-Drohne ist das Gebiet in zirka fünf Minuten gescannt“, führte er vor Augen. Nach Auffinden eines oder mehrerer kleiner Paarhufer werden diese möglichst weit ab des zu mähenden Feldes abgesetzt, damit der kleine Nachwuchs ungestört durch das Muttertier aufgespürt und wieder betreut werden kann.

Nach Auskunft des Jagdpächters gibt es weitere Methoden heimisches Wild vor dem Mähtod zu schützen, darunter Schallgeber am Traktor, die allerdings nur Wirkung zeigen, sofern die Rehkitze schon groß genug sind, um selbst das Feld zu verlassen oder Kitzscheuchen am Vorderrad der hochtechnisierten Kreiselmäher. Schon vor Jahren war man außerdem dazu übergegangen, die Felder nicht mehr von außen nach innen zu mähen, sondern umgekehrt. „Mit der alten Mähweise hat man das Kitz in eine ausweglose Situation hineinmanövriert, während es heute, sofern es schon laufen kann, die Flucht ergreifen kann“, machte Werner deutlich. Nach dem Tierschutzgesetz ist der Mähtod eines Kitzes im Übrigen eine Straftat.

Die nachwachsende Generation spielerisch für die Natur zu sensibilisieren gehört zum Konzept des „Lebendigen Bauernhofs“. Daher konnten sich am Samstag Kinder bastelnderweise mit „Wildscheuchen“ vertraut machen. Die fertigen Werke sollen in der kommenden Saison eingesetzt werden.

Im nun anbrechenden Frühjahr und Sommer ist naturgemäß generell ein großes Augenmerk auf den Schutz von Jungtieren gerichtet. Mal abgesehen davon, dass über frisch gesäte Äcker laufende Hunde und deren Besitzer das Saatgut gefährden, wird im Großteil der Fälle völlig ignoriert, dass etwa Häsinnen ihre Jungen in Erdkuhlen ablegen und sobald sie vor einem freilaufenden Hund flüchten müssen, wiederum die Jungen schutzlos sämtlichen Gefahren ausgeliefert sind. Im „Lernort Natur“ wurde die ganze Bandbreite der Tiere in Feld und Wald anhand eines Dioramas präsentiert, welche Spuren unser heimisches Wild hinterlässt und was der Jäger daraus lesen kann.

Anhand des zusammengestellten Programms bestand jedenfalls beim Mix aus Information, Spiel, Spaß und dem ausgiebigen Testen regionaler Produkte ausreichend Gelegenheit miteinander ins Gespräch zu kommen und das eigene Verhalten in Feld und Flur kritisch zu hinterfragen.

Landwirtschaft im Wandel

Neben dem diesjährigen Schwerpunkt ist natürlich immer auch Landwirtschaft ein   Thema, vor allem vor dem Hintergrund der kontroversen Diskussionen zu Tierwohl, Erzeugung von Nahrungsmitteln und den damit verbundenen Arbeitsabläufen. Unter der Überschrift „Landwirtschaft im Wandel“ lagen fundierte Zahlen aus dem Situationsbericht 2015/16 vor, um den Zustand der Landwirte leicht verständlich vor Augen zu führen. So reduzierte sich der Anteil der Nahrungsmittelausgaben in Deutschland nach Angaben des Statistischen Bundesamtes eklatant. Lag der Anteil der Ausgaben für Lebensmittel 1850 noch bei 61 Prozent, waren es 2014 gerade noch 13 Prozent. Der Anteil der Verkaufserlöse der Landwirtschaft (Brot, Kartoffeln, Zucker, Fleischwaren, Milchprodukte und Eier) an den Verbraucherausgaben in Deutschland sank von 62,6 Prozent im Zeitraum 1950 bis 1955 auf 23,3 Prozent 2014. „Im Klartext, von einem Euro, den Verbraucher für Nahrungsmittel ausgeben, erhält die Landwirtschaft laut Thünen-Institut lediglich noch 23,3 Prozent“, hob Gabriele Holler hervor.

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