Bernd Zeißler – Expressive Gemälde, die zum Weiterdenken anregen

Oberhöchstadt (pf) - „Die Botschaft ist, keine Botschaft zu haben,“ erklärt Bernd Zeißler. Botschaften verkünden sie also nicht, seine Gemälde, die aktuell im Ausstellungsgang des Altkönig-Stifts zu sehen sind. Aber sie öffnen der Fantasie des aufmerksamen Betrachters immer wieder neue Räume, die sich ausweiten und verändern, je länger man sich in die Bilder vertieft.

„Kunst contra Diktatur“ hat Hiltrud Eifert, Vorsitzende des Kulturbeirats des Altkönig-Stifts, die Ausstellung betitelt. Denn Bernd Zeißler, 1953 in Atenburg in Thüringen geboren, studierte nach dem Abitur Pädagogik, Kunst und Germanistik, um Lehrer zu werden. Doch die Erfahrungen mit der Diktatur im DDR-Alltag ließen ihn aus der Schule in die Kunst flüchten. In seinem Lebenslauf vermerkt er lapidar: 1980 bis 1990 verschiedene Tätigkeiten im Kulturbetrieb in Gotha und Erfurt. Seit 1992 arbeitet der heute in Meisenheim in Rheinland-Pfalz lebende Künstler in der Bad Kreuznacher Diakonie mit geistig behinderten Menschen.

„Wo Worte und der bewusste Zugang fehlen, ist Kunsttherapie ein heilsames Ventil“, meinte er bei der Ausstellungseröffnung. Er selbst findet beim Malen Ruhe und Konzentration, wobei ihm, wie er bekennt, die Tätigkeit wichtiger ist als das Endprodukt. Das entwickele sich während des Schaffensprozesses. Er beginnt stets mit dem großflächigen Auftragen von Farbe, die er mit unterschiedlichen Techniken weiter bearbeitet. Wenn Farben und Formen miteinander in Kommunikation treten, so drückt er es aus, dann beginnt ein Prozess, von dem er sich überraschen und immer weiter treiben lässt.

Ihn fasziniert, was sich aus delikat aufeinander abgestimmten Farben, großen und kleinen Formen, hellen und dunklen Flächen entwickelt. Manchmal sind es fratzenartige Gesichter, die wie aus dem Farbnebel auftauchen, manchmal Formen, die an Wattvögel in morastiger Landschaft erinnern, manchmal Alltagsgegenstände oder Landschaften, die er mit farbigen Akzenten verstärkt und betont. Immer aber bleibt dem Betrachter ein fast unbegrenzter Spielraum für eigene Deutungen und immer neue Entdeckungen. „Assoziationen, bei denen man den Auslöser erahnt, die zum Weiterdenken anregen“, sagte Hiltrud Eifert.

„Bernd Zeißler ist ein Meister des Labyrinthischen, der seine kühlen und subtilen Malereien immer dem unendlichen Verwirrspiel zwischen Wirklichkeit und Möglichkeit widmet. Da ist einmal die Melancholie, da ist ein andermal die aufblitzende Heiterkeit, da sind die Traumspiele in den Verschränkungen all der Archetypen des Lebens“, so formulierte es einmal Professor Dr. Johannes Kirschenmann, Kunstpädagoge an der Akademie der Bildenden Künste München, bei der Eröffnung einer Zeißler-Ausstellung in Wiesbaden. Im Altkönig-Stift sind die expressiven Gemälde von Bernd Zeißler täglich bis Ende November zu sehen.



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