Bilder und Skizzen voller Sonne und Leben

Die griechische Insel Santorin hat Gudrun Becker-Schlünder in diesem Aquarelle porträtiert. Fotos: Wittkopf

Oberhöchstadt (pf) – Südliches Flair atmen die Bilder von Gudrun Becker-Schlünder, die seit Dienstag im Altkönig-Stift zu sehen sind. Die griechische Insel Santorin mit ihren typischen kubischen Häusern, die strahlendes Weiß mit leuchtendem Blau verbinden, verwinkelte Gassen, reizvolle Türmotive, Palmen und blaue Kuppeln von Kirchen hat sie in einer ganzen Reihe von Aquarellen porträtiert. Aber auch Szenen aus Nordafrika, Dörfer mit lehmfarbenen Häusern und hohen Palmen vor der Silhouette entfernter Berge, hat sie mit raschem Strich und sicherem Gefühl für Proportionen und Atmosphären festgehalten und in einem Rahmen mit den Studien eines Mannes im Burnus, dem weiten Kapuzenmantel der nordafrikanischen Männer, kombiniert.

Gudrun Becker-Schlünder, gebürtige Sauerländerin, die in Münster, Bonn und Freiburg Germanistik und Geographie studierte, seit Anfang der 1970er-Jahre in Oberhöchstadt zu Hause ist und viele Jahre lang als Gymnasiallehrerin an der Altkönigschule in Kronberg unterrichtete, ist viel herum gekommen in der Welt. Mit ihrem Mann, der häufig im Ausland arbeitete, lebte sie zwei Jahre lang in Teheran, zwei Jahre in Kairo und vier Jahre in Costa Rica. Und während dieser Zeit, aber auch auf ihren vielen Reisen, hatte sie immer ihr Skizzenbuch dabei und hielt fest, was ihr ins Auge fiel.

Alleine diese Skizzenbücher, die in den Vitrinen im Ausstellungsgang zu sehen sind, sind es wert, aufmerksam studiert zu werden, denn sie verraten, was sie an einer Stadt, einem Gebäude besonders reizt, worauf es ihr ankommt, was ihr wichtig ist. Und überall am Rand befinden sich Anmerkungen, die ebenfalls viel aussagen über ihre Art, Szenen und Bauwerke wahrzunehmen. Ihren Mann, verriet sie bei der Vernissage schmunzelnd, habe sie mit ihren Skizzenbüchern, die sie ständig und überall dabei hatte, manchmal richtig genervt. Zum Schluss habe er ihr nur noch eine Cappuccino-Länge Zeit gegeben, ein Motiv festzuhalten.

Ihren ungewöhnlichen und abwechslungsreichen Lebenslauf hat sie nicht nur schriftlich, sondern auch in Form eines langen, schmalen Gemäldes festgehalten, das gleich im Eingangsbereich zur Ausstellung hängt. Jedes Quadrat dieses schmalen Bildes, von unten nach oben fortlaufend, hält dabei die wichtigsten Ereignisse eines Jahrzehnts fest.

„Man spürt in ihren Bildern und vor allem in ihren Skizzenbüchern Sonne und Leben“, so formulierte es Hiltrud Eifert, Vorsitzende des Kulturbeirats des Altkönig-Stifts in ihren einführenden Worten und machte darauf aufmerksam, wie stark doch ein Lebenslauf häufig die Persönlichkeit eines Künstlers prägt. Um auch das Handwerkliche deutlich zu machen, das zum künstlerischen Schaffen und Gestalten unabdingbar dazu gehört, hatte sie die Künstlerin gebeten, die Technik der Radierung vorzustellen, was Gudrun Becker-Schlünder sehr anschaulich tat. Sie hat diese Kunst bei Juan Bernal Ponce in Chile und später bei Anne Deinzer in Kronberg studiert.

Aber nicht nur mit Pinsel, Bleistift oder Radiernadel ist sie eine begabte Künstlerin, sondern auch als Musikerin. Gemeinsam mit vier Gleichgesinnten macht sie auf Gemshörnern Musik. Das sind mittelalterliche Instrumente, die aus den eindrucksvollen, langgezogenen und gebogenen Hörnern von Watussirindern hergestellt werden. Gespielt werden sie ähnlich wie Blockflöten, haben aber einen weicheren Klang. Zu Beginn der Vernissage spielte sie mit ihrem Quartett, das auch schon bei anderen Gelegenheiten in Kronberg zu hören war, verschiedene Stücke und Weisen, unter anderem das bekannte Lied vom Ännchen aus Tharau. Eine reizvolle Einleitung zur Ausstellungseröffnung.

Bis Anfang März ist die Ausstellung mit den Werken von Gudrun Becker-Schlünder täglich im Altkönig-Stift zu sehen.

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