Erlebnisreicher Bauernhof inmitten von Wiesen und Weiden

Wie das gemähte Gras aufgenommen und zu transportfertigen Heuballen verarbeitet wird, wurde den Besuchern auf der Wiese neben der Feldscheune demonstriert. Fotos: Westenberger

Oberhöchstadt (mw) – Längst ist die Veranstaltung „Lebendiger Bauernhof“ zu einer festen Institution in Kronberg geworden. Das zeigte sich auch vergangenen Samstag, an dem sich trotz des kühlen unbeständigen Wetters viele Bürger zu Fuß, mit dem Fahrrad und mit dem Auto auf den Weg mitten auf die Felder zu „Heynens Feldscheune“ aufmachten. Es ist ein fester Termin geworden, bei einem der Landwirte (sieben sind es an der Zahl) – sie wechseln sich Jahr für Jahr mit dem Ausrichten der Veranstaltung ab – vorbeizuschauen, sich mit interessanten Informationen rund um den Ackerbau und die Viehzucht zu versorgen und sich ganz ungezwungen in der Scheune zum Gespräch bei Kaffee und Kuchen zu treffen um den Frühling zu begrüßen. „Mit unserer Veranstaltung möchten wir Landwirte gemeinsam mit den Jägern unsere Arbeit vorstellen und für ein gutes Miteinander in Feld und Wald werben“, erklärte Caroline Holler für alle landwirtschaftlichen Betriebe. An der Feldscheune Heynen drehte sich dieses Mal alles um das Thema Wiesen. „Wiesen, in der Fachsprache der Landwirte Grünland genannt, können vielfältig genutzt werden. Sie dienen als Weiden für Kühe, Pferde oder Schafe und sie werden zur Futtergewinnung genutzt“, klärte sie die Wissenshungrigen unter den Besuchern bereitwillig auf. Ausgedehnte Grünlandflächen finden sich häufig entlang von Bächen oder auf feuchten Standorten. Eine ackerbauliche Nutzung dieser Flächen ist schwierig, erklärte die studierte Landwirtin, Grünland dagegen erfordere keine Bodenbearbeitung. Daher sei auch der Humusgehalt, also der Gehalt an organischer Substanz, unter Grünlandflächen in der Regel recht hoch. „Je höher der Humusgehalt, desto fruchtbarer und leistungsfähiger ist eine landwirtschaftlich genutzte Fläche. Auch für die Grundwasserneubildung sind unsere Wiesen hervorragend geeignet, nirgendwo ist die Neubildungsrate so hoch wie unter Wiesen“, erläuterte sie.

Begrüßt wurden die großen und kleinen Gäste von Bernd Heynen persönlich, der ihnen über das Mikrofon einen abwechslungsreichen Nachmittag mit Planwagenfahrten für die Kinder versprach, mit frischem Holzofenbrot, einer Strohburg, einem Preisrätsel, bei dem nicht nur die Kinder viel lernen konnten und jeder Menge selbst gebackenem Kuchen, der in der liebevoll dekorierten Feldscheune, die auch vor den kalten Windböen schützte, verspeist werden konnte. Die Kinder waren vor allem von den groß aufgetürmten Heuballen kaum wegzulocken, streichelten die Kaninchen und das Schaf, schauten nach den Galloway-Rindern auf der Weide oder zogen ihre Papas zu den großen landwirtschaftlichen Maschinen, die auf der Wiese ausgestellt waren. „Gerne hätten wir ihnen heute auch noch einige historische Landmaschinen präsentiert, doch dafür war das Wetter heute morgen einfach zu schlecht“, bedauerte Gastgeber Heynen. Bürgermeister Klaus Temmen, der gemeinsam mit seiner neuen Lebensgefährtin Nina Haibach gekommen war, um die Landwirte und Bürger zu begrüßen, freute sich, dass die Veranstaltung nun schon zum sechsten Mal zusammen mit den Kronberger und Oberhöchstädter Jägern durchgeführt wurde, um der Bevölkerung deren Arbeit näher zu bringen. Zwar sei das Wetter schon besser gewesen, aber es werde bestimmt trotzdem ein guter Tag. „Bekanntlich gibt es kein falsches Wetter, nur falsche Kleidung“, sagte er. In Vertretung für den Landrat war auch die ehrenamtliche Kreisbeigeordnete Dr. Regina Sell, zugegen.

Schaut sich der Laie die Wiesen an, sehen erstmal alle Grashalme gleich aus. „Tatsächlich ist es aber so, dass die Zusammensetzung der Gräser auf einer landwirtschaftlich genutzten Wiese sehr unterschiedlich und stark von der Bewirtschaftung abhängt“, weiß Caroline Holler. „In der Praxis sind da mein Vater, genauso wie Bertram Meyer die Experten“, verrät sie.

Wird eine Wiese beweidet, muss beispielsweise darauf geachtet werden, dass die Tiere genug Platz haben, damit die Grasnarbe nicht durch zu intensive Nutzung zerstört wird. Bei der Futternutzung gibt es die Möglichkeit Heu oder Silage zu ernten. Die Heuernte wurde an der Feldscheune Heynen an diesem Tag sehr anschaulich präsentiert. Am Nachmittag wurde vor vielen Kinder präsentiert, wie das gemähte Gras mehrfach gewendet wird, damit es trocknen kann. „Was hier im Schnelldurchlauf mit bereits trockenem Gras gezeigt wurde, dauert sonst mehrere Tage“, erklärt sie. Nach zwei bis drei Tagen erst kann das getrocknete Gras zu Bahnen, sogenannten Schwaden, zusammengeworfen und anschließend mit einer Ballenpresse zu festen, transport- und lagerfähigen Heuballen verarbeitet werden. Etwas anders sieht es bei der Silage aus, die ebenfalls an der Feldscheune begutachtet werden konnte. Für die Herstellung von Silage wird das frisch gemähte Gras nach kurzer Trockenzeit in einem Silo luftdicht eingelagert und mittels eines Gärprozesses haltbar gemacht.

Wiesen sind fester Bestandteil der meisten landwirtschaftlichen Betriebe. Nur eine fachgerechte Bewirtschaftung stellt sicher, dass die Flächen langfristig landwirtschaftlich nutzbar sind. Würde eine Wiese etwa nicht regelmäßig gemäht, würden Büsche und Sträucher die Gräser in wenigen Jahren verdrängen, eine landwirtschaftliche Nutzung wäre nicht mehr möglich. Auch eine bedarfsgerechte Düngung gehört zur ordnungsgemäßen Bewirtschaftung, erklärte Bertram Meyer auf Nachfrage. Hierfür stehen Wirtschaftsdünger, also Stallmist und Gülle, oder Mineraldünger zur Verfügung. Grünlandflächen können die ausgebrachten Nährstoffe hervorragend verwerten, sodass wenige Nährstoffe in tiefere Bodenschichten verlagert würden. „Werden Wiesen immer nur beerntet, ohne dass über den Dünger wieder neue Nährstoffe zugeführt werden, verarmen diese Flächen hinsichtlich ihrer Vielfalt an Gräsern und Kräutern. Anspruchsvolle Sorten werden von anderen, weniger anspruchsvollen, verdrängt“, erklärte sie. Letztere hätten oft keine ausreichende Futterqualität mehr oder können für die Tiere sogar giftig sein, wenn sich beispielsweise Herbstzeitlose oder Jakobskreuzkraut ausbereiten, die auf wenig anspruchsvollen Böden gut gedeihen.

Beim Lernort Natur der Jäger konnten Familien sich unter anderem mit Tierspuren beschäftigen – vielen fehlt heutzutage schon das Grundlagenwissen hierfür. Dass manch einer sich der Natur schon entfremdet hat, bemerkte auch die Falknerin, die sich mit ihrer fünfjährigen Schleiereule „Bibi“ unters Volk mischte. „Ist das ein Kauz“, fragten sie an diesem Tag nicht wenige. Um die Gäste fachkundiger zu machen, lud sie ein, die Falknerei auf dem Großen Feldberg zu besuchen. Wem das Glück an diesem wolkenverhangenen, aber erlebnisreichen Tag hold war, durfte nicht nur über das flauschige Federkleid der Schleiereule streicheln, sondern gewann sogar noch eine Einladung zur Freiflugvorführung oder ein Eintrittskarte in die Falknerei.

Weitere Artikelbilder



X