Gemälde, Gedichte, Fotos und Skulpturen: Kunst hat viele Gesichter

Gisela Yaliner-Hemberger vor Gemälden aus ihrem Boot-Zyklus. Fotos: Wittkopf

Kronberg (pf) – Gisela Yaliner-Hemberger und Rolf Donnecker haben einiges gemeinsam. Sie ist nicht nur Künstlerin mit eigenem Atelier, sondern hat seit 1982 ein eigenes Architekturbüro in Bad Homburg und 1990 den Altstadtpreis der Stadt Kronberg bekommen. Er war, ehe er 2011 in den Ruhestand ging, Feinmechaniker, Modellbauer und Designer. Beide kommen also aus praxisbezogenen Berufen. Beide sind Mitglieder der Künstlergruppe “arte 71·500”, die Gisela Yaliner-Hemberger 2006 in Bad Homburg gründete und beide haben schon häufiger gemeinsam ausgestellt. Beide sind vielfältig künstlerisch tätig und „besessen von der Kunst“, so drückte es Hiltrud Eifert, Vorsitzende des Kulturbeirates des Altkönig-Stifts aus, als sie Dienstagnachmittag bei der Ausstellungseröffnung die beiden Künstlerpersönlichkeiten vorstellte.

Gisela Yaliner-Hemberger malt nicht nur auf Leinwand, Holz oder Holz mit Messing, sie schafft auch dreidimensionale Kunstwerke aus Glas, die im Altkönig-Stift allerdings nicht zu sehen sind. Sie sind zu schwer für die Aufhängevorrichtung im Ausstellungsgang. Außerdem schreibt sie Gedichte und hat gemeinsam mit dem Fotografen Roland H.A. Wolff den Lyrikband „textbilder – bildtexte“ verfasst. Eine Reihe dieser Werke sind Teil der Ausstellung. Die Fotografien und Gedichte berühren unmittelbar. In ihnen geht es um Empfindungen wie Einsamkeit, Gefangensein, nicht einverstanden sein, um die Grenzen des persönlichen Seins oder um flüchtige Glücksmomente, alles Themen, die jeder aus eigenem Erleben kennt.

Bei ihren Gemälden schafft die Künstlerin gerne Zyklen. Einer von ihnen, in dem sie ein verlassen auf dem Wasser treibendes Ruderboot in immer anderen Farbkombinationen darstellt, ist ein weiterer Teil der Ausstellung. „Gisela Yaliner nimmt ihre künstlerische Arbeit sehr ernst“, sagte Hiltrud Eifert. „Und diese Ernsthaftigkeit, das möchte sie erreichen, muss auf den Betrachter überspringen.“

Holz, Steine und Metall sind die Materialien, mit denen Rolf Donnecker seine Kunstwerke schafft. Holz verarbeitet er zu Skulpturen. Wie er das macht, erläuterte er bei der Vernissage anhand einer Mops-Skulptur, die er aus einem Lindenstamm herausgearbeitet und danach mit Feuer geschwärzt hat. Othello-Mops nennt er ihn. Aus toten Bäumen hat er im Wald zwischen seinem Wohnort Friedrichsdorf-Seulberg und Bad Homburg große Skulpturen erschaffen. Aber die kann man nur an Ort und Stelle ansehen, sind sie mit dem Boden verwurzelt.

Bezaubernd sind seine kleinen Kunstwerke aus Steinen, Holz und Metall, die in den Vitrinen im Ausstellungsgang zu bewundern sind. Zu ihnen gehören ein liegendes Schaf, ein Ziegenbock, ein auf staksigen Beinen stehender Vogel, eine Eule und behäbige Seehunde, die aus treuherzigen Augen in die Welt blicken. „Es sind ganz normale Steine, aber er sieht und spürt, was daraus zu machen ist“, meinte Hiltrud Eifert. „Meine Steinfiguren sind reine Glückssache“, sagt der Künstler selbst. Bei einem Stein, den er zu einem Gesicht verarbeitete, habe die Natur einen perfekten Haaransatz geschaffen. Das Gesicht habe er dann aus dem Stein herausgearbeitet, bei harten Kieseln mit einem Diamant besetzten Werkzeug, bei weicherem Sandstein mit einem Messer.

Rolf Donnecker macht auch Radierungen. Drei von ihnen hängen im Ausstellungsgang, alle drei – wie sollte es anders sein – Baumstudien.

„Kunst hat viele Gesichter“ ist der Titel der Ausstellung, die noch bis zum 20. August täglich im Altkönig-Stift zu sehen ist.

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