Gudrun Haas feiert 70. Geburtstag Kontaktstelle liegt ihr am Herzen

Gudrun Haas (Mitte, am Stehtisch) zu ihrem 70. Geburtstag beim Empfang im Haus Altkönig, im Kreise der Seniorinnen und Senioren, deren Montagstreffen im Dalleshaus sie seit elf Jahren ehrenamtlich leitet. Haas freute sich ganz besonders über das leckere Buffet und die liebevoll gestalteten Tische der Familie Hoyer, die den Kontaktkreis seit Jahren ebenfalls sehr unterstützen. Foto: S. Puck

Kronberg (mw) – Eigentlich wollte Gudrun Haas nur „mithelfen“, den Kontaktkreis für Ältere Mitbürger, den die 2014 verstorbene Erika Bollwan als Anlaufstelle für kontaktsuchende und alleinstehende Senioreninnen und Senioren 1972 gegründet hatte, weiterzuführen. Damals war die ehemalige Leiterin des evangelischen Kindergartens Oberhöchstadt (heute Kita Anderland) 59 Jahre jung, genau das Alter, mit dem Erika Bollwan seinerzeit die Kontaktstelle gründete, erzählt sie. Das ist elf Jahre her, und gestern, am Mittwoch, den 30. August hat sie mit allen ihren Wegbegleitern und Freunden im Haus Altkönig bei einem kleinen Empfang ihren 70. Geburtstag gefeiert. „Erika Bollwan war damals auf der Suche nach einer Nachfolgerin, der sie die Verantwortung für den Seniorenkreis offiziell übertragen könnte und hatte mich daraufhin angesprochen“, blickt sie zurück. Zu diesem Zeitpunkt war der Kreis längst auch in der Politik etabliert, was zu Gründungszeiten noch nicht der Fall war. Aber für ältere Menschen gab es damals außerhalb der Kirchengemeinden keinerlei Angebote oder Möglichkeiten, sich zu treffen. Bollwan hatte immer neuen Ideen, organisierte auch Ausflüge und Fahrten, von denen die Teilnehmer begeistert berichteten. Kranken- und Geburtstagsbesuche waren für sie keine Frage, und auch gewerkelt und gerätselt wurde unter ihrer Leitung gerne. „Gerade im Alter ist es wichtig, die Gehirnzellen zu trainieren“, wusste sie. Für ihr beispielloses soziales Engagement – verlieh die Stadt Kronberg Bollwan 2005 den Bürgerpreis. Das Bundesverdienstkreuz war ihr zuvor ebenfalls schon überreicht worden. Den Umzug vom Haus Altkönig in den neuen Gruppenraum – den schönen Saal des neuen Dalleshauses – erlebte sie noch mit.

Aus Gudrun Haas Wunsch mitzuhelfen, wurde ganz schnell die verantwortungsvolle Rolle der ehrenamtlichen Leitung der Kontaktstelle, die sie bis heute innehat. „Momentan hat unser Montagskreis im Dalleshaus 15 Mitglieder“, erzählt sie mit Stolz. Sogar ein Mann ist dabei. Finanzielle Unterstützung und ein kostenloser Raum in dem Bürgerhaus für die Treffen gibt es seitens der Stadt. Als „Kostenbeitrag“ werden wöchentlich 0,50 Euro erhoben.

Die Treffen beginnen meist mit Denksportaufgaben und gymnastischen Übungen, um geistig und körperlich fit zu bleiben. Gedichte, Erzählungen und Musik werden je nach Jahreszeit von den Gruppenmitgliedern ausgesucht. Im April wird der Frühling begrüßt und mit einem schönen Menü Ostern gefeiert. Beim Treffen im Mai darf die Maibowle nicht fehlen und die Bedeutung des Muttertages ist ein Gesprächsthema für die Frauen. Ebenso tauschen sie sich darüber aus, welche Ereignisse in Stadt und Land passiert sind.

Gudrun Haas ist es wichtig, dass Informationsveranstaltungen beispielsweise über „Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung“ und „Sicherheit im Alter“ nicht zu kurz kommen. So wurde auch eine Einladung der Freiwilligen Feuerwehr gerne angenommen. Diese informierte die Seniorengruppe ausführlich über die Bekämpfung von Feuer in der Wohnung. Dabei erfuhren sie praxisnah, welche Gefahr entsteht, wenn man überhitztes Fett mit Wasser löschen will. Nun wissen sie außerdem, wie sie einen Feuerlöscher bedienen müssen, wenn sie in so eine brenzlige Situation geraten.

Viele Jahre lang war Gudrun Haas verstorbener Ehemann, Bruno Haas, bekannt auch als langjähriger erster Vorsitzender der Angler in Kronberg, ihre Stütze im Hintergrund. „Er hat viele Fahrdienste übernommen und mir bei der Organisation immer geholfen, so wie ich ihn beim Fischerfest unterstützt habe“, erzählt sie. Die Wehmut darüber, dass er nicht mehr an ihrer Seite ist, ist aus ihrer Stimme herauszuhören. Seit drei Jahren nun stemmt sie, trotz eigener gesundheitlicher Einschränkungen, den Seniorenkreis allein, den ihr Mann seinerzeit liebevoll die „wilden Hennen“ taufte, da die Frauen ihn ordentlich auf Trab hielten. Natürlich erhalte sie von den Teilnehmerinnen, die größtenteils selbst noch ausgesprochen aktiv und rüstig seien, ebenfalls Unterstützung. Heute ist sie froh, sich dieser Aufgabe gestellt zu haben und auch Oberhöchstadt treu geblieben zu sein. Nach dem Tod ihres Mannes hatte die gebürtige Hattersheimerin kurz darüber nachgedacht, ihren Lebensabend in Bremen zu verbringen, wo sie Verwandtschaft hat. Als ehemalige Kita-Leiterin hat sie so viele Freundschaften und Kontakte, aus Kindern von damals sind längst Erwachsene geworden, die sich freuen, sie zu sehen. Und die Frauen, die ihr bereits damals zu Kita-Zeiten bei Sommerfesten unter die Arme gegriffen haben, trifft sie heute im Seniorenkreis wieder. Nach dem Tod ihres Mannes durfte sie von dessen Vereinsfreunden ebenfalls viel Hilfe erfahren. „Mit dieser Unterstützung hatte ich gar nicht gerechnet und es war eine tolle Erfahrung“, gesteht sie. Aufgefangen in dieser schwierigen Zeit hatten sie natürlich auch die Seniorenkreis-Mitglieder.

Und so möchte sie gerne weiterhin, so lange es ihre eigenen Kräfte zulassen, die älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger in allen Stadtteilen über die Montagstreffen erreichen. Die Vielseitigkeit der Gruppenaktivitäten sind eine Abwechslung für die Senioren in ihrem Alltag. Der Oberhöchstädter Richard Schmidt hat das Engagement der „wilden Hennen“ bereits vor einigen Jahren in einer Broschüre von Freiwilligen für Freiwillige beleuchtet und die Damen dazu befragt: Die Antworten wie: „Beim Montagstreffen kann ich offen über alles reden und man versteht mich, hier werde ich ernst genommen“, oder: „Interessant ist immer die Frage: Was fällt Gudrun wieder Neues ein“, und: „Wenn ich etwas wehleidig bin, macht es mir nichts aus, wenn der Spruch kommt: lass Dich nicht so hängen!“, machen deutlich, welche Bedeutung die regelmäßigen Treffen für die Teilnehmer haben.

Wer die Gruppe kennenlernen möchte oder Fragen dazu hat, kann sich gerne mit dem „Geburtstagskind“ Gudrun Haas unter der Telefonnummer 06173-64767 in Verbindung setzen.



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