Insektenwanderung – Wenn der Supermarkt leer ist

Eine Wildbiene namens „Gelbbindige Furchenbiene“ auf Honigsuche
Foto: Klaus Dühr

Oberhöchstadt (kb) – „Stellen Sie sich vor, Sie wollen einkaufen und der Supermarkt ist leer“, mit diesem Vergleich machte Klaus Dühr, der die Insektenwanderung von Heckstadt Freunde Oberhöchstadts führte, anschaulich, wie sich Insekten wohl angesichts gemähter Wiesen und Straßenränder vorkommen müssen.

Die „Wanderung“ hielt sich körperlich in Grenzen, es war eher ein Rundgang, brachte aber eine Fülle von Erkenntnissen für die über 30 Teilnehmer, die sich an einem sehr sonnigen Sonntag vor dem Gerätehaus der Oberhöchstädter Feuerwehr trafen. Nach einem kurzen Spaziergang befanden sich die Teilnehmer mitten in einem von unterschiedlichsten Insekten besiedelten Areal wieder. Verschiedene Wildbienen, Schmetterlinge, Käfer und Heuschrecken gab es zu sehen. Das interessierte nicht nur die Kinder, sondern auch die Erwachsenen, die sich bewusst Zeit nahmen ihr Umfeld genauer ins Auge zu fassen. Klaus Dühr informierte nicht nur über die unterschiedlichen Insektenarten, sondern stellte auch stets den Bezug zwischen Pflanzen, Insekten und anderen Lebewesen her.

Auch wenn das Mähen den Supermarkt leert, so ist es doch wichtig, dass gemäht wird. Denn ohne dem, nehmen kurzfristig vor allem die Brombeeren überhand und langfristig siedeln sich Bäume an. Aus Sicht der zahlreichen Insekten stellt das keinen wünschenswerten Zustand dar. Optimal aus Insektensicht ist es eine Wiese in zwei Abschnitten zu mähen, so dass den Insekten immer noch „ein Teil der Regale“ zur Verfügung stehen. Das ist ohne Zweifel aufwändig, wird jedoch durch eine große Vielfalt an Insekten und damit auch Vögeln belohnt. Das wird insbesondere im Bereich des Neubaugebiets „Henker“ deutlich. Hier wurden sowohl der Spielplatz als auch verschiedene „Straßenbuchten“ von der Stadt Kronberg insektenfreundlich gestaltet und dies erweist sich als echte Erfolgsgeschichte. Auch die Randstreifen der Straßen und Wege sind wichtig für die Insekten, denn hier wachsen Pflanzen, von denen sich die Insekten ernähren können. Dühr wies darauf hin, dass diese Refugien allerdings durch zwei Dinge gefährdet sind, nämlich dem „Schönheitsempfinden“ und der „Gedankenlosigkeit“ der Menschen. Viele Bürger empfinden blühende Straßenränder als „ungepflegt“ und wünschen sich sauber getrimmtes Grün. Hier ist vor allem Aufklärung dringend notwendig. Sicher lässt sich auch eine Dualität zwischen gepflegten Rasen und blühenden Flächen erstellen. Aber nicht nur die vorherrschende Meinung, sondern auch die Gedankenlosigkeit derjenigen, die sich um die Pflege der Straßenränder kümmern, wirkt oft fatal. Wenn der Pflanzenbewuchs entlang einer Straße gepflegt wird, dann steht zumeist im Vordergrund, dies möglichst kostenminimal zu erledigen. Das heißt, eine bestimmte Straße wird in einem Zug rechts und links gemäht (gleich leere Regale für Insekten). Viele Insekten können aber nicht weit fliegen, um sich neue Futterquellen zu suchen. Sie sind auf ein Nahrungsangebot vor Ort angewiesen. Deshalb macht es Sinn, dass den Insekten „Futterinseln“ zur Verfügung gestellt werden. Hier kann jeder Gartenbesitzer aktiv helfen, in dem er einen Teil seines Gartens für Insekten gestaltet. Relativ einfach geht dies, indem die regional abgestimmte Pflanzenmischung „Blühende Landschaft“ eingesät wird. Heckstadt Freunde Oberhöchstadts gibt diese Saatmischung kostenfrei an Gartenbesitzer ab. Der Samen kann über den Verein bezogen werden (1.Vorsitzende[at]Heckstadt[dot]de) oder einfach in der Eisdiele „San Marco“ (Kirchgasse 1, Kronberg-Oberhöchstadt) abgeholt werden. Wer mehr über die Vielfalt und Schönheit der Insekten erfahren möchte, dem seien Informationen und Bilder aus dem Bereich des Spielplatzes im Henker (https://www.naturgucker.de/natur.dll/$/) empfohlen.



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