Pfarrer Jisk Steetskamp …

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Damals sei daraus eine sehr schöne und emotionale Vorstandssitzung geworden mit dem Ergebnis: „Ja, wir wollen ihnen allen Gottes Segen geben!“ Inzwischen habe es eine solche Segnung – im sonntäglichen Gottesdienst liebevoll von der Gemeinde mitgetragen – bereits gegeben. „Man sieht bei seiner Arbeit nicht immer, ob die Saat Früchte trägt“, so Steetskamp. „Aber hier hat man es gesehen, dass die Ernte aufgeht.“ Für Jisk Steetskamp, ist der Gott der Christen keiner, der über allem schwebt, sondern er ist die Stimme von außen, die Stimme, die es im Leben gibt und die sagt: „Gott ist, was Ihr tut!“

Stets wichtig war Steetskamp auch die Weiterentwicklung der an die Gemeinde angegliederten Kindertagesstätte. Er erinnert in diesem Zusammenhang an die Entscheidung der Kirchengemeinde für einen großen Bewegungsraum in der Kita und das sich anschließende rund ein Jahr dauernde Bauprojekt, an dem wieder alle gemeinsam konstruktiv und kreativ mitgewirkt hätten. „Ein Pfarrer muss eigentlich alles können, aber das kann er natürlich nicht“, meint er augenzwinkernd und zählt weitere Aufgaben seiner Sieben-Tage-Woche auf: Religionsunterricht an der Schule, Vorlesungen an der Universität (dafür wurde er bereits vor geraumer Zeit vom Lehren an der Schule befreit), Beerdigungen, Verwaltungsaufgaben und einiges mehr. Im Mittelpunkt stehen aber die seelsorgerischen Aufgaben. Für Jisk Steetskamp immer wieder eine Herausforderung, der er sich gerne gestellt hat, die ihn aber auch müde gemacht hat. „Je älter Du wirst, um so klarer wird Dir die Bedeutung von bestimmten Dingen, die geschehen, für die Menschen. Desto besser Du sie verstehst, desto mehr spürst Du ihre Schmerzen.“ Die Erlebnisse würden intensiver, das habe ihn manchmal auch an den Rand der Belastbarkeit gebracht. Deshalb freut er sich nun, zur Ruhe kommen zu dürfen. An anderer Stelle habe die Erfahrung aber auch geholfen, beispielsweise in der Entscheidung, wie man bestimmte Dinge anpackt oder was man am besten lässt. „Ich bin mit den Jahren viel stärker auf die Gemeinde zugegangen und habe beispielsweise gelernt, frei zu reden“, erzählt er. Bereut hat er seine Entscheidung, Pfarrer zu werden zu keinem Zeitpunkt, „Ich bin unendlich dankbar für den Beruf, es ist ein schöner vielseitiger mit vielen Privilegien und Freiheiten“, sagt er rückblickend.

Doch nun gilt es loszulassen von einer Gemeinde, die ihm wie er sich ausdrückt, „sehr viel Freiheit gelassen hat, „nie habe ich irgendetwas verstecken müssen. Es gibt keinen Ort, wo man ehrlicher sein kann als auf der Kirchenkanzel“, verrät er. „Dass ich die Verwaltungsaufgaben los bin, das freut mich allerdings wirklich sehr.“

Er möchte mehr Zeit mit seiner Frau verbringen und freut sich auf Besuche bei seinen drei erwachsenen Kindern. Mit einem Forschungsauftrag an der Goethe-Universität hat er schon vorgesorgt, dass ihm nicht langweilig wird. „Im Gegenteil“, sagt er, „ich habe jetzt Zeit, mein Leben neu zu gestalten. Herrlich!“

Sonntag, 22. September wird Jisk Steetskamp durch den Wiesbadener Propst Sigurd Rink im Gottesdienst in der Albert-Schweitzer-Straße 4 in Oberhöchstadt verabschiedet. Anschließend gibt es ihm zu Ehren einen kleinen Empfang im Gemeindehaus.



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