„Mit Pinsel und Charme“ – Arbeiten von Heinz Zürcher

Heinz Zürcher präsentiert neben reizvollen Aquarellen im Altkönig-Stift auch großflächig in der Art eines Bühnenbildes gemalte Landschaften. Foto: Wittkopf

Oberhöchstadt (pf) – In seinen Aquarellen und Bildern möchte Heinz Zürcher Empfindungen ausdrücken, Impressionen wiedergeben, Momente festhalten, die ihn bei einer Fahrt oder einem Spaziergang beeindruckten. Immer hat er ein Skizzenbuch dabei, in dem er mit wenigen prägnanten Strichen festhält, was er später im Atelier in ein Bild verwandelt. Dabei plant er sehr genau die Farbstimmung, das Farbklima, wie er es nennt, das dieses Gefühl am besten einfängt und vermittelt. Nichts in seinen Aquarellen ist Zufall, alles hat er genau durchdacht und überlegt. Jedes Bild, jedes Detail hat er vorher in einzelne Arbeitsschritte aufgeteilt und zerlegt, ehe er zum Pinsel greift. „Mit Pinsel und Charme“ ist Titel der Ausstellung mit seinen Werken, die vergangene Woche im Altkönig-Stift eröffnet wurde.

Kunst ist für den gebürtigen Schweizer kein Hobby. Sie beschäftigt ihn schon seit seiner Jugend. Nach dem Schulabschluss studierte er Grafik und Design an der Kunstgewerbeschule in Luzern, arbeitete nach dem Examen bei Bruno Oldani-Design in Norwegens Hauptstadt Oslo, entwickelte Produktdesign und Wanderausstellungen für das Norsk Design Centrum für ganz Skandinavien. Von dort ging er wieder zurück in die Schweiz, zunächst zum Creativ-Team von Nestlé in Vevey, danach zum Schweizer Fernsehen, für das er reizvolle Bühnenbilder für Kulturmagazine schuf. Er gewann den ersten Preis des Design-Wettbewerbs von Euroradio Genf, ehe er als Grafik-Designer zum ZDF nach Mainz ging. Dabei war die Zusammenarbeit mit Otl Aicher, dem Gründer der Hochschule für Gestaltung in Ulm und einer der Wegbereiter des Corporate Designs, maßgeblich für seine weitere künstlerische und gestalterische Entwicklung.

Beim ZDF lernte er seine Frau, die Grafikerin und Fotografin Katharina Gottfried kennen. Ihre Heimat, der Schartenhof in Biedenkopf-Eckelshausen, ist ihm neben dem Wallis inzwischen zur zweiten Heimat geworden. Die reizvollen Landschaften im hessischen Bergland, aber auch die Universitätsstadt Marburg mit ihren Altstadtgassen, Fachwerkhäusern, Plätzen und Kirchen sind immer wieder Gegenstand seiner Aquarelle.

Daneben zeigt er im Altkönig-Stift aber auch eine ganz andere Seite seiner Kunst, Landschaften, die er, wie ein Bühnenbild abstrahiert, mit delikaten Farben großflächig auf Holz gemalt hat. Denn Bühnenbilder hat er nicht nur beim Schweizer Fernsehen und beim ZDF in Mainz gemalt, die gestaltet er bis heute für das Marionettentheater im Schartenhof, das – 1997 vom Verein der Eckelshausener Musiktage ins Leben gerufen – jedes Jahr mit Operninszenierungen sein Publikum begeistert. Die Marionetten gestaltet in liebevoller Handarbeit seine Schwiegermutter Annemarie Gottfried, eine inzwischen 91 Jahre alte Künstlerin, die den 300 Jahre alten Schartenhof weitgehend eigenhändig restaurierte und zum Kulturzentrum machte. In diesem Herbst hat Carl Maria von Webers Oper „Der Freischütz“ Premiere. Dass das Bühnenbild die jeweilige Stimmung der Szene einfängt, dafür zeichnet wieder Heinz Zürcher verantwortlich.

Während der Ausstellungseröffnung schilderte er sehr anschaulich, wie er früher Trickfilme für das Schweizer Fernsehen gestaltete, bei denen er sehr exakt arbeiten musste. Der Bildaufbau, jeder Strich, jede Führung mussten sitzen, denn Korrekturen waren nicht möglich, alles wurde direkt gefilmt. Die Disziplin, die er damals lernte, meinte er, komme jetzt seinen Aquarellen zugute.

Die Ausstellung mit den Bildern von Heinz Zürcher ist noch bis zum 10. Oktober täglich im Ausstellungsgang und in den Vitrinen im Altkönig-Stift zu sehen.



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