Red Hot Hottentots haben nach wie vor ihre Groupies

An langen Tischen dicht gedrängt genoss das Publikum im Foyer des Altkönig-Stifts das Jazzkonzert mit den „Red Hot Hottentots“. Foto: Wittkopf

Oberhöchstadt (pf) – Für guten, mitreißenden Jazz ist man nie zu alt. Im Gegenteil: Er hält jung. Das bewies das Jazzkonzert mit den „Red Hot Hottentots“ im Altkönig-Stift. Denn nicht nur viele der über 200 Zuhörerinnen und Zuhörer im Publikum haben längst das Pensionsalter erreicht und überschritten. Auch unter den Musikern gibt es „Senioren“, die vom Alter her durchaus im Stift leben könnten. „Die lassen wir Ihnen gleich da“, witzelte Bernd K. Otto.

Posaunist Walter Möwes ist mit seinen 80 Jahren der älteste der weit über die Grenzen Frankfurts hinaus bekannten Traditionsband und er spielt souverän und schwungvoll wie eh und je. Schlagzeuger Horst Buchberger, einer der Mitbegründer der „Red Hot Hottentots“, ist 76 Jahre alt und sorgte nicht nur an den Drums für den richtigen Beat. Als sich die Band-Kollegen in guter New Orleans Tradition als „Marching-Band“ zweimal aufmachten und durch die Reihen des Publikums bis ans andere Ende des Raums marschierten, hängte er sich das Waschbrett um und gab darauf den Rhythmus an. Die drei jüngsten Bandmitglieder sind Anfang 50.

Klarinettist und Saxophonist Wilson de Olivera aber feiert noch in diesem Jahr seinen 70. Geburtstag und Bernd K. Otto, Banjospieler, nur zwei Jahre jünger als dieser und seit sechs Jahren musikalischer Leiter des Ensembles, verriet sein Alter erst gar nicht. Aber er hatte gerechnet: „Wir bringen es zusammen auf 450 Jahre“, meinte er verschmitzt lächelnd: „Wir sind die älteste Boygroup in Hessen – und haben natürlich unsere Groupies.“

Die saßen eng beieinander an langen Tischen im Foyer des Altkönig-Stifts und ließen vom ersten Moment an keinen Zweifel daran aufkommen, dass sie nicht nur begeisterte, sondern auch erfahrene Jazzfans sind – Groupies eben. Viele unter ihnen dürften die „Red Hot Hottentots“ in den über 40 Jahren ihres Bestehens schon bei vielen Konzerten erlebt und genossen haben. Nach jedem Solo spendeten sie den Musiker anerkennenden Applaus, gingen bei jedem Stück mit, nicht nur bei den alt bekannten wie „Basin Street Blues“, „Creole Love Call“, „Sweet Georgia Brown“, „When the Saints go marching in“ – was die Band, wie Bernd K. Otto verriet, auf ganz besonderen Wunsch von Stiftsdirektorin Thekla Thiede-Werner spielte – oder Chris Barbers unverwüstlichem „Ice Cream – News Cream“. Sie wippten mit den Füßen, nickten im Rhythmus mit den Köpfen, klopften mit den Händen den Takt, wiegten sich in den Hüften und sangen manchmal sogar mit.

Bei diesem Konzert, das erst nach einer Reihe von Zugaben endete, war der Funke sofort übergesprungen – in beiden Richtungen, denn es war nicht nur die übliche Redewendung, sondern durchaus ernst gemeint, wenn Bernd K. Otto immer wieder betonte: „Sie sind ein ganz besonderes Publikum!“

Das genoss den Abend und ließ sich bei New Orleans Jazz, Swing, Blues und Dixieland mit kleinen herzhaften und süßen Köstlichkeiten aus der Küche verwöhnen. Dem jungen Küchenteam übrigens gefiel die Musik auch ausnehmend gut, wie es den Musikern mehrfach signalisierte.

Die Befürchtungen der Stiftsbewohnerin, auf deren Anregung die „Red Hot Hottentots“ eingeladen worden waren, es gäbe vielleicht nicht genügend Jazzfreunde im Stift, erwiesen sich als unbegründet. Im Gegenteil: Gäste, die nicht rechtzeitig gekommen waren, fanden kaum noch einen Platz. Und die Entscheidung, das Jazzkonzert nicht im Freien stattfinden zu lassen, sondern ins Foyer zu verlegen, war ebenfalls richtig, denn als sich die Musiker mit dem „Bye Bye Blues“ endgültig verabschiedeten, hatte es draußen angefangen zu regnen. Ihre Ankündigung: „Wir kommen gerne wieder!“, hörte das Publikum mit Freude.



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