Reizvolle Landschaften und Tiercollagen von Ursel Dörr

Aus wissenden Augen blickt diese Eule – zu sehen im Altkönig-Stift.

Foto: Wittkopf

Oberhöchstadt (pf) – „Nichts Negatives und Chaos möchte ich malen, sondern Harmonie, Ausgewogenheit und Schönheit versuche ich auszudrücken, den Worten Dostojewskijs entsprechend: Schönheit wird die Welt erlösen.“ Das ist die Devise von Ursel Dörr. Die Bilder der in Bad Homburg lebenden Künstlerin, die derzeit im Ausstellungsgang des Altkönig-Stifts zu sehen sind, spiegeln dieses Ziel und diese Überzeugung wieder. Es sind Aquarelle voller Atmosphäre. Sie zeigen Landschaften mit einem ganz eigenen Flair, Landschaften, wie man sie in Norddeutschland findet, mit weiten Himmeln, einsamen Gehöften, Kiefern und Seen.

Ursel Dörr ist im letzten Kriegsjahr in Ostpreußen zur Welt gekommen, hat ihre Heimat, die sie mit zehn Monaten gemeinsam mit Mutter, Schwester und Großvater verlassen musste, aber erst im Alter von 43 Jahren zum ersten Mal bewusst kennen gelernt. „Ich fühlte sofort eine tiefe Verwurzelung zu diesem eindrucksvollen Land und beschloss spontan, die mystische Landschaft Ostpreußens in Bildern festzuhalten: Die heimeligen Wiesen, schattigen Alleen, das Schweigen der Seen, den Hauch des Windes, die Seele der Bäume und den Gruß des hohen Himmels,“ so beschreibt sie ihre damaligen Empfindungen.

Das Rüstzeug für ihre Malerei erhielt sie in Einzel- und Gruppenunterricht, unter anderem in der Städel-Galerie, an der Abendschule der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste, der Städelschule in Frankfurt, aber auch bei Professoren, Lehrerinnen und Lehrern in Berlin, Wien, Bad Reichenhall, Friedrichsdorf und Steinbach. Aber sie experimentierte auch selbst mit unterschiedlichen Techniken, um ihren Stil zu finden.

Studienaufenthalte führten sie nach Litauen, Polen, Österreich und Russland. Ihre Gemälde stellt sie seit vielen Jahren europaweit aus. In Österreich wurde sie mit einem Preis für Ölmalerei ausgezeichnet. Drei Buchumschläge des Ehrenwirth-Verlags wurden nach Motiven ihrer Bilder gestaltet. Sie hat auch bereits ein eigenes Buch herausgegeben: eine „Bilder-Poesie“ wie sie es nennt mit dem Titel „Zauber der Schöpfung“.

Aber nicht nur Landschaften sind im Altkönig-Stift zu sehen, sondern auch reizvolle Collagen, in denen Tiere die Hauptrolle spielen. „Krafttier-Collagen“ nennt sie diese Arbeiten, in denen sie Fotos von Tieren mit kräftigen, lebhaften Farben quasi ummalt, den Tieren ein Umfeld schafft, das ihrem jeweiligen Lebensraum ähnelt, ihre Eigenheit unterstreicht und ihre Individualität umrahmt. Da gibt es Pinguine unter einem Wasserfall, eine Eule, die wie aus einem Waldversteck heraus den Zuschauer mustert, einen Wolf in einem lichten grünen Dschungel, ein Zebra in tropischer Savanne und einen Elefanten vor rotem Sonnenuntergang. Wobei die Malerin die Umgebung stark abstrahiert, vor allem durch die Farben ausdrückt und zur Wirkung bringt.

Zu ihren Bildern hat sie kurze Texte verfasst. Sie sind neben den Gemälden angebracht und machen deutlich, was die Künstlerin mit diesen Tieren verbindet, welche Eigenschaften sie in ihnen sieht, welche Gedanken ihr dabei durch den Kopf gegangen sind. Texte hat sie auch ihren Landschaftsbildern zur Seite gestellt. Bei der Vernissage regte Hiltrud Eifert, Vorsitzende des Kulturbeirats des Altkönig-Stifts, die Besucher an, einmal nur die Texte zu lesen, ohne dabei die Bilder zu betrachten, sich dann anhand dieser Worte ein Bild vorzustellen und es mit dem an der Wand oder in der Vitrine stehenden Bild zu vergleichen. Ein Experiment, das interessante Ausblicke eröffnet.

Die Ausstellung im Altkönig-Stift ist bis Mitte Januar täglich zu sehen.



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