Die Sonnenblumen der Künstlerin Ruth Luxenhofer sind nicht gelb

Die Malerin und Grafikerin Ruth Luxenhofer mit zwei ihrer Sonnenblumenbildern, die in der Ausstellung im Altkönig-Stift zu sehen sind.

Fotos: Wittkopf

Kronberg (pf) – Sonnenblumen haben es der Malerin und Grafikerin Ruth Luxenhofer besonders angetan. Aber ihre Sonnenblumen sind alle nicht gelb – sie sind rot, blau oder in dunklen Erdtönen mit weißen Akzenten gemalt. Sonnenblumen haben für sie eine Persönlichkeit, erläuterte sie bei der Vernissage ihrer Ausstellung, die seit Dienstag im Altkönig-Stift zu sehen ist. Sie sind so groß wie ein Mensch, haben genau wie er einen Kopf und eine Persönlichkeit.

Bei einem Studien- und Malaufenthalt in der Toskana begann ihre Liebe zu diesen Pflanzen, als sie dort ein Sonnenblumenfeld entdeckte, das reif für die Ernte war. Die gelben Blütenblätter waren schon verwelkt, die Fruchtstände prall gefüllt mit dunkelbraun-grauen Kernen. Später entdeckte sie ein Sonnenblumenfeld in der Nähe der Rosenstadt Steinfurth und holte sich vom Besitzer die Erlaubnis, reife Sonnenblumen zu pflücken, die sie in ihrem Atelier kopfunter zum Trocknen aufhängte.

Damit die Kerne nicht herausfielen, steckte sie die Köpfe in feine Strumpfhosen. Später, als sie ganz ausgetrocknet waren, entfernte sie alle Blütenblätterreste, bemalte die Fruchtkörper hell- oder dunkelblau und versah sie im Zentrum mit fünfblättrigen Blüten in hellen Brauntönen. Auf den ersten Blick sehen sie jetzt aus wie übergroße Nadelkissen. Aber wenn man sie aus den Vitrinen im Ausstellungsgang des Altkönig-Stifts herausholt und umdreht – was Ruth Luxenhofer am Dienstagnachmittag zur Freude der interessierten Besucher tat – sieht man, dass es sich bei den Kunstwerken tatsächlich um getrocknete Pflanzen handelt.

Sonnenblumen in verschiedenen Farben sind auch auf vielen der Bilder an den Wänden zu entdecken, manche wie von einem zart gehäkelten Spitzennetz überzogen. Der Hintergrund erinnert an helle, aufgebrochene Erdkruste oder ist in sanften Rottönen gehalten. Andere Sonnenblumen, die bereits ihre Kerne verlieren, scheinen mit ihrem gesenkten Kopf zu weinen. Aber keine von Ruth Luxenhofers zahlreichen Sonnenblumen ist gelb – ein bewusst eingesetztes künstlerisches Mittel, das in eine Welt zwischen Realität und Abstraktion führt und anregt, die Dinge einmal ganz anders zu betrachten.

Die Motive für ihre Malerei findet die Künstlerin in der Natur. Neben Blumen, Bäumen, Fischen und Katzen sind in der Ausstellung auch Vogelbilder in zarter Aquarelltechnik zu entdecken: Dompfaff, Rotkehlchen und andere Vogelarten, einzeln oder als Gruppe eng aneinander gedrängt. Ruth Luxenhofer, die nach dem Abitur 1997 an der Rudolf Steiner Schule in Dietzenbach vier Jahre lang an der staatlich anerkannten privaten Alanus Hochschule für Kunst in Alften am Stadtrand von Bonn studierte und ihre Ausbildung mit dem Diplom in Malerei und Grafik abschloss, ist in Schmitten aufgewachsen und hat als Kind dort gerne Vögel beobachtet. „Das waren für mich Momente der Ruhe“, erinnert sie sich. Das strahlen auch ihre kleinen Vogeldarstellungen in den Vitrinen aus.

Radierungen und Drucke, die mit ihren zarten Strichgespinsten einen ganz eigenen Reiz besitzen, ergänzen die Kunstwerke in der Ausstellung. Bei der Eröffnung erklärte Ruth Luxenhofer dem aufmerksam zuhörenden Publikum die Technik des Siebdrucks und der Kaltnadelradierung. Denn neben ihrer künstlerischen Tätigkeit gibt Ruth Luxenhofer, die schon in vielen Städten der Bundesrepublik, aber auch in Italien, Polen und New York ausgestellt hat, seit vielen Jahren Unterricht. Nicht nur in Schulen, sondern auch in Jugendzentren, Jugendkulturwerkstätten und in ihrem Atelier im Frankfurter Gallusviertel. Zuhause ist die freischaffende Künstlerin heute in Oberursel. Die Ausstellung im Altkönig-Stift ist bis Ende Juli täglich geöffnet.

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