Tage des „Nassauer Hof“ sind gezählt Neubau Gaststätte/Wohnen geplant

Im engen Dialog zur Stadt entstand dieser Vorentwurf. So könnte es nach Abriss der alten Gebäude 2016 an dieser markanten Stelle aussehen. Grafik: Blumenauer Immobilien

Oberhöchstadt (pu) – Unter dem Punkt „Sehenswertes in Oberhöchstadt“ wird auf der städtischen Internetseite neben der barocken Pfarrkirche St. Vitus als zweites markantes Gebäude der „Nassauer Hof“ genannt. Die seit jeher als Familienbetrieb geführte traditionelle Apfelweinwirtschaft gilt im Volksmund als Institution. Seit Generationen trifft man sich „beim Sachs“, um gemütlich einen Schoppen zu trinken und über dies und das zu plaudern.

Diese Zeiten werden bald der Vergangenheit angehören. Auf Nachfrage bestätigt Betreiber Heinz-Peter Sachs seit einigen Tagen im Ort kursierende Gerüchte. Demzufolge hat die Familie nach reiflicher Überlegung den Entschluss gefasst, die Gaststätte in naher Zukunft zu schließen. „Es ist aus vielerlei Gründen einfach an der Zeit!“ Die Frage nach den ausschlaggebenden Kriterien für das Ende des Familienbetriebs samt drohender Abrissbirne für das Gebäude ist rasch beantwortet: „Unsere Mutter Irmgard ist hoch betagt, meine Schwester Magdalena und ich gehen auf den Ruhestand zu und Kinder sind keine vorhanden. Von einer Nachfolgersuche haben wir allerdings abgesehen, weil die Situation durch die mehr als in die Jahre gekommene Bausubstanz und daraus resultierenden dringendem Renovierungsbedarf zusätzlich verschärft wird, was uns schließlich dazu bewogen hat, einen Schlussstrich zu ziehen.“

Sachs erinnerte in diesem Zusammenhang an den schon seit Jahren infolge anstehender, bisher aufgeschobener Instandsetzungsmaßahmen, gesperrten großen Saal. Nach Lage der Dinge habe man die dringend notwendige richtungsweisende Entscheidung nicht mehr aufschieben können.

„Viele unserer Stammgäste sind mit uns alt geworden, umso schwerer fiel uns der Entschluss“, betont Heinz-Peter Sachs. In den kommenden Monaten gelte es, allmählich Abschied zu feiern. Eine definitive Aussage darüber, wie lange die Traditions-Apfelweinkneipe noch geöffnet hat, müssen die Wirtsleute vorerst schuldig bleiben. „Das hängt vom Zeitpunkt des Grundstückverkaufs ab.“

Epoche geht zu Ende

Für die Oberhöchstädter geht damit eine Epoche zu Ende. Fragen nach dem Baujahr des historischen Hauses muss Heinz-Peter Sachs mangels vorliegender Unterlagen zum momentanen Zeitpunkt mit einem Schulterzucken beantworten, seiner Erinnerung zufolge, könnte der Gaststättenbetriebs-Beginn etwa im Jahr 1880 erfolgt sein.

Zweifelsohne ist das Gasthaus ein großes Stück Oberhöchstädter Historie. Ob Vereinsgründungen oder legendäre Maskenbälle, der Fundus an Anekdoten und Ereignissen ist unerschöpflich. Der Kronberger Bote wird zu einem späteren Zeitpunkt auf einige dieser Erinnerungen in gebührender Form zurückkommen.

Restauration und barrierefreies Wohnen

In den nächsten Wochen und Monaten steht zunächst die Zukunft dieses an prominenter Stelle liegenden Grundstücks ganz oben auf der Agenda. Der Grundstücksbetreuung angenommen hat sich auf Bitten der Eigentümerfamilie die Blumenauer Immobilien GmbH & Co. KG, deren Geschäftsführender Gesellschafter Dr. Hans Georg Deckert, in jüngster Zeit bereits Kontakt mit der Stadt Kronberg aufgenommen hat, um die Realisierbarkeit möglicher Bauprojekte auf dem 2.150 Quadratmeter großen Gelände abzuklopfen. Mit der Entscheidung, frühzeitig mit den Gedankenspielen an die Öffentlichkeit zu gehen, will der Branchenkenner wilden Spekulationen vorbeugen.

„Dort ist ein Mischgebiet Wohnen und Gewerbe vorgegeben und daran orientieren wir uns“, so Deckert. Im Verlauf konstruktiver Gespräche mit Baudezernent Jürgen Odszuck (parteilos) und der Leiterin des Fachbereichs Stadtentwicklung und Umwelt, Dr. Ute Knippenberger, sei deutlich geworden, dass die Stadt an dieser Stelle weiterhin eine Restauration mit Außenbewirtschaftung favorisiert. Dem derzeit vorliegenden Mangel barrierefreier und rollstuhlgerechter Wohnungen Rechnung tragend, habe man darüber hinaus dem Bebauungsplan entsprechend einen Entwurf mit 12 bis 13 zwei- beziehungsweise dreigeschossigen Eigentumswohnungen inklusive zweier Treppenhäuser und Aufzug mit entsprechenden Außenstellplätzen ausgearbeitet. Pro Wohneinheit sind 80 bis 100 Quadratmeter angedacht. Modifizierungen bezüglich der Wohnungsgröße seien auf Wunsch machbar. Die Wohngebäudehöhe soll unter 13 Metern liegen. Die projektierten Wohnungen können auch als Seniorenwohnungen konzipiert werden.

Erhalt des Kastanienbestands

Unbedingt erhalten werden sollen die fünf auf dem Grundstück befindlichen alten Kastanienbäume.

Nachdem sich nach Auskunft Dr. Deckerts der Magistrat am 18. August mit der Angelegenheit beschäftigt und Zustimmung signalisiert hat, können die weiteren Schritte wie Bauträger-Regelung und Bauantrag vorangetrieben werden. Sofern alles den erhofften Gang nimmt, könnte laut vorsichtiger Prognosen in einigen Monaten der Abriss des Bestands erfolgen und im Frühjahr 2015 mit dem Neubau-Projekt begonnen werden.

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