Eine Tante kommt selten allein – Fichtegickel in Höchstform

Die Herren grinsen wissend, die Damen zieren sich noch ein wenig. In der aktuellen Komödie der Fichtegickel werden mal wieder alle Register gezogen. Fotos: A. Puck

Oberhöchstadt (pu) – 1892 wurde die Farce „Charleys Tante“ in drei Akten von Brandon Thomas uraufgeführt und seitdem auch mehrmals verfilmt. In diesem Jahr hat sich die Theatergruppe „Die Fichtegickel“ dieses Klassikers angenommen. Letzten Samstag hob sich der Vorhang im Haus Altkönig für die Premierenvorstellung.

„James, Sie sind eine Schande für Ihren Berufsstand“, schimpft Jack Chesney (gespielt von Andreas Risse) mit seinem Butler, der sowohl den Rotwein- als auch den Whiskyvorrat seines Dienstherren in schöner Regelmäßigkeit zwecks Eigenversorgung dezimiert. Und dabei soll doch alles für ein typisch englisches Frühstück in wenigen Minuten auf dem Tisch stehen, gemeinsam mit seinem Freund Charley Wykeam (Christoph Müller) erwartet Jack mit den Damen Anny (Ann-Christin Ernst) und Kitty (Melanie Falland) wichtigen Besuch.

Ein Schäferstündchen mit den Holden ist für die beiden Herren der Schöpfung bereits fest beschlossene Sache, die Krux dabei ist allerdings, dass im prüden viktorianischen England Schein und Sitten gewahrt werden müssen und so haben die beiden noblen Studenten den vermeintlich sicheren Plan geschmiedet, Charleys millionenschwere, aus Brasilien erwartete, Tante Lucia D‘Alvadorez (Birgit Kühn) als angeblichen Anstands-Wauwau einzuladen. Um die wiederum soll sich Freddy Baker (Steffen Schmidt) kümmern, damit sie nicht mitbekommt, wie der Hase wirklich läuft.

So weit, so gut, doch selbstredend kommt mal wieder alles völlig anders als geplant. Anny und Kitty treffen zwar wie erwartet ein, doch von der Tante – keine Spur. „Wenn jemand erfährt, dass wir hier allein mit Ihnen sind“, flötet Kitty voller Entrüstung und beschließt, gemeinsam mit Anny, ein paar Blumen für die frisch verwitwete Tante zu besorgen. Dummerweise hat jene kurz zuvor per Telegramm verkündet, ihre Ankunft verzögere sich um ein paar Tage. Nun ist guter Rat teuer, die Jungs sind nicht willens ihr Vorhaben auch nur einen einzigen Tag aufzuschieben und in Freddy Baker ist auch bald ein „Freiwilliger“ gefunden, der in Frauenkleidern die Tante mimen soll.

Gesagt, getan, fällt mit Edward Chesney (Ulrich Heinecke), Jacks seit Jahren verschollenem Vater, ungebetener Besuch ins Haus. Wortreich berichtet er von seinen Kriegsverletzungen und -erlebnissen, wie er Schulter an Schulter mit halb England gekämpft hat, doch womit er nicht gerechnet hat, ist Amors Pfeil.

Derweil läuft die falsche Tante zur Höchstform auf. „Nehmen Sie erst mal den Hut ab, Sie Flegel“, pfeift sie mit Henry Adams (Jörg Kouth) den nächsten ungebetenen Gast erst mal zusammen, schließlich sei sie Donna Lucia aus Brasilien. „Das ist da, wo die Affen herkommen“.

Die scheinen im wahrsten Sinne für ein paar unterhaltsame Stunden nach England ausgewandert zu sein und ein paar Verwicklungsfäden gezogen zu haben. Die Lage wird zusehends verzwicker, endgültig perfekt ist das variantenreiche und lustige Chaos mit der Ankunft der echten Tante und ihrer Gesellschafterin (Anneliese Hecking).

Einmal mehr bieten die Fichtegickel mit ihrer Herbstkomödie unter der Regie von Viktoria Fuchs und der Assistenz von Carolin Pfitzner alles, was das Theaterherz begehrt. Unter den zehn Laienschauspielern hatten sich dieses Mal mit Ann-Christin Ernst, Jörg Kouth und Anneliese Hecking ein paar neue Gesichter gemischt, die sich nahtlos in das Geschehen einfügten. s

Vier weitere Aufführungen von „Charleys tante“ sind Samstag, 25. Oktober um 20 Uhr, Sonntag, 26. Oktober um 17 Uhr sowie Freitag, 31. Oktober. und Samstag, 1. November jeweils um 20 Uhr im Haus Altkönig zu sehen. Restkarten gibt es zum Preis von 15 Euro im Delikatesslädchen „DeliCasa“ in der Limburger Straße 1.

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