Tolle Unternehmungen mit den Tschernobyl-Kindern

Ins Spiel vertieft – die Gastkinder beim Lego-Bauen Foto: Pfeifer

Oberhöchstadt (pit) – Am 26. April 1986 ereignete sich die Nuklearkatastrophe des Kernkraftwerks Tschernobyl nahe der ukrainischen Stadt Prypjat. Dieser katastrophale Unfall war in der Folge Anlass für den Caritasausschuss der katholischen Kirchengemeinde St. Vitus, Kindern aus der betroffenen Region einen jährlichen Erholungsaufenthalt hierzulande anzubieten: „Es war Anfang der Neunzigerjahre, dass diese Reisen von deutschen Organisationen durchgeführt wurden“, verriet Christiane Pless vom Ausschuss. Die Oberhöchstädter hätten zunächst mit einer Friedrichsdorfer Initiative zusammengearbeitet, sich in der Folge aber selbständig gemacht. In diesem Jahr fand eine solche Reise zum 22. Mal statt und insgesamt 13 Kinder erhielten die Gelegenheit, für gut zwei Wochen nach Oberhöchstadt zu kommen. Quartier konnten sie bei insgesamt sieben Familien nehmen, von denen zwei sogar insgesamt drei Kinder bei sich aufnahmen. Um ihnen viel Interessantes zu bieten, war ein buntes Programm zusammengestellt worden, das über ihren gesamten Aufenthalt verteilt war. Als erstes ging es am 2. Juni zur Tanzschule Pelzer in Bad Soden: „Dort studierten sie mit anderen Kindern einen Tanz ein, den sie anschließend aufführten“, berichtete Irina Valovikova, die zusammen mit Ludmila Matusevic die kleine Gruppe begleitete. Während es sich hierbei um einen schon aus den Vorjahren bekannten Programmpunkt handelte, war zum Beispiel die interessante Flughafenrundfahrt am 8. Juni ein Novum. Ebenso die Betriebsbesichtigung der Firma Rapps in Bad Vilbel, wo alle Beteiligten so viel Saft trinken durften, wie sie wollten: „Und zum Abschied bekam jeder noch eine Flasche zum Mitnehmen.“ Ebenfalls neu war der Lego-Workshop, für den Ulf Ratajczyk aus Hadamar-Steinbach zahlreiche Kisten mit Basis- und Zusatzsteinen in den unterschiedlichsten Farben mitgebracht hatte: „Das ist aber nur ein Ausschnitt aus den vielen Möglichkeiten und ist nur für kleine Gruppen gedacht.“ Die Überschrift für diesen Vormittag lautete: Traumhaus. Interessant war die Vielschichtigkeit, mit der die Kinder hierbei ihrer Fantasie freien Lauf ließen. Entschieden sich die meisten für ein Haus im eher herkömmlichen Sinn, so waren auch Kinder darunter, die sich von den Erinnerungen an ihren erst kürzlich zurückliegenden Besuch im Opel-Zoo inspirieren ließen. Sie bauten großzügig angelegte Häuser für Elefanten. „Solche Tiere haben die meisten von ihnen hier das erste Mal in natura gesehen“, verriet Christiane Pless. Entsprechend beeindruckt waren die jungen Besucher aus Weißrussland also von den grauen Kolossen. Bei den sommerlichen Temperaturen war natürlich auch der Ausflug ins Taunus-Wunderland ein voller Erfolg. „Die Kinder sind mindestens zwanzig Mal die Wasserrutsche runtergedüst und waren anschließend pitschnass“, erzählte Christiane Pless schmunzelnd. Aber auch Oberhöchstädter Selbstständige und Privatleute haben sich im Laufe der Zeit auf die regelmäßigen Besucher eingestellt. Da auch alljährlich Arztbesuche auf dem Programm stehen, gab es zum Beispiel vom Zahnarzt für jedes Kind einen 3-Euro-Gutschein für die Eisdiele, weil die Zähne so schön in Ordnung waren. Obendrein stand eine Einladung zum Mittagessen in diesem Jahr wieder auf der Tagesordnung. Da servierte Familie Normann in ihrem Garten ein kräftiges Gulasch – und anschließend gab‘s natürlich ebenfalls Eis.



X