Trio Comet weckt Interesse an zeitgenössischer Musik

Das Trio Comet erschloss dem Publikum im Altkönig-Stift mit Werken zeitgenössischer Komponisten musikalisches Neuland.

Foto: Wittkopf

Oberhöchstadt (pf) – Ein außergewöhnliches Musikereignis erlebten die Besucher Samstagabend im Altkönig-Stift beim dritten Konzert der Reihe „Klassik in Kronberg“. Das Trio Comet mit Saxophon, Violine und Klavier stellte Kompositionen vor, die erst 2013 und 2016 entstanden. Zeitgenössische Musik also – so „frisch“, dass sie vorher erst wenige Male aufgeführt wurde. Manches der Werke, die zum Teil exklusiv für das Trio Comet komponiert wurden, erklang zum ersten Mal in Deutschland.

Alle Komponisten, deren Stücke im Festsaal des Altkönig-Stifts aufgeführt wurden, leben noch. Der mit 76 Jahren älteste von ihnen ist der Bolivianer Alberto Villalpando, der jüngste der 1987 in Nürnberg geborene Andreas Eduardo Frank. Der 1979 in Saarburg bei Trier geborene Alexander Muno war eigens angereist, um bei der Aufführung seines Werks mit dem Titel „Schwarzer Sand, gesprungenes Stundenglas“ dabei zu sein. Er komponierte es vor drei Jahren für ein Festival zeitgenössischer Musik in Bolivien, bei dem das Trio Comet zu Gast war.

Alexander Schimpf, der Pianist des Trios und seit Oktober 2016 Professor für Klavier an der Hochschule für Musik und Theater Hannover, und Saxofonist Lutz Koppetsch, Professor für Saxofon an der Hochschule für Musik Würzburg, gaben jeweils Einführungen in die insgesamt sechs Kompositionen, die Samstagabend zu hören waren, was dem Publikum das Verständnis für die Musik mit ihren zum Teil sehr ungewöhnlichen Klängen erleichterte.

„Verschachtelt grün“ hat der 1980 geborene Komponist Hauke Jasper Berheide sein im Oktober vergangenen Jahres geschriebenes Werk genannt, das erst zum zweiten Mal aufgeführt wurde und mit dem das Konzert begann. Der Titel komme von Schachteln, in denen der Komponist Kindheitserinnerungen aufbewahrte, erläuterte der Pianist, grün sei die Farbe seines ersten Klaviers gewesen und in dem Stück sei es ihm um Erinnerungen gegangen.

Zum Titel seines Werks „Schwarzer Sand, gesprungenes Stundenglas“ erzählte der Komponist Alexander Muno, in seinem Lieblingscafé in Berlin sei ihm zum Tee immer eine kleine Sanduhr auf den Tisch gestellt worden, die mit schwarzem Sand gefüllt war. Im Laufe der Zeit seien die Sanduhren alle kaputt gegangen, was ihn zu dem Titel inspiriert habe. In seiner Komposition sei es ihm um Klangbalance, zersprungene Tonalität und um Vergänglichkeit gegangen, die Musik wie keine andere Kunst symbolisiere. Mit Alberto Villalpandos dreisätziger Komposition „Mistica No. 13“, die 2013 entstand und jetzt zum ersten Mal in Deutschland erklang, ging es in die Pause. Doch wer dachte, dass danach viele der Konzertbesucher nicht wieder erscheinen würden, irrte. Das Interesse an der Musik junger Komponisten unserer Tage war ungebrochen.

Andreas Eduardo Franks „sharp switch soft“, das im vergangenen Jahr entstand, ordnete Lutz Koppetsch in seiner Einführung der geräuschhaften Musik zu, wie sie der Komponist Helmut Lachenmann schrieb, einziger Schüler des italienischen Komponisten Luigi Nono, dem es um die Loslösung von Tonalität ging, bei dem jedes akustische Ereignis zu Musik werden kann.

Koppetsch ließ Notentexte des Komponisten durch die Zuhörerreihen gehen, um deutlich zu machen, welcher Herausforderung sich die Musiker des Trios stellen müssen, zu dem als Dritte die Geigerin Regine Schmitt gehört, seit 2008 Mitglied des Opern- und Musumsorchesters Frankfurt. Sie machte auf ihrem Instrument eines dieser ungewöhnlichen Geräusche vor, die in der Komposition vorkommen, der Saxofonist andere Geräusche, die er mit den Klappen seines Instruments oder durch Hochziehen der Oberlippe beim Anblasen erzeugte. Andreas Eduardo Frank, der als Gitarrist auch Jazz macht, nannte er einen Musiker, der zwischen Klängen und Welten springt.

Zwischen klassischer Musik, Jazz, Pop und Rock bewegt sich auch der schwedische Komponist und Dirigent Viktor Åslund, früher Konzertmeister in Würzburg, der im vergangenen Jahr ein Werk schrieb über ein Thema der berühmten britischen Rockband Genesis „Supper‘s Ready“. Im Altkönig-Stift erlebte das Publikum die zweite Aufführung dieser Komposition. Mit Toccata, Canon und Capriccio, das der 1966 geborene Komponist und Dirigent Peter Aderhold 2013 schrieb, ging das Konzert zu Ende. Aderhold habe einmal gesagt, er schreibe Musik, die er gerne hören möchte und die es noch nicht gebe, erzählte Alexander Schimpf. Und das Capriccio sei gleichsam ihr „rhythmischer Rausschmeißer“.

Es war ein auf- und anregender Konzertabend, der dem Publikum musikalisches Neuland erschloss. Es bedankte sich bei den drei Mitgliedern des Trio Comet, die sich den außergewöhnlichen Herausforderungen der neuen Musik mit Begeisterung, Virtuosität und Bravour stellten, mit lang anhaltendem Beifall.



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