Trotz Nachjustierung viel Diskussion um Schulwegesicherungs-Maßnahme

Volker Humburg präsentiert die Lösung, die schon seit dieser Woche gültig ist.

Foto: S. Puck

Oberhöchstadt (pu) – Nach den Worten Volker Humburgs war eine im Sommer letzten Jahres auf seinem Tisch gelandete schriftliche, mit konkreten Lösungsvorschlägen verbundene Eingabe einer besorgten Bürgerin der Auslöser, die Verkehrssituation an der Grundschule Schöne Aussicht einer kritischen Überprüfung zu unterziehen. Das Ergebnis dieser Beobachtungsphase, beginnend ab Mitte Januar zunächst auf drei Monate befristete, probeweise geänderte Verkehrsführungen in den Straßen Kirchgasse und Stuhlbergstraße unter dem Gesichtspunkt, die Verkehrssicherheit für Schülerinnen und Schüler der Grundschule Oberhöchstadt erhöhen zu wollen, in dem die vorhandenen Verkehrsströme zu den Hol- und Bringzeiten der Schülerinnen und Schüler entzerrt werden, hat die Lager gespalten. Während es von Seiten der Schüler und Elternschaft überwiegend Lob für das präventive Handeln der Straßenverkehrsbehörde gab, hagelte es aus den Reihen der Anwohnerschaft von Anfang an scharfe Kritik.

Städtische Aufgabe

Auf Einladung der Straßenverkehrsbehörde versammelten sich jüngst von der Maßnahme unmittelbar betroffene Anwohner, Eltern, Schulleitung, Förderverein und Verkehrsteilnehmer sowie der eingebundene Ortsbeirat Oberhöchstadt in der Eingangshalle der Grundschule, um die Thematik aus den verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten und zu diskutieren. Moderiert wurde der Informationsabend von Bürgermeister Klaus Temmen, der einleitend ebenso wie Humburg mit Nachdruck darauf verwies, im Gegensatz zu anderen politischen Gremien, die nach ausführlicher Diskussion über Vorlagen abstimmen, unterliege die Straßenverkehrsbehörde anderen Regularien. Die Anwendung der Straßenverkehrsordnung sei städtische Aufgabe, die stets im engen Kontakt mit Fachaufsicht und Regionalem Verkehrsdienst der Polizei abgestimmt und umgesetzt werde. Die laut gewordene Forderung aus der Bürgerschaft, vor der Umsetzung von Verwaltungsvorschriften und Erlassen Anhörungen durchzuführen oder Stellungnahmen von Bürgern einzuholen, entbehre daher jeder rechtlichen Grundlage, warb Humburg, Leiter des Fachbereichs Einwohnerservice, in dessen Verantwortung unter anderem auch Straßenverkehr und Gefahrenabwehr fällt, um Verständnis. „Wir haben einen gewissen Spielraum, den wir im Rahmen unserer Möglichkeiten auch nutzen, wir arbeiten bürgerfreundlich und versuchen Anregungen und Wünsche aufzunehmen!“

Bei allem Verständnis für die Belange der Anwohnerschaft sei der vor dem Probeversuch vorgefundene Status Quo wegen der gefährdenden Unübersichtlichkeit unhaltbar gewesen. Zur Verschärfung der eh schon suboptimalen Konstellation in der Kirchgasse durch den lediglich einseitig vorhandenen Gehweg, hätten teils chaotische Verkehrsverhätnisse beigetragen. „Es herrschte morgens ein großes Durcheinander, weil unter anderem durch gegenüber der Schule am Straßenrand belegte Parkplätze die Fahrbahn stark verengt wurde, sich Autofahrer durch Lücken drängelten oder über Gehwege fuhren, ganz zu schweigen davon, dass zwischen 7.30 und 8 Uhr bis zu 90, aus dem Ortskern kommende, Kinder die stark frequentierte Einmündung zur Stuhlbergstraße queren.“

Durch die seit Januar geltende Regelung, die Kirchgasse im Teilstück zwischen Einmündung Schöne Aussicht und Einmündung Stuhlbergstraße als Einbahnstraße in Richtung Dalles sowie die Stuhlbergstraße im Teilstück zwischen Kirchgasse und Einmündung Am Gänsborn ebenfalls als Einbahnstraße in Richtung Oberurseler Straße (Landesstraße 3015) zu führen, sei es Beobachtungen der Straßenverkehrsbehörde zufolge zu einer deutlichen Entspannung gekommen. Dazu beigetragen hätte außerdem das ergänzende eingeschränkte Halteverbot auf der Seite zur Schule in der Zeit von Montag bis Freitag 7 bis 17 Uhr, damit Eltern auf dieser Seite anfahren und die Kinder auf der Seite des Bürgersteiges aus- und einsteigen lassen zu können sowie das auf der gegenüberliegenden Seite mit Ausnahme von einer Länge von zirka 15 Metern angeordnete Halteverbot bis zur Einmündung der Stuhlbergstraße.

Nachjustierungen

Nach Aussage von Volker Humburg wurde die anhaltende Kritik aus der Anwohnerschaft ernst nehmend in Absprache mit den beteiligten Behörden nunmehr kurzerhand nachgebessert, die Nachjustierungen zu Beginn des Infoabends vorgestellt und schon in dieser Woche umgesetzt. Demnach sollen künftig im Halteverbotsbereich weniger Parkplätze wegfallen und die Stuhlbergstraße von den Anliegern zwar in beide Richtungen befahrbar sein, dennoch quasi zur Sackgasse werden, weil das Abbiegen in die Kirchgasse weiterhin untersagt ist.

Trotz spontanem Applaus aus der Zuhörerschaft machten vorwiegend Anwohner aus den Straßen Schöne Aussicht und Stuhlberg gut eine Stunde lang ihrem aufgestauten Ärger Luft, weil sie aus ihrer Sicht nach wie vor unzumutbare Umwege in Kauf nehmen müssten, weniger Parkplätze zur Verfügung hätten und eine drohende Verschärfung des morgens und nachmittags stark frequentierten Bereichs erwarten, sobald die Tennissaison beginnt.

Die Rede war unter anderem von „Geiselung der Anwohner“, die in keinem Verhältnis stehe. „In 49 Jahren seit Bestehen der Grundschule ist noch nie ein Unfall passiert, die jetzt eingeführte Präventivmaßnahme ist für uns demnach alles andere als nachvollziehbar“, so einer der Kritiker. Im Zuge der Diskussion regten außerdem einige an, mehr Eltern und Kinder dazu zu ermuntern, zu Fuß in die Schule zu kommen. Als bauliche Maßnahmen wurde die Herstellung des fehlenden Gehwegs ebenso ins Gespräch gebracht wie Zebrastreifen oder Halteschleife auf dem Gelände der Schule. Ein Kreis von 16 Anwohnern präsentierte seinerseits die Variante, den Verkehrsfluss schlichtweg umzudrehen.

Bürgermeister Klaus Temmen und Volker Humburg beendeten schließlich die Diskussion mit dem Versprechen, die vorgebrachten Vorschläge einzubeziehen, wenn demnächst die abschließende Bewertung und Abwägung auf der Agenda steht.



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