Ulrich Heinecke feiert 65. Wiegenfest

Ulrich Heinecke (rechts), hier mit Norbert Jäger, ganz in seinem Element Foto: S. Puck

Oberhöchstadt (pu) – Der leidenschaftliche Laientheaterspieler, Verfechter für politische Fastnacht, naturliebende Sozialdemokrat und Vereinsmensch Ulrich Heinecke feiert am heutigen Donnerstag seinen 65. Geburtstag.

Bei allem Engagement für das Gemeinwohl drängt es den gebürtigen Bad Homburger, der seit 1984 in Oberhöchstadt seine Heimat gefunden hat, mitnichten ins Rampenlicht. Daher kam für ihn die Interviewanfrage anlässlich seines bevorstehenden Wiegenfestes aus heiterem Himmel. Im Laufe des Gesprächs offenbarte sich, entgegen seiner eigenen bisherigen Einschätzung, eine bemerkenswerte Biografie.

An ein im Volksmund als Fichtegickelshausen bezeichnetes Örtchen dachte in der kleinen Zwei-Zimmer-Wohnung von Waltraud und Gerhard Heinecke noch keiner, als am 20. April 1952 Sohn Ulrich das Glück krönte. Die ursprünglich aus Schlesien kommende Mutter und sein aus Thüringen stammender Vater hatten sich in Bad Homburg kennengelernt. In lebendiger Erinnerung geblieben sind dem frisch gebackenen 65-Jährigen, der sich selbst als „Flüchtlingskind“ bezeichnet, die für die 1950er-Jahre typischen beengten Wohnverhältnisse. „Mit der Schwester meiner Mutter und dem Bruder meines Vaters waren wir vier Erwachsene und ein Kind.“ Schwester Carola erblickte fünf Jahre später das Licht der Welt.

Im Alter von zehn Jahren verlor der Junge bei einem Unfall beim Spielen ein Auge. Es sollte nicht der letzte Schicksalsschlag bleiben.

Inspiriert durch Aktivitäten in der Gedächtniskirchengemeinde Kirdorf, darunter von ihm gehaltene Kindergottesdienste, erwägte Ulrich Heinecke kurzzeitig, sich später in den Dienst des Herrn als Diakon zu stellen. Die Ausbildung zum Krankenpfleger als Einstieg in die soziale Schiene sollte als Rüstzeug dienen. Mangels Gewissheit der richtigen Berufswahl schwenkte er relativ bald nach Ausbildungsende auf Kurierfahrer um, verdiente im weiteren Verlauf als Kellner und Büffetier seine Brötchen.

Tituswirt

Zunehmend Gefallen an der Gastronomie gefunden, ergriff er die Chance am Schopf, als er vom Verkauf der damaligen Gaststätte Titus in Oberhöchstadt hörte, zog in die Burgstadt um und machte sich als Gaststätten- und Kioskbesitzer mit wachsendem und stark nachgefragten gastronomischen Angebot schnell einen Namen im Ort. Als nächsten logischen Schritt plante er den Ausbau der Lokalität als Restaurant, scheiterte jedoch mit seinem Ansinnen an einem für ihn nicht akzeptablen Angebot der Brauerei. Daraufhin verkaufte er die Gaststätte, arbeitete einige Monate bei der Metzgerei Klein und wechselte schließlich zur Restaurantkette Nordsee.

Knapp mit dem Leben davon

Zuvor, 1979, hatte es als zweiten Schicksalsschlag eine Zäsur in seinem Leben durch einen schweren unverschuldeten Verkehrsunfall gegeben, bei dem er knapp mit dem Leben davonkam und dessen Folgen ihn für zwei Jahre außer Gefecht setzten.

Bei der bekannten Restaurantkette startete Heinecke nochmals richtig durch, stieg rasch die Karriereleiter hoch, unter anderem mit der Leitung der Filiale im Main-Taunus-Zentrum von Dezember 2000 bis 2008. Nachfolgend als Vertrauensperson der schwerbehinderten Menschen in Hessen und freigestellter Betriebsrat für Hessen, Rheinland Pfalz und Saarland tätig, vertritt er längst auch auf Bundesebene als Gesamtschwerbehindertenvertreter die Interessen der schwerbehinderten und gleichgestellten Menschen der Nordsee GmbH und befindet sich häufig auf Reisen. Aktuell, ein halbes Jahr vor seinem Eintritt in die dritte Lebensphase, ist er durch auf der Agenda stehenden Firmenumstrukturierungen extrem gefordert.

Nicht mehr vorne an der Spritze

Langeweile wird für den rührigen Oberhöchstädter künftig weiterhin ein Fremdwort bleiben, obgleich er einige seiner vielfältigen Aktivitäten in Verein und Partei inzwischen schon zurückgeschraubt hat, „nicht mehr vorne an der Spritze stehen will“! Das gilt zum einen seit längerem für die SPD, deren rotes Parteibuch er nach Anwerbung durch den 2010 verstorbenen ehemaligen Parteivorsitzenden und Ortsvorsteher Claus Ziegann und den Bundesverdienstkreuzträger und ehemaligen Stadtrat Günter Budelski seit Anfang der Jahrtausendwende inne hat. Im März 2004 hatten die Kronberger Sozialdemokraten Ulrich Heinecke das Vertrauen ausgesprochen, nach nur zweijähriger Beisitzertätigkeit den gesundheitlich angeschlagenen langjährigenVorsitzenden Ziegann an der Spitze abzulösen. „Seine Schuhe waren riesengroß, aber ich denke, ich habe es gemeistert, bin allerdings der Ansicht, politisch keine Akzente gesetzt zu haben.“ Auf seine Empfehlung hin beerbte ihn wiederum der noch aktuelle Ortsvereinsvorsitzende und Kronberger Ortsvorsteher Thomas Kämpfer.

Die Geschicke des Karnevalvereins 1902 Oberhöchstadt hat er erst dieser Tage in die Hände von Jörg Kouth gelegt (wir berichteten). „Ich glaube, das Feld ist gut bestellt“, zeigt er sich in aller Bescheidenheit überzeugt. Das Steuerrad beim damals von Querelen geschüttelten Verein hatte Heinecke 2008 übernommen und ihn durch seine umsichtige Führung zurück in ruhiges Fahrwasser geführt. Seine Premiere im KV02-Vorstand liegt 30 Jahre zurück. Nach nur zweijähriger Vereinsmitgliedschaft wurde er 1987 zweiter Schriftführer, dann 1. Schriftführer und schließlich Kassierer. In dieser Funktion war er auch einer der federführenden Entscheidungsträger für die Feierlichkeiten zum 100. Vereinsbestehen. „Wir haben der Bevölkerung unter anderem mit Bernhard Brink, Judith und Mel und den Wildecker Herzbuben etwas geboten und dazu stehe ich auch heute noch, obwohl es damals teils großen Ärger über unser Handeln gab“, so Heineckes Resümee. Infolgedessen legte er ab 2003 eine fünfjährige Vorstandspause ein, ehe ihm die Vereinsmitglieder in Zeiten höchster Not die Vereinsrettung ans Herz legten. Nach wie vor unvergessen sind seine die Politik aufrüttelnden Auftritte in der Bütt als Zimmermann mit seinem „Knüppel aus dem Sack und druff damit“.

Seine größte Leidenschaft gilt allerdings dem Theaterspiel. „Das ist im Unterschied zum Karneval etwas ganz anderes. Für eine Büttenrede genügt eine Woche Vorbereitung, auf ein Theaterstück bereitet man sich monatelang vor“. Ob letztjähriger Otello, Wasserpfeifen rauchender Türke oder Berliner Schrotthändler – seit über zwei Jahrzehnten schlüpfte er als einer der „Fichtegickel“ in eine Vielzahl „toller Rollen“. „Den Applaus beim Theater, bekommt man nirgendwo sonst“.

Damit der Hobbys nicht genug. Gemeinsam mit seiner langjährigen Lebensgefährtin Renate hegt und pflegt er seit vielen Jahren ein Schrebergärtchen und macht aktuell eine Ausbildung zum Fachwart für Obst- und Gartenbau. Darüber hinaus unterstützt er als Mitglied die Arbeiterwohlfahrt, den VdK, die Freiwillige Feuerwehr Oberhöchstadt und die Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten.

Verwunderlicherweise findet er neben all diesen Aktivitäten noch Zeit für anspruchsvolle Wanderungen, sei es in Nepal oder in Thüringen oder für das Schmökern von Sience fiction Büchern. Zu seinen großen und kleinen verbliebenen Träumen zählt neben dem kompletten Abfahren Deutschlands mit dem E-Bike und einer Zugfahrt von Lissabon bis Peking die Umrundung des Kailash (Heiliger Berg Tibets).

„Ich bin oft zu emotional und ein grenzenloser Optimist, nachdem ich festgestellt habe, dass negative Dinge im Nachhinein dennoch etwas Gutes haben und ich habe viel Glück im Leben gehabt“, sagt er über sich selbst. Heute feiert Ulrich Heinecke Geburtstag – Herzlichen Glückwunsch!



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