1. Mai-Feiertag mit Radrennen rückt Sport in den Fokus

Die Frankfurter Straße, Ecke Hainstraße war Treffpunkt, um die Radprofis bei der Durchfahrt durch Kronberg anzufeuern. Der Gewinner Pascal Ackermann (Bora-hansgrohe) ist hier bei der ersten Ortsdurchfahrt im vorderen Mittelfeld (im Trikot des deutschen Meisters) zu sehen. Foto: Westenberger

Kronberg (mw) – Was für ein Feiertagswetter zum 1. Mai, dem Tag der deutschen Arbeit! Es war der ideale Tag, um mit der Familie oder Freunden raus ins Grüne zu starten. Mit dem Radklassiker direkt vor der eigenen Haustür musste nicht lange überlegt werden, wohin der Ausflug zum 1. Mai führen könnte. Doch was bei den einen einfach dazugehört am 1. Mai, die Radfahrer, Junioren wie Profis, bei ihren Ortsdurchfahrten ordentlich anzufeuern, empfinden andere als völlig überflüssige Veranstaltung, vor allem, seitdem sie sich selbst in ihrem Bewegungsradius stark beschnitten sehen. Ein bisschen Gehirnjogging war zweifelsohne angesagt am Tag des Traditionsrennens Frankfurt-Eschborn: Wollte man sichergehen, mit dem Auto den ganzen Tag über mobil zu sein oder hatte zwingende Gründe, sich damit fortzubewegen, musste man sich genauestens überlegen, wo man es parkte und bis 17 Uhr einige Umwege beim Start aus der Stadt hinaus in Kauf nehmen.

Aus diesem Grund hatten einige wohl auch schon morgens vor 10 Uhr die Flucht aus Kronberg angetreten und anderweitig ihren Tag verbracht. Zumindest hatten man in der Stadtmitte, Frankfurter Straße Ecke Hainstraße nicht das Gefühl, dass viele Menschen zum Anfeuern gekommen waren. Die Familien, die zuhause geblieben waren, genossen jedoch den spannenden Moment, als zunächst die Hubschrauber Kronberg überflogen, die ersten Polizeimotorräder um die Kurve gegenüber des Schulgartens fuhren und plötzlich die achtköpfige Spitzengruppe um die Kurve schoss, im Anschluss das Hauptfeld und später bereits weit abgeschlagene Radprofis, die es noch einmal besonders laut anzufeuern galt. Zu diesem Zeitpunkt war der Nachwuchs der Radsportprofis, die U23, bereits durch Kronberg durchgefahren. Die Wartezeit, bis die Radelite zum zweiten Mal durch Kronberg schoss, nutzten die Familien für Kaffee und Eis, Angebote gab es an diesem Tag reichlich in der Stadt, sogar einen Foodtruck, der ansonsten nur zum Markttag in die Burgstadt kommt, wartete am Berliner Platz entlang der Frankfurter Straße mit leckeren Drinks und Snacks auf. Die Radsportbegeisterten an der Strecke kannten sich bestens aus, denn sie hatten das Rennen bereits am Bildschirm in den heimischen vier Wänden verfolgt, wohin sie auch schnell zurückkehrten, nachdem der letzte Fahrer der 180 Mann starken Radsportelite nach der zweiten Kronberg-Durchfahrt die Frankfurter Straße hinunter Richtung Frankfurt verschwunden war. Der Feiertag im Zeichen des Radsports in Verbindung mit den Straßensperrungen hatte aber auch bewegungsfördernde Wirkung: Ganz viele Menschen waren an diesem Tag selbst sportlich unterwegs und die Radbegeisterten waren vermutlich sogleich zum Mammolshainer Berg geradelt, der auch für die Fußgänger von Kronberg nicht weit ist, um dort die Elite am steilsten Stück, dem Mammolshainer Stich, hautnah zu erleben und bei hr-Live-Berichterstattung und Übertragung des Events mitten im Geschehen zu sein. Zweirädrig unterwegs, konnte es einem sogar gelingen, die Radler erst am Mammolshainer Stich und schließlich noch in Kronberg zu „erwischen“. Doch die meisten bevorzugten dann doch lieber, am Mammolshainer Stich, bei einem kühlen Bier in der herrlichen Sonne zu verweilen. Auch Kronberger trafen sich hier, genossen zunächst das Anfeuern und später, gemütlich auf der Wiese sitzend, den Zieleinlauf der Radelite in Frankfurt und das spannende Finale.

Nach dem Start in Eschborn hatte das deutsche Radrennen das Starterfeld aus 22 Mannschaften, darunter auch zwölf Teams aus der WorldTour, auf die Taunusrunde mit topografischen Schwierigkeiten wie dem Mammolshainer Stich, dem Ruppertshainer Anstieg und der Billtalhöhe geführt. Insgesamt mussten die Profis auf der bergigen Schleife durch den Taunus 3.200 Höhenmeter zurücklegen, acht Bergwertungen inklusive, ehe es ganz hinunter auf die neu gestaltete Mainschleife durch Frankfurt ging. Die finale Zielrunde bis zur Einfahrt an der Alten Oper über 6,5 Kilometer wurde zweieinhalb Mal befahren. Dort sollte sich mit Pascal Ackermann (Bora-hansgrohe) zehn Jahre nach Fabian Wegmann wieder ein deutscher Meister beim Traditionsrennen Frankfurt-Eschborn durchsetzen. Ackermann gelang es bei der 58. Austragung des deutschen Klassikers nach 187,5 Kilometern an der Alten Oper in Frankfurt im Sprint vor dem Lokalmatadoren John Degenkolb (Trek-Segafredo) und Seriensieger Alexander Kristoff (Team UAE Emirates) ins Ziel zu fahren. Kristoff hatte die letzten vier Rennen in Folge gewonnen. Degenkolb hatte das Radrennen 2011 als letzter deutscher Fahrer gewonnen. Für Ackermann war der Sieg sozusagen eine gelungene Generalprobe für sein Debüt beim Giro d’Italia am 11. Mai.



X