150 Jahre Bund der Selbstständigen: Eine Feier für die Stadt

Das BDS-Vorstandsteam hatte die Stadthalle zum 150-jährigen Jubiläum wunderschön in Szene gesetzt. Fotos: Westenberger

Kronberg (mw) – Bunte Spotlights sorgten vergangenen Samstag dafür, dass sich die Stadthalle zum 150-jährigen Vereinsjubiläum des Bundes der Selbstständigen (BDS) in ihrer ganzen Pracht präsentierte. Der Vorstand des BDS hatte unter dem Motto „Wir leben, wir lieben Kronberg“ zur Festveranstaltung eingeladen. Der Wunsch, einen kommunikativen Netzwerkabend zu veranstalten, eine Feier, bei der Mitglieder, Ehemalige, Vertreter aus Politik und Wirtschaft, Kooperationspartner, Freunde und Kunden miteinander ins Gespräch kommen und feiern, wurde gehört: 200 Gäste durfte BDS-Vorstandssprecher Christian Hellriegel begrüßen, sodass zu den festlich im Saal gedeckten Tischen noch etliche Stehtische platziert werden mussten. Im Foyer herrschte beim Eintreffen der Gäste bereits gemütliche Enge, da die von Anke Wenderoth aufwendig vorbereitete Ausstellung historischer Bilder der Handwerksbetriebe und der Werbefilm aus den 1930er-Jahren, in dem Adolf Neubronner das Kronberger Gewerbe dokumentierte und 27 Firmen vorstellte, auf großes Interesse stießen. Die Stadt Kronberg hatte dem BDS für diesen besondern Jubiläumsabend die Stadthalle kostenfrei zur Verfügung gestellt und der Altstadtkreis verwöhnte sie mit seinem Serviceteam ehrenamtlich bis spät in die Nacht.

Zusammenwirken der Kräfte

Frankfurts IHK-Präsident, Ulrich Caspar, hatte es sich nicht nehmen lassen, persönlich zu gratulieren. In seinem Grußwort zeigte er auf, wie wichtig die Aufgaben des Gewerbevereins für die Stadt sind. Er übernehme Verantwortung für die Gemeinde, die Unternehmer, die Kunden, betreibe Vernetzung, kümmere sich um die Belange der Einzelhändler, Dienstleister, Handwerker. Caspar verwies darauf, dass es nicht die wenigen großen Unternehmen seien, sondern die kleinen bis mittleren Betriebe, die die Masse der Ausbildungsplätze zur Verfügung stellten. „Es sind die vielen kleinen Engagierten, die die Wirtschaftskraft ausmachen!“, sagte er. Deshalb sei das Zusammenwirken der Kräfte in einer Stadt äußerst wichtig. Caspar lobte in diesem Zusammenhang Hellriegels persönliches Engagement als Vollmitglied bei der IHK Frankfurt und freute sich über das „aktive Bürgertum“, das er in Kronberg erlebe. „Das tut der Stadt und ihrer Entwicklung gut“, so Caspar. In seiner engagierten Rede warb er dafür, eine positive Diskussion zu führen, wenn es um die Entwicklung der wirtschaftlich starken Rhein-Main-Region gehe. „Wir sind gewachsen, aber unsere Verkehrsangebote nicht“, sagte er. Gewerbebetriebe, die neue Flächen brauchten, müssten unterstützt werden, genauso wie Firmen, die Fachkräfte in die Regionen holen wollen. Caspar appellierte auch an alle, den Wohlstand und Frieden nicht als selbstverständlich zu betrachten: „Das ist er nicht, sondern es war ein langer Prozess bis dahin.“ Nun sei es an der Zeit, gemeinsam für das Harterarbeitete einzustehen. „Wir alle müssen gemeinsam dafür sorgen, dass die Probleme im Land, die es gibt, gelöst werden – und zwar auf demokratischem Weg.“

Im Wandel beständig

Landrat Ulrich Krebs verwies in seinem Grußwort ebenfalls auf die Stärke der Region: „Wir liegen im Herzen Europas, mit Flughafen und Autobahnkreuz sind wir Dreh- und Angelpunkt“, sagte er. Der BDS habe Durchhaltevermögen bewiesen, denn nach den fulminanten Anfängen durch die Ansiedlung der Kaiserin in Kronberg habe der Verein sich auch im Wandel immer wieder beständig gezeigt. Heute gelte es, Kronberger Handel und Gewerbe zu halten, damit die Stadt nicht zum Museum werde, für neue Unternehmen und gemeinsam für die Stadt und die Region zu werben. „Wir wünschen dem BDS den nötigen Einfluss und wir werden Sie dabei unterstützen, die nötigen Rahmenbedingungen hierfür zu schaffen“, versprach Krebs.

Tragende Säule

Auch Bürgermeister Klaus Temmen benannte, nachdem er zunächst aufgezählt hatte, was Kronberg so lebens- und liebenswert mache, die Herausforderungen, die man bereits angegangen sei zu meistern: „Wir kennen die Sorgen und Nöte einiger Kronberger Traditionsunternehmen, die händeringend Flächen suchen, um sich zu erweitern und zukunftssicher aufzustellen.“ Man habe potenzielle Flächen identifiziert, wolle diese im neuen Regionalen Flächennutzungsplan zur Entwicklung ausweisen, informierte er. Gespräche mit dem Regionalverband habe es bereits gegeben, entsprechende politische Beschlüsse müssten im Rahmen des weiteren Verfahrens noch gefasst werden, denn: „Kronberg muss auch weiterhin für gute wirtschaftliche Rahmenbedingungen und Zukunftsperspektiven seiner Unternehmen sorgen“, sagte er. Nicht zuletzt würden auch gezielte städtische Projekte der wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt und der Stärkung von Handel, Gewerbe und Gastronomie dienen. Er verwies unter anderem auf die Einführung der Fußgängerzone, die kostenlosen Beratungsangebote für Existenzgründer und den Image-Film von Kronberg sowie die aktuelle Erstellung einer Stadtmarketing-Konzeption. Der BDS dürfe heute stolz sein auf das Geleistete und Erreichte. „Ich bin überzeugt davon, dass es auch zukünftig gelingen wird, gemeinsam die vor uns liegenden Aufgaben zu meistern. Der BDS bleibt dabei eine tragende Säule für die Entwicklung unserer Stadt. Gestern – heute – morgen!“, so der Bürgermeister. Stadtverordnetenvorsteher Andreas Knoche nannte den BDS ein unverzichtbares Netzwerk für das Kronberger Gewerbe und lobte ihn unter anderem für die Ausbildungsplatzbörse, über die jungen Menschen Praktikumsplätze und Lehrstellen vermittelt werden.

Symbolische Schaufel

Der BDS unterstrich die Wichtigkeit, den Mittelständlern in der Stadt Gewerbeflächen anbieten zu können, symbolisch mit einer Schaufel, die Moritz Feger dem Bürgermeister mit der Bitte überreichte, sich für die Belange der Handwerksbetriebe in Kronberg, denen es an Expansionsflächen fehlt, noch stärker einzusetzen. Zuvor hatte Christian Hellriegel bereits daran erinnert, dass der BDS in den letzten Jahren wiederholt die Ausweisung neuer Gewerbegebiete gefordert hatte, damit sich die Unternehmen in Kronberg vergrößern können. Hellriegel gab den Festabendgästen einen spannenden Einblick in die bewegte Geschichte des BDS, die 1869 begann und geprägt war von den Aufträgen des Hochadels – der Frankfurter Geldadel wollte in die Nähe der Kaiserin und ließ Häuser in Kronberg bauen. Er erzählte Anekdoten von den ältesten Handwerksbetrieben, um schließlich den Bogen bis heute zu spannen: „Die Probleme wie Strukturwandel und Unsicherheit existieren heute noch genauso wie vor 150 Jahren“, stellte er fest. „Alles verändert sich – nur noch sehr viel schneller. Deshalb suche der BDS das Gespräch mit anderen Unternehmen und Institutionen. So könne man Erfahrungen austauschen und auf neue Entwicklungen reagieren. Beim BDS treffe sich „wirtschaftliches Know-how und Ortskenntnis, wir kennen die Bedürfnisse des Konsumenten und die Wünsche der Eigentümer von Immobilien.“ Deshalb sei es in Zukunft noch wichtiger, dass „wir als Wirtschaftler und die Politik noch stärker zusammenarbeiten, um unser Wissen zusammenzubringen“, unterstrich er.

Netzwerken

Nach den Grußworten begann sogleich das Netzwerken: Bei Wein und einem leckeren Buffet von Achim Klinger mit dreierlei Vorspeisen, Hauptspeisen und Nachspeisen. Aufgelockert wurde der Abend durch den Zauberer Jannik Görtz, der es verstand, mit seinen Zauberkunststücken zu verblüffen. Später wurden auch die Drinks an der eigens für den Partyabend eingerichteten Bar des Altstadtkreises reichlich frequentiert. Nur die geplante Partystimmung, zu der eine volle Tanzfläche gehört, vermissten die einen oder anderen. Die Musik blieb Hintergrund – dafür wurden die anregenden Gespräche bis in die Morgenstunden geführt. Alles in allem durfte sich der BDS über eine rundum gelungene 150-Jahrfeier freuen.

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