25-jährige Partnerschaft mit „Aber“ – eine starke Freundschaft über Hürden hinweg

Am „Aber-Kreisel“, an dem auch der walisische Drachen als Skulptur steht, um den sich viele Legenden ranken, wurde feierlich ein neues Hinweisschild enthüllt, das nun auf die 25-jährige Partnerschaft zwischen Kronberg und Aberystwyth hinweist. V.l.n.r.: Christoph König, Dr. Barbara Reimer, Andreas Knoche und Chris Hodgson Foto: Westenberger

Kronberg (mw) – Es war eine Feier voller Wiedersehensfreude mit vielen schönen und bewegenden Momenten, den die Aberystwyther Freunde mit ihren Kronberger Freunden in der Stadthalle zum 25-jährigen Partnerschaftsjubiläum der beiden Städte erlebten. Gemeinsam wurde der Anfänge der Städtepartnerschaft gedacht sowie der Hoffnung Ausdruck verliehen, dass sie auch zukünftig mit Leben gefüllt werden kann, indem sich Menschen finden, die den Gedanken der Völkerverständigung weiterleben. In 25 Jahren reisten viele Gruppen hin und her über den Kanal, blickte die erste Vorsitzende des Partnerschaftsvereins Kronberg-Aberystwyth, Dr. Barbara Reimer, zurück: Schüler, Studenten und Praktikanten, Musikanten, Chöre und Orchester, Wandergruppen, Gartenliebhaber, Kulturinteressierte und Naturfreunde. Viele Freundschaften seien geschlossen worden. Anhand einiger Beispiele zeigte sie auf, wie intensiv die Partnerschaft all die Jahre gelebt wurde: Einmal jährlich erkundet eine deutsche Reisegruppe „Aber“ und Umgebung, im Gegenzug besucht eine walisische Gruppe den Kronberger Weihnachtsmarkt, um dort walisische Erzeugnisse anzubieten. Seitens der Altkönigschule brachte Oberstudienrat Carsten Giegler den Jazzchor nach Aberystwyth und Studienrat Wolfram Gaigl fuhr mit dem Chor „Königskinder“ zum 20-jährigen Jubiläum in die Partnerstadt. „Wie wir heute Abend wieder erleben dürfen, bringt Alan Phillips regelmäßig seine Junior Brass Band nach Kronberg“, ergänzte Dr. Barbara Reimer. Besonders die Jugend gelte es weiter zu fördern mit der Hoffnung, dass sie dann „in unsere Fußstapfen treten können“, sagte Reimer. Wie auch Bürgermeister Christoph König, der gemeinsam mit Stadtverordnetenvorsteher Andreas Knoche wechselseitig das Grußwort sprach und aus allen vier Partnerstädten Gäste begrüßte, erinnerte sie daran, dass die Geschichte des Austauschs zwischen den beiden Städten weitaus länger zurückreicht als die Partnerschaft. Denn es gab schon seit 1968 einen regelmäßigen jährlichen Schüleraustausch zwischen der AKS und der Penglais Comprehensive School in Aberystwyth. Damit reicht die Geschichte dieser Freundschaft weiter zurück als die der drei anderen Partnerschaften, stellte König fest. „Besonders eng mit diesem Schüleraustausch verbunden ist ein Mann“, ergänzte Andreas Knoche, der auch „die treibende Kraft“ bei der Begründung der Städtepartnerschaft war: Friedrich Pratschke. Seinem „unermüdlichen Drängen und Fordern“ sei es zu verdanken, dass es 1997 zu der offiziellen Städtepartnerschaft gekommen sei, sagte Reimer. Pratschke erhielt für sein Wirken bereits 1999 die städtische Ehrenplakette „und er ist seit 2011 der erste Ausländer, dem die Ehre eines ,Honorary Freeman of Aberystwth‘ verliehen wurde“, verriet König den Gästen. König und Knoche erinnerten an die Idee der Städtepartnerschaft als eine europäische Idee der Nachkriegszeit und des Kalten Kriegs, um durch Kontakte zwischen den Menschen, einen Beitrag zur Völkerverständigung und damit zum Frieden in Europa und der Welt zu leisten. Bist heute sei dieses erfolgreiche Projekt aber auch immer wieder in Gefahr. „Wir waren schockiert und traurig, als das Vereinigte Königreich sich 2016 dafür entschied, die EU wieder zu verlassen“, bekundete der Bürgermeister. Trotzdem bleibe es aber Teil Europas, „es teilt und es verteidigt unsere gemeinsamen Werte und unsere Überzeugungen von Frieden, Freiheit und Demokratie“. Und er fügte hinzu: „Es ist unsere Aufgabe als Partnerstädte, als Partner von Europa, die Freundschaft zwischen den Menschen unserer Länder aufrechtzuerhalten und zu vertiefen, neue Wege des Austauschs und der Partnerschaft zu finden.“ Deshalb freute er sich besonders über den jüngsten Besuch einer Gruppe von Studenten der Wirtschaftswissenschaften aus Aberystwyth in Kronberg.

Besonderer Dank ging an diesem feierlichen Abend an die Männer und Frauen der ersten Stunde, König nannte stellvertretend Friedrich Pratschke und Carol Ann Colczak in Wales, und an die aktuellen Vorsitzenden, Dr. Barbara Reimer und Chris Hodgson, aber auch an alle anderen früheren und aktiven Vorstandsmitglieder „für ihre Arbeit und ihr Herzblut“. „Carol hat anfänglich in Aberystwyth wertvolle Vorarbeit geleistet“, betonte Friedrich Pratschke, sichtlich bewegt; er bedauerte, dass es Carol Ann Colczaks Gesundheitszustand nicht zuließ, an der Jubiläumsfeier in Kronberg teilzunehmen. Bis heute seien auch für ihn persönlich viele tolle und enge Freundschaften entstanden, sagte er, und er sei froh und dankbar darüber, an dem Aufbau „unwahrscheinlich vieler Verbindungen“ mitgewirkt zu haben. Pratschke dankte auch den jeweiligen Bürgermeistern für ihre immerwährende Unterstützung, den AKS-Lehrern für die Organisation unzähliger Konzerte und den Gastgebern für die herzliche Aufnahme der Waliser. Natürlich hatte auch der Vorsitzende des Partnerschaftsvereins aus „Aber“, Chris Hodgson, eine lange Liste von Namen vorbereitet, um all diesen Menschen für ihr Engagement, sowohl in Kronberg als auch in Aberystwyth, zu danken. In Aberystwyth erwähnte er neben Carol Ann Colczak Chris Simpson. Es sei hervorragend, was er über die Jahre für die Partnerschaft geleistet habe. Bei allem Dank wurde auf beiden Seiten jedoch eines klar, was Chris Hodgson passend für beide Partnerstädte in Worte fasste (in Englisch, aber dank deutscher Übersetzung auf den festlich dekorierten Tischen für alle verständlich). „Wir freuen uns auf die Fortsetzung unserer Freundschaft in den nächsten Jahrzehnten! Noch nie war es so wichtig wie heute, dass wir unsere Beziehungen zueinander stärken“, betonte er. „In diesen schwierigen Zeiten müssen wir Toleranz, Redefreiheit, Vielfalt und Integration in ganz Europa und der Welt fördern. Wir stehen vor großen Herausforderungen, aber wir müssen mehr Menschen aus unseren beiden Städten ermutigen, sich an diesem kulturellen Austausch zu beteiligen, sich für unsere Unterschiede zu interessierten und sie zu feiern.“ Die Freundschaften würden ihnen allen viel bedeuten. Und auf Deutsch beendetet er seine Rede mit den Worten: „Ich bin ein Kronberger“ und erntete dafür viel Applaus.

Zum Abschluss des offiziellen Teils folgte der feierliche Eintrag ins Goldene Buch der Stadt Kronberg. Es unterzeichneten Bürgermeister Christoph König, Stadtverordnetenvorsteher Andreas Knoche, Erster Stadtrat Robert Siedler sowie die beiden Vorsitzenden Dr. Barbara Reimer und Chris Hodgson. Der Bürgermeister von Aberystwyth, Dr. Talat Chaudhri, war verhindert, hatte aber eine Rede verlesen lassen, in der er versprach, dafür zu sorgen, dass die Freundschaft „in den nächsten 25 Jahren genauso stark und wichtig ist, wie sie es seit der Unterzeichnung des Partnerschaftsvertrags war“. Auch will er sich nach Kräften weiter darum bemühen, die Schulen in „Aber“ auch in Zukunft davon zu überzeugen, Deutsch zu unterrichten und die Städtepartnerschaft weiterzuentwickeln. Dr. Reimer hatte ihrerseits schon auf die Tatsache hingewiesen, dass leider kaum mehr Deutsch an den walisischen Schulen unterrichtet werde. Sogar der Schüleraustausch war zwischenzeitlich schwierig, da das britische Recht nicht die Unterbringung walisischer Kinder in deutschen Familien erlaubt. Doch den Austausch habe man eingeschränkt wieder reaktivieren können. Gerade der Kontakt zwischen den Jugendlichen sei auf beiden Seiten sehr willkommen und soll weiter gefördert werden. Passend dazu spielte die Jugend Brass Band mit Bandleader Alan Phillips auf, doch erst nach dem vom Hotel Posthaus vorbereiteten dreigängigen Menü für die Gäste.

Beim fünftägigen Kronberg-Programm ging es für die Waliser und ihre Kronberger Freunde nach einem langen, vergnüglichen Abend am Samstag um 11 Uhr mit einem Sektempfang und der Enthüllung der Gedenktafel für die 25-jährige Partnerschaft am sogenannten „Aber-Kreisel“ in der Merianstraße weiter. Dort und auf dem sich anschließenden Kunst- und Weinmarkt spielte die Junior Brass Band ebenfalls mit schmissigen Melodien auf und verbreitete allseits gute Laune.

Bürgermeister Christoph König dankte am Abend allen am Gelingen Beteiligten mit einem Blumenstrauß, allen voran Heike Stein für die gesamte Organisation der Feier, aber auch dem Serviceteam des Altstadtkreises für die Bewirtung, dem Partnerschaftsverein für die Vorbereitungen und Übersetzungen und Margarita Kopp (Sopran) und Konstanze Callwitz (Mezzosopran) für die musikalische Begrüßung, die die Zuhörerinnen und Zuhörer verzauberte und vor allem beim dritten und letzten gesanglichen Vortrag, dem Duett „Die Schwestern“ von Johannes Brahms, sichtlich vergnügte.

Die Junior Brass Band aus „Aber“ spielte zur Jubiläumsfeier in der Stadthalle, auf dem Kunst- und Weinmarkt und zur Einweihung der neuen Gedenktafel zum 25-jährigen Jubiläum von Kronberg und Aberystwyth auf.
Foto: Westenberger

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