Kronberger Geschichtssplitter
Überfall und Spendenglück
Kronberg (war) – Gerade feierte zwischen dem 30. August und dem 1. September die Kronberger Feuerwehr ihr 150. Gründungsjubiläum. Im September 1974 hatte sie ebenso ausführlich zu ihrem 100. Wiegenfest über mehrere Tage eingeladen.
Vor einem halben Jahrhundert
Doch wurden vor 50 Jahren die damaligen Feierlichkeiten, die vom 6. bis 9. September auf dem Berliner Platz stattfanden, von einem dreisten Überfall überschattet. Das kam so: Der EFC Kronberg 1910 hatte die Bewirtung der Festveranstaltung am Sonntag übernommen, um mit den Einnahmen einen Teil der Kosten für den bereits begonnenen Bau eines neuen Jugendraumes beim Vereinsheim am Waldschwimmbad abzudecken. Das EFC-Vereinsmitglied Günter Stupp hatte den erwirtschafteten Betrag von mehr als 10.000 Deutsche Mark am frühen Montagmorgen – es war der 9. September – gegen vier Uhr mit nach Hause genommen, da er das Geld später am Tag zur Bank bringen wollte. Doch dazu kam es nicht mehr, denn Stupp wurde mit seiner Frau direkt vor ihrem Haus in der Höhenstraße überfallen. Mit vorgehaltener Pistole zwang der Räuber das Ehepaar, ihm den kompletten Geldbetrag zu übergeben. Der Täter hatte wohl im Festzelt beobachtet, wie Stupp kurz zuvor die Einnahmen an sich genommen hatte. Den genauen Betrag konnte Stupp, wie die Taunus-Zeitung am 10.9.1974 berichtete, bei der Vernehmung durch die herbeigerufene Polizei nicht benennen, da das Geld in der Nacht noch nicht gezählt worden war. Er ging von rund 14.000 Mark aus. Später wurde der Betrag mit circa 18.800 DM in der Presse angegeben. Eigentlich war laut Stupp geplant gewesen, das Geld noch in der Nacht zu zählen und danach sofort in den Nachttresor der Volksbank einzuwerfen. Da der damit eigentlich Beauftragte aber zu stark alkoholisiert gewesen sei, habe Stupp nach eigener Aussage sich bereit erklärt, das Geld erst einmal mit nach Hause zu nehmen, um es später am Tag bei der Bank einzuzahlen. Der Überfall war selbstverständlich am Montagmorgen das Gesprächsthema in Kronberg.
Spendenglück im Unglück
Doch der EFC hatte Glück im Unglück, weil beim Frühschoppen des gleichen Tags das Jubiläumsfest der Feuerwehr im Festzelt auf dem Berliner Platz abschloss, spontan eine größere Geldsumme unter den Besuchern für den EFC gesammelt werden konnte. Weitere Geldbeträge kamen noch am städtischen Altennachmittag am Dienstag sowie durch Spenden einzelner Bürger hinzu, wie der Kronberger Anzeiger am 13. September 1974 mitteilte. Zudem boten einige Kronberger Handwerksbetriebe ihre unentgeltliche Hilfe an, so dass der Weiterbau des Jugendraums wie geplant fortgeführt werden konnte.