Ausgelassenes Feiern bei der „Mutter aller Straßenfeste“ – der Thäler Kerb

Beim Einzug ins Thal: Nadine Löhr und Alexander Ritschel, hinter ihnen Bürgermeister Klaus Temmen, rechts daneben die diesjährigen Thal-Regenten Saskia Schneider und Matthias Scheller, farblich aufeinander abgestimmt in „hellem freundlichen Schwarz“, wie sie zur Begrüßungs ihr Outfit bezeichneten. Foto: Westenberger

Kronberg (mw) – Im besten Hessisch mit einem gut zu vernehmenden freundlichen „Guude!“ wurde die muntere Gästeschar in der „Staagass“ vom frisch gekürten Thäler Kerbepärchen nach Einzug ins Thal begrüßt. In der munteren Zugschar mit dabei waren die 1. Kronberger Laienspielschar, die Kronberger Rittergarde, die „Ahlen“ und die „Giggelnden Hinkel“ vom Kappen Klub Kronberg, die Carnevalsgesellschaft 1886 Kronberg, der Fanfarenzug Kronberg, der Musikverein Kronberg, die Freunde des Recepturkellers und die Cronberger Schützengesellschaft 1398. Zuletzt kamen die Kerbeburschen mit dem Kerbebaum, denen es mit Bravour gelang, den stattlichen Baum samt „Trollo“ fachmännisch aufzustellen. Angeführt wurde der Zug von den alten Regenten und den zukünftigen, die sich anschließend auf der Bühne über den Garagen in der Mitte der „Staagass“ versammelten. „Mer begrieße Euch, des is doch klar, zum scheenste Fest im ganze Joar, die Thäler Kerb, des is die Macht, viele Stunden habe mehr hier verbracht“, so reimten Saskia Schneider und Matthias Scheller, die neue „Miss Bembel“ und der neue „Thäler Borjermaaster“. Als bühnenerprobtes Kerbepaar – beide sind seit vielen Jahren im Kappenklub aktiv – hätten sie schon eine Weile davon geträumt, einmal auf der Bühne über der „Staagass“ zu stehen, um die mit Menschen von nah und fern gefüllte Gasse von oben zu sehen. Die Freude war groß, dass dieser Traum nun wahr geworden war. Nach der Begrüßung der Gästeschar zur 51. Thäler Kerb durch den ersten Vorsitzenden des Thäler Kerbevereins, Georg Hense, war es endlich soweit: Gut gelaunt dankten die gelernte Krankenpflegeschwester „Sasko“ Schneider und „Matze“ Scheller aus der Schmiedewerkstatt Scheller ihren Vorgängern, Nadine Löhr und Alexander Ritschel, für ihren einjährigen „Top-Job“. Während Georg Henses Vorgänger, Bernd Girold und Bürgermeister Klaus Temmen, noch aus dem Nähkästchen plauderten – beispielsweise dass Saskia Schneider mitten auf der Staagass wohnt und in der Scheune der Familie das komplette Mobiliar für „das scheenste Fest im Nest“ seinen Platz findet – hatte es das neue Regentenpaar eilig, zu „ihrem Volk“ zu gelangen. „Mir kommen nun zu Euch un schenke ein, lasst uns zusamme fröhlich sein. Lasst uns singe; danse, schunkle, in de nächste Daache un auch Stunne“, reimten sie noch schnell, doch während oben auf der Bühne nach alter Tradition Bürgermeister Klaus Temmen selbst zum Mikrofon griff, um in einer Schunkelrunde die Thäler Kerb zu besingen, ließen sich die beiden frisch Gekürten bereits unter der Bühne im Garagenausschank ihren großen schweren Bembel bis zum Rand mit Abbelwoi füllen – 800 Liter sollen allein am ersten Abend geflossen sein, munkelt man – und verschwanden in das Getümmel der Staagass. Zuvor hatten sie noch verlauten lassen: „Mer rocke die Staagass von obbe bis unne, denkt ja net mir sin vorher verschwunne, denn bei Weck und Worscht und Ebbelwoi, beim Feiern sin mehr gern dabei!“

Viele nutzen das zweitägige Fest im Thal dazu, ihre Freunde und Bekannten aus ihrem Jahrgang wiederzutreffen. Denn das Schönste an der Thäler Kerb ist und bleibt nun einmal, dass man sich hier nicht verabreden muss, um Freunde und alte Bekannte zu treffen, man läuft sich ohnehin über den Weg, denn es gibt nur eine Straße, in der sich alles trifft. Genau das macht die Thäler Kerb, für die sich viele extra Urlaub nehmen, so liebenswert. Eine Woche lang haben die „Thäler“ auf der „Staagass“ bereits Vorbereitungen für die zweitägige Feier getroffen, zu der am Mittwoch auch ein Frühschoppen und ein Seniorennachmittag gehören, sie haben die Theken aufgebaut, die bunten Lämpchen quer durch die Gasse gespannt, die Straße mit Birkenzweigen geschmückt und noch einiges mehr. Eine Anwohnerin, die erst vor Kurzem ins „Thal“ gezogen ist, hat beobachtet, mit welch hohem Arbeitseinsatz, vor allem jedoch mit welch großer Freude und viel Gemeinschaftssinn hier fröhlich ans Werk gegangen wird. Dass es bei ihr dafür an zwei Tagen im Jahr etwas feucht-fröhlicher vor der Haustür zugeht, das kann sie gut verschmerzen, sie feiert einfach mit! „Genießt das Fest und das Zusammensein, bei Musik, Weck, Wurst und Wein“, forderten denn auch „die Thäler“ ihre Gäste auf. Und genau dieser Anweisung folgten diese sehr gerne und einigen fiel es mit der im zweiten Jahr noch „neuen Band“, „Sunny Vibes“ mit Frontman Harry Kaey, noch einfacher: Denn neben den beliebten älteren Songs „Marmor, Stein und Eisen bricht....“, Schlagersongs zum Mitsingen wie „Eine neue Liebe....“, gab es auch neuere Radiohits zu hören wie „Chöre“ oder zeitlos schöne Stücke wie Stings „Englishman in New York“, die man, musikalisch einwandfrei vorgetragen, einfach nur genießen konnte.

Und so wurde von Dienstagabend bis Mittwochnacht, mitunter ohne lange Pausen, ausgelassen durchgefeiert.



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