Bauausschuss plädiert für „Runden Tisch Straßenverkehr“

Kronberg (pu) – In den letzten Jahren war die unsägliche Verkehrssituation rund um den Sodener Stock mehrfach Gegenstand politischer Anträge und Debatten. Aktuell unternimmt die FDP-Fraktion den nächsten Vorstoß, Lösungsansätze zur Behebung der Misere auf den Weg bringen zu wollen und erhält dabei Rückendeckung vor allem durch den Ortsverband Bündnis90/Die Grünen.

Ausschlaggebende Beweggründe sind neben den die Nerven der Autofahrer vor allem montags bis freitags in den Morgenstunden und gegen Abend strapazierenden Staus durch das in den letzten Jahren gewachsene Verkehrsaufkommen rund um den Verkehrsknoten die zunehmende Sorge einer drastischen Verschärfung der Lage durch anstehende Veränderungen. Im einzelnen genannt wurden im jüngsten Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt (ASU) die von der Stadt favorisierte Verlagerung der P&R-Plätze an den Bahnhof Kronberg-Süd, das erweiterte Gewerbegebiet Kronberg-Süd und der vom Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) erwägte Viertelstundentakt der Straßenschnellbahnlinie 4 bis Kronberg etwa ab 2030, der eine Verdoppelung der Schließzeiten des Bahnübergangs „Am Schanzenfeld“ zur Folge hätte.

FDP-Antrag

Auf Initiative der Liberalen soll daher am heutigen Abend von der Stadtverordnetenversammlung beschlossen werden, die Stadtverwaltung zu bitten, mit der Gemeinde Schwalbach, dem Hochtaunuskreis, dem Main-Taunus-Kreis, dem Regionalverband FrankfurtRheinMain, Hessenmobil und dem RMV einen regelmäßigen Runden Tisch zum Thema Straßenverkehr ins Leben zu rufen und darüber im Ausschuss für Bau, Planung und Umwelt zu berichten. Das Ziel: die Stauproblematik an der L3005 zu lösen und für die Kronbergerinnen und Kronberger eine dauerhafte Verbesserung der Verkehrssituation herbeizuführen. Unter Einbeziehung der Landkreise und Nachbargemeinden soll zudem erreicht werden, dass die Situation auf der L3005, zwischen der Kreuzung mit der L3015 und der Einwegung der L3014, auch für das Land Hessen zu einem prioritären Infrastrukturprojekt wird. Als mögliche Lösungsoptionen schweben der FDP die Einrichtung einer Wechselspur ebenso vor wie der Ausbau der L 3005 auf vier Spuren oder die Optimierung der Ampelschaltungen.

Bündnis90/Die Grünen-Position

So groß das Interesse an einer generellen Lösung der Problematik einerseits ist, so unterschiedlich ist andererseits die Herangehensweise. Bündnis 90/Die Grünen-Stadtverordnete Anja Weinhold warb am Ausschussabend mit einem Ergänzungsantrag für Unterstützung der stärkeren Akzentuierung der Nachhaltigkeit in dieser Angelegenheit. Aus diesem Grund wollten die Grünen nicht nur den ADFC mit an den regelmäßigen Runden Tisch holen, sondern dieses Gremium sollte unter der Überschrift „nachhaltige Mobilität“ stehen. Unter Einbeziehung der Landkreise und Nachbargemeinden sowie der Vertreter unterschiedlicher Mobilitätsformen soll erreicht werden, dass für die bestehenden Probleme nachhaltige und zukunftsfähige Lösungen gefunden werden, die Auto, ÖPNV und Rad als gleichberechtigte Verkehrsteilnehmer wahrnehmen und durch Schaffung attraktiver Angebote für alle Mobilitätsformen zu einer Entlastung der L3005 führen. Nach den Worten Weinholds wird die Auffassung der FDP, dass der morgendliche und abendliche Stau auf der L3005 für alle Beteiligten unerfreulich und zeitraubend ist zwar geteilt, allerdings greife es „um Lösungen zu finden, die wirklich nachhaltig und zukunftsfähig sind, zu kurz, lediglich den Autoverkehr – und dies insbesondere durch Ausbau der vorhandenen Infrastruktur – zu stärken.“ Vielmehr seien Lösungen gefragt, die alle Verkehrsteilnehmer in den Blick nehmen. So könne beispielsweise durch die Schaffung von guten und zukunftsweisenden Angeboten im Bereich Radverkehr und ÖPNV für einen Teil der Verkehrsteilnehmer der Wechsel vom Auto hin zu anderen Mobilitätsformen attraktiv werden und zu einer Entlastung der Straße führen. Daneben könnten auch Ideen wie optimierte Ampelschaltungen oder ähnliches, die direkt dem Autoverkehr zugute kommen, Teil der Lösung sein. „Eine reine Fixierung auf Straßenausbau, so zeigen alle Erfahrungen aus der Vergangenheit, führt hingegen zwar kurzfristig dazu, dass die Verkehrssituation sich entspannt – mittelfristig wird so aber wiederum mehr Autoverkehr generiert und die Überlastung ist erneut gegeben. Um weitere Flächenversiegelungen zu vermeiden, sollten unseres Erachtens Lösungen favorisiert werden, die auf einen zusätzlichen Straßenausbau verzichten“, warb Weinhold um Unterstützung für diese Sichtweise.

Anstehende Konzepte

Erster Stadtrat Robert Siedler (parteilos) lenkte in diesem Zusammenhang den Blick auf den Baustein Mobilität des Stadtentwicklungskonzepts (SEK), der in diesem Jahr neben dem Baustein Freizeit in der zweiten Phase des Stadtentwicklungskonzepts von allen Seiten beleuchtet werden wird. Des Weiteren erinnerte er daran, dass der Kreis aktuell ein Kreisentwicklungskonzept erarbeitet. Dies berge das Risiko der terminlichen Schwierigkeiten, die eine oder andere Interessengruppe an einen Tisch zu holen, ferner warnte er generell vor zu großen Gruppen. „Man muss aufpassen, dass sich Tische in dieser Größe nicht totlaufen, besser wären Runde Tische für Teilbereiche, um etwas auf den Weg zu bringen!“ Obwohl im Ausschuss größtenteils Einigkeit über die jeweils berechtigten vorgebrachten Gründe zu beiden Anträgen herrschte, gab es im Ergebnis für den Bündnis90/Die Grünen-Ergänzungsantrag drei Befürworter, drei Gegenstimmen und drei Enthaltungen, womit dieser Antrag abgelehnt war. Dagegen fanden die Liberalen mit einem modifizierten Antrag, unter anderem mit der Hereinnahme des Radverkehrs, acht Befürworter bei einer Enthaltung.



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