Benachteiligung der Frauen im Beruf Und was sind Ihre Lösungsvorschläge?

Kronberg. – Dr. Dorothee Beck, als Forscherin, Dozentin und Moderatorin an der Uni Marburg im Bereich Gender Transfer Forschung tätig, hatte auf Einladung der AG Frauen und der kfd Kronberg und Schönberg für ein kleines aus Frauen unterschiedlicher Altersgruppen und Arbeitsbereichen zusammengesetztes Publikum unterschiedliche Quellen der Spezialliteratur ausgewertet und nannte das Ergebnis ihrer Arbeit „Brennglas Corona – geschlechtsspezifische Ungleichheit in der Krise“. Die Vortragende stand den Frauen innerhalb ihrer Präsentation nicht nur als Fachfrau zur Vermittlung der sachlichen Lage von Frauen mit Kindern zur Verfügung, sondern blickte weit über den Tellerrand hinaus, indem sie weitere Gruppen unter die Lupe nahm und feststellte: „Es brennt unter dem Vergrößerungsglas der Forscherin!“ Das Kronberger Publikum hörte Ergebnisse aus den Bereich A, das Geschlecht der Pandemie, B, der familiären Sorgearbeit und C, den systemrelevanten Berufen. In der Summe kam die Forscherin nach Datenauswertung zu dem Schluss, dass schlecht bezahlte Arbeit, höchste finanzielle Belastungen und geringere staatliche Unterstützungen in der Mehrheit Frauen betreffen. Ein markantes Beispiel: Laut UN Woman kommen auf jeden von extremer Armut betroffenen Mann 118 Frauen. Gerade machte die Bertelsmann-Stiftung Zahlen bekannt, die einen erschreckend hohen Armutsanteil alleinerziehender Frauen in Deutschland aufzeigen. Außerdem ist unbestritten, dass die familiäre Sorgearbeit in der Quarantäne- und Schulschließungszeit zugenommen hat und damit leider auch die häusliche Gewalt zugenommen hat. Dr. Beck legte dazu folgende Zahlen vor: 11,1 Millionen Kinder wurden zu Hause betreut. Von den ca. 900.000 Alleinerziehenden waren 91,4 Prozent Frauen. Trotz gleicher Bedingungen für Mütter und Väter durch staatliche Unterstützung, leisteten in 52 Prozent der Familien die Mütter die Hauptarbeit, in 24 Prozent die Väter. 27 Prozent der Mütter änderten ihr Erwerbsarrangement, 16 Prozent der Väter, das heißt, die Eltern verzichteten zugunsten der Kinderbetreuung auf einen Teil ihres Gehalts, was nicht allen jederzeit möglich ist. Bei Paaren mit einem Haushaltseinkommen unter 2.000 Euro sei das keine Alternative. In der Krise habe darüber hinaus der Anteil der gemeinsamen Hausarbeit abgenommen, stellte Dr. Beck fest. Waren es vorher 60 Prozent der Paare, die die Hausarbeit zusammen meisterten, waren es jetzt nur noch 48 Prozent. Dies ist laut Dr. Beck begründet in sozialen Sicherungssystemen und im Steuersystem, die noch immer das Modell des Haupternährers und der Zuverdienerin förderten, was dazu führt, dass Frauen nach wie vor nicht den gleichen Lohn für gleiche Arbeit erhalten.

„Und was sind Ihre Lösungsvorschläge?“, fragte Dr. Beck am Ende ihres informativen Vortrags bei der kfd-Ortsgruppe Kronberg-Schönberg zum Thema: „Beruf & Familie – gefragt ist Frau wie noch nie!“ in die Runde. Es folgte ein offener Meinungsaustausch zu den unterschiedlichen Gesichtspunkten. „Gut, dass die Zuhörerinnen in diesem Vortrag sachliche und relevante Fakten betrachten und sich nicht mit Vorurteilen, Vermutungen und unbedachten Meinungsäußerungen zufrieden geben mussten“, freut sich die stellvertretende Leiterin der kfd-Ortsgruppe, Ellen Reinhard, die das Thema weiter beschäftigt. Das sei ein Fortschritt der letzten Jahrzehnte. „Aber sind die forschenden Frauen laut, energisch, beachtet genug?“, fragt sie nun selbst in die Runde der Kronberger Bürgerinnen und Bürger und freut sich über weitere Gedanken und Lösungsvorschläge dazu. (mw)



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