Bewusstseinsschärfung und Klimaschutzkonzept – Vor dem Klimaschutzmanager liegt ein sportliches Programm

Seit Anfang des Jahres hat die Stadt Kronberg mit Friedrich Horn ihren eigenen Klimaschutzmanager. Foto: Westenberger

Kronberg (mw) – Zeitgleich mit dem neuen Bürgermeister Christoph König (SPD) hat Klimaschutzmanager Friedrich Horn Anfang Januar seine Arbeit bei der Stadt Kronberg aufgenommen, nachdem die Politik die Weichen dafür gestellt hatte. Die Stadt Kronberg führte in der Vergangenheit bereits zahlreiche Aktivitäten im Bereich des Klimaschutzes durch. „Doch ich kann aus meiner eigenen Erfahrung als Kommunalpolitiker sagen, dass es mehrere Einzelmaßnahmen waren“, erklärte König im Rahmen eines Pressegesprächs zur Vorstellung des neuen Klimaschutzmanagers in der Stadthalle.

In den letzten Jahren nun habe das Thema Klimaschutz nach den anhaltend trockenen Sommern politische Aufwertung erfahren. „Auch wenn das zynisch klingt, aber spätestens nach dem großen Waldsterben letztes Jahr ist auch dem Letzten klar geworden, dass uns das Thema Klimaschutz unmittelbar betrifft“, so König. So beschloss das Stadtparlament am 13. Juni 2019 einstimmig, eine Förderung für die Erarbeitung eines Integrierten Klimaschutzkonzeptes sowie die Etablierung eines Klimaschutzmanagements zu beantragen. Das Reizvolle daran: Das Projekt Klimaschutzmanagement der Stadt Kronberg wird mit einem Anteil in Höhe von 65 Prozent der Gesamtaufwendungen vom Bund gefördert und hat eine Laufzeit von 24 Monaten. In dieser Zeit gilt es, ein Integriertes Klimaschutzkonzept für die Stadt Kronberg zu erarbeiten und ein Klimaschutzmanagement zu etablieren.

Sandra Poschmann, Leiterin des Fachreferats Stadtentwicklung und Umwelt, freut sich über die Chance, über die Förderung des Bundes diverses Know-how in die Kommune holen zu können. „Es ist eine tolle Sache, dass die Förderung auch über personelle Ressourcen geht“, sagt sie. Auf diese Weise könne jetzt ein Klimaschutzkonzept mit vielen Ideen erarbeitet werden mit dem Ziel, dieses langfristig in Kronberg zu verstetigen. Und Christoph König fügt hinzu: „Die Förderung ermöglicht erst einmal nur eine befristete Stelle, aber es gab einen breiten politischen Konsens, das Thema auch darüber hinaus personell zu belegen.“

Klimaschutzmanager Friedrich Horn

Der 30-jährige gebürtige Berliner Friedrich Horn absolvierte von 2012 bis 2016 erfolgreich ein Bachelor-Studium Regenerative Energien an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin und beendete anschließend ebenfalls erfolgreich ein Master-Studium Energiewirtschaft an der Hochschule Darmstadt (2017 bis 2020).

Bereits während seines Studiums wirkte Horn als Projektmanager für Unternehmen, etwa für die „100 prozent erneuerbar stiftung“ in Berlin, für die er in interdisziplinären Forschungsprojekten und Reallaboren mitarbeitete.

Von Februar bis Oktober letzten Jahres war er Consultant bei der Energie Quader GmbH in Aschaffenburg. Seine Tätigkeitsschwerpunkte lagen hier in der energiewirtschaftlichen Beratung sowie im Portfolio- und Risikomanagement von Energieversorgern. Ferner wirkte er als Experte für Power Purchase Agreements.

Wie Horn erläuterte, ist die Förderung mit klaren Vorgaben verbunden, der Zeitplan sei durchaus sportlich: „In einem Jahr muss mindestens der Entwurf des Klimakonzepts stehen und Sommer des nächsten Jahres soll eine erste Maßnahme realisiert werden.“ Was folgt, ist nun die klassische Erarbeitung der Ist-Analyse: Was gibt es schon? Dazu wird mittels Dazuschaltung von Dienstleistern eine Treibhausgasbilanzierung und eine Potenzialanalyse erstellt. Nach der Ermittlung des Status Quo geht es unter Einbeziehung weiterer Akteure um Ideen: Was ist möglich und gewollt, kurzfristig, mittel- und langfristig. Daraus ergibt sich dann ein Strauß von Maßnahmen. Über die Erstellung eines Maßnahmenkatalogs wird eine Übersicht über die wichtigsten bereits durchgeführten Klimaschutzmaßnahmen, deren Wirkung sowie über die neu entwickelten Klimaschutzmaßnahmen erarbeitet.

Die Handlungsfelder, die betrachtet werden, sind sehr vielfältig, wie Poschmann ergänzte. Da kommen die städtischen Liegenschaften in Betracht, es gilt, den großen Komplex Mobilität anzuschauen, und sowohl die IT-Infrastruktur als auch die erneuerbaren Energien sind Punkte, die es zu betrachten gilt, immer mit dem Ziel, technische und wirtschaftliche Potenziale zur CO2-Minderung zu finden. Ein weiteres sicherlich großes Handlungsfeld ist die Anpassung an den Klimawandel (siehe Wasservorhaltung, Baupläne, Baurichtlinien, Begrünung etc.).

Bereits im Jahr 2015 hatte die hessische Landesregierung neue Klimaschutzziele für Hessen beschlossen: Spätestens bis zum Jahr 2050 soll Hessen klimaneutral sein, die Emissionen der Treibhausgase sollen mindestens um 90 Prozent gegenüber dem Jahr 1990 reduziert werden. Die Kommunen erfüllen dabei Vorbildfunktionen und werden durch das Land beratend unterstützt. „Das Integrierte Klimaschutzkonzept der Stadt Kronberg dient den Entscheidungsträgern und weiteren kommunalen Akteuren als strategische Entscheidungsgrundlage und Planungshilfe für künftige Anstrengungen zum Klimaschutz. Der Klimaschutzbericht soll ein Monitoring-Instrument werden, er soll Auskunft über unterschiedliche Projekte zum Klimaschutz und der Klimawandelanpassung geben“, erläutert Bürgermeister Christoph König.

Mit der Erstellung des Integrierten Klimaschutzkonzeptes ist vorgesehen, den Weg für neue kommunale Klimaschutz- und Anpassungsstrategien zielgerichtet zu definieren und mit fundierten belastbaren Datengrundlagen anzureichern. Bisherige Aktivitäten sollen weiter vernetzt und ausgebaut werden.

Klimabeirat in Planung

„Wir freuen uns, in Herrn Horn eine qualifizierte und engagierte Fachkraft für diese besondere Aufgabe für die Stadt Kronberg gefunden zu haben“, so Rathauschef König. Im operativen Verwaltungsgeschäft ist der Klimaschutzmanager dem Fachreferat Stadtentwicklung und Umwelt angegliedert. Innerhalb der Stadtverwaltung will der Bürgermeister ein Projektteam aus Politik und Verwaltung, unter Einbindung unterschiedlichster externer Akteure, bilden. Der sogenannte „Klimabeirat“ diene der Vernetzung und Vertiefung der Themen, soll als beratendes Gremium wirken und öffentlich tagen.

Klimaschutzmanagement

Das Klimaschutzmanagement trägt im Rahmen von Klimaschutzanstrengungen die Gesamtverantwortung für die Erstellung eines Klimaschutzkonzeptes sowie im weiteren Verlauf für die Umsetzung der im Klimaschutzkonzept entwickelten Maßnahmen und Strategien. Hierbei kommt der Koordination aller relevanter Aufgaben, sowohl innerhalb der Verwaltung, als auch im Austausch mit externen Akteuren und Dienstleistern eine besondere Bedeutung zu. Insbesondere die Beteiligung der lokalen und regionalen Akteure sowie der Öffentlichkeit stellen essenzielle Bausteine zur Erreichung der Zielvorgaben dar. Das Klimaschutzmanagement unterstützt die Umsetzung des Gesamtkonzeptes und die Verankerung einzelner Klimaschutzmaßnahmen in der Stadt Kronberg durch eine fortlaufende Informations- und Öffentlichkeitsarbeit (zum Beispiel aktueller Stand der Umsetzungen) sowie die Sensibilisierung für das Thema Klimaschutz und eine Mobilisierung der Öffentlichkeit.

Bewusstsein für Klimaschutz

Ziel soll auch sein, die Verwaltung als Vorbild im Klimaschutz aufzubauen und dies in der Öffentlichkeit zu präsentieren und wahrnehmbar zu machen, erklärten Friedrich Horn und Bürgermeister König. Darüber hinaus initiiere es Prozesse und Projekte für eine übergreifende Zusammenarbeit und Vernetzung wichtiger lokaler beziehungsweise regionaler Akteure. Poschmann ergänzte, dass man sich im Zuge der Erarbeitung des Klimaschutzkonzepts natürlich auch mit den Ideen und Maßnahmen anderer Kommunen vertraut mache. König betonte, nicht bei „Null“ anzufangen. Ob Photovoltaik auf Dächern, Pelletheizung, Bürgersolaranlage oder die gerade erst abgeschlossenen energetischen Sanierungen der Taunushalle und des Haus Altkönigs. Es gibt sie bereits, die Projekte zur Energieeinsparung. „Sie sind aber nicht bekannt, und es wird, nimmt man die Umstellung der Straßenlaternen auf LED, nicht greifbar, wie hoch die Einsparungen hier beispielsweise sind.“ Genau dieses Wissen mit der Öffentlichkeit zu teilen, könne auch zum Nachdenken über eigene Projekte im Privaten anregen, energieeffizienter zu planen, meinte König. Innerhalb des Rathauses habe er den Eindruck, das Thema Klimaschutz stoße auf offene Türen. „Es ist eine richtige Aufbruchsstimmung zu spüren, dass es endlich nicht nur in Klein-Klein, sondern mit größeren Projekten vorangeht.“ Und genau das sei wichtig, bestätigte Horn, „eine Systematik in die Klimaschutzziele hineinzubringen“. Dazu brauche es eine ordentliche Datenbasis und die Herausarbeitung, wo die wichtigsten Ansatzpunkte speziell für die Kommune liegen könnten. Bei allen bundespolitischen Änderungen in der Energiepolitik, verbunden mit Änderungen der Förderrichtlinien etc., ist der neue Klimaschutzmanager zuversichtlich, dass das einjährige Konzept gut investierte Zeit ist, um schließlich ganz pragmatisch an die Arbeit gehen zu können.

„Das Klimaschutzkonzept dient als strategische Entscheidungsgrundlage und Planungshilfe für zukünftige Klimaschutzaktivitäten. Es soll den Klimaschutz als Querschnittsaufgabe nachhaltig in der Stadt verankern. „Dabei wollen wir möglichst viele und relevante Akteure frühzeitig mit einbinden“, so der Klimaschutzmanager. In der Konzeption werde dann unter anderem aufgezeigt, welche technischen und wirtschaftlichen Potenziale zur Minderung von Treibhausgasen in Kronberg bestünden. Ferner werde das Konzept auch auf konkrete auf lokale Besonderheiten eingehen, um dem Prinzip der Nachhaltigkeit, ökologisch, sozial und ökonomisch ausgewogen, Rechnung tragen zu können.

Der Projektzeitplan enthält neben der Auftakt- und Abschlussveranstaltung Termine für Projektgruppentreffen und Präsentation der Zwischen- und Abschlussergebnisse sowie Workshops, mit denen eine rege Beteiligung der Akteure und Bürgerinnen und Bürger sichergestellt werden soll. Bürgermeister König abschließend: „Wir wollen die Aufmerksamkeit, die Akzeptanz und das Bewusstsein für das Thema Klimaschutz in unserer Stadt weiter steigern. Und wir werden auf konkrete Klimaschutzaktivitäten, Angebote und Formate der Stadt hinweisen sowie zur Beteiligung an Aktivitäten und Prozessen aufrufen.“ Die Stadt Kronberg werde regelmäßig über den Projektstand berichten und zu Veranstaltungen einladen. „Wir werden alles daran setzen, geeignete Formate für eine bestmögliche Beteiligung an der Klimaschutzkonzeption unserer Stadt zu ermöglichen“, kündigte Bürgermeister König an.



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