Kronberg (kb) – Zwei erfahrene Veteranen des Kabaretts präsentieren ihre neuesten Programme in den Kronberger Lichtspielen, gefolgt von einer jungen, beeindruckend erfolgreichen Kollegin, die zwar quasi nebenbei noch Taxi fährt, aber für ihren Auftritt in die Stadthalle ausweichen muss – ganz so, wie man es vom „Kabarett im Kino“ gewohnt ist.
Dabei geht es um die Demokratie, die Frage, wer das Sagen hat, und den Tod. Im Grunde also um alles. Aber das nacheinander.
Los geht es mit Demokratie für Quereinsteiger: Philipp Weber präsentiert am Mittwoch, 19. Februar, „Power to the Popel“. Wahrscheinlich wurde gerade „Power to the People“ gelesen und innerlich der wunderbare Song von John Lennon geträllert. Aber dieser Titel ist kein Druckfehler. In Philipp Webers Kabarettstück dreht sich alles um den kleinen „Popel“, der laut Duden ein „unscheinbares und armseliges Menschlein“ bezeichnet. Dabei ist es eigentlich die Aufgabe der Demokratie, aus den vereinzelten Winzlingen das selbstbeherrschte Volk zu formen, den souveränen Souverän. Doch wie schnell wird aus dem Popel eben auch der Pöbel?
Pöbel oder Popel
Laut inoffiziellen Umfragen der Bundesregierung vertreten 75 Prozent der Deutschen die Ansicht, dass Dreiviertel der Deutschen totale Vollidioten sind. Bloß wer hat denn jetzt hier eigentlich das Sagen? Die People, der Pöbel oder die Popel? Die Antwort ist simpel: Philipp Weber! In Zeiten, in denen Volksvertreter und Volksverdreher gebetsmühlenartig die Krise der bürgerlichen Gesellschaft beschwören, übt der Kabarettist mit seinem Publikum auf einer aufregenden Expedition durch die Flora und Fauna des Staatswesens die wertvollste demokratische Tugend: den Humor.
Nun zur Frage, wer denn nun der Souverän ist. „Souverän ist, wer über den Ausnahmezustand entscheidet.“ Carl Schmitt war auch so ein Großmaul, sonst wäre er nicht Görings Eierlikör geworden. Deutschlands ärgster Advokat schrieb den berühmten Satz 1928, seitdem wird darauf herumgekaut. Kaum hundert Jahre später ist an jeder Ecke Ausnahmezustand – aber wer ist Souverän? Die einen sagen so, die anderen: das Volk, die Wahrheit liegt wie immer ganz woanders. Mathias Tretter findet sie mal wieder bei Freund Ansgar: „Bekifft sein ist Ausnahmezustand, und ich hab’ mich für ihn entschieden.“
Der Demokratie mag die Herrschaft allmählich abhandenkommen, deshalb muss man noch lange nicht die Selbstbeherrschung verlieren. Es sei denn, man nässt sich ein vor Lachen – aber ist das nicht das Souveränste überhaupt? „Sie werden wiehern“, sagt Tretter, der seit dem Salzburger Stier 2023 nun endgültig mit jedem Kabarettpreis ausgezeichnet ist. Dennoch sei sein neuestes Stück sein komischstes: „Sie werden feixen, prusten, schnappatmen und am Ende unverwundbar heimgehen.“ Mit anderen Worten: souverän. Der Name ist Programm. Zu erleben am Donnerstag, 6. März.
Zum Abschluss der Spielzeit heißt es „Kabarett im Kino goes Stadthalle“. Eva Karl Faltermeier musste feststellen: Nicht immer wird man im Leben da abgeholt, wo man steht. Im Falle einer Taxifahrt ist das natürlich schon so. Außer, man hat keine Ahnung, wo man sich befindet. Oder kein Geld.
Nicht ganz so einfach
Doch manchmal ist es im Leben eben auch nicht so einfach, den eigenen Standpunkt zweifelsfrei festzumachen. Weder emotional, noch politisch oder geografisch. Und manchmal fehlen eben auch die nötigen Mittel. Eva Karl Faltermeier findet heraus, wo wir alle abgeholt werden wollen, wohin die Fahrt geht und was sie kostet. Am Donnerstag, 27. März, lädt sie ein zu einer amüsanten Fahrt durch die Irrungen des Lebens, während der jede Sekunde zählt. Was vielleicht sonst noch zählt: Eva hat nicht nur einst den Hessischen Kabarettpreis in den Kronberger Lichtspielen im Empfang genommen, sondern mittlerweile ihre eigene Talk-Show namens „Karlsplatz“, zu sehen in der ARD-Mediathek.
Karten für die Kabarettabende gibt es online unter www.kronberger-kulturkreis.de oder an allen offiziellen VVK-Stellen, in Kronberg ist dies die Kronberger Bücherstube.