Buchtipp

Der Junge mit dem schwarzen Hahn, Roman von Stefanie Schulte,
Diogenes 2021, 22 Euro. Der Debütroman von Stefanie Schulte spielt vor ungefähr 500 Jahren. Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht des elfjährigen Martin, der nichts besitzt als das Hemd am Leib und seinen schwarzen Hahn, der ihm Behüter und Freund zugleich ist. Der Hahn ist der Einzige, mit dem er sprechen kann, der ihn versteht, auch wenn er nicht antwortet. Es ist eine Zeit, in der Mythos und Aberglaube gegen Pest, Hunger und Kälte helfen sollen. Auch das Gerücht, schwarze Reiter entführten kleine Kinder, verbannt Martin in das Reich des Aberglaubens. Bis er eines Tages selber mit ansehen muss, wie ein Reiter ein Mädchen entführt, es unter seinem Mantel verschwinden lässt und davonreitet. Martin will das Mädchen unbedingt finden und dem Treiben der schwarzen Reiter ein Ende bereiten. Er schließt sich einem Maler an, der davon lebt, reiche Menschen zu porträtieren. Mit ihm und seinem Hahn zieht er bis an den Fürstenhof, durchstreift ein von Hunger und Pest geprägtes Land. Der Fürstin will er von dem Grauen der schwarzen Reiter berichten. Er glaubt fest, dass die Fürstin keine derartigen Ungerechtigkeiten zulassen würde. Stefanie Schulte erzählt bildhaft, mal mit leisen Tönen, mal mit drastischen Worten. Sie schafft es, uns Leser gefesselt an der Suche dieses Kindes teilhaben zu lassen und mitzuerleben, wie Martin sich an den kleinsten Ermutigungen aufrichtet und sich schließlich selber traut, die Suche in die Hand zu nehmen. Es ist ein Märchen für Erwachsene, ein erstaunliches Debüt und eine richtig schöne Lektüre. Erhältlich in allen Buchhandlungen.



X