Buchtipp

„U“, Roman von Timur Vermes; Piper Verlag 2021; 15 Euro

Nach seinen beiden Erfolgsromanen „Er ist wieder da“ und „Die Hungrigen und die Satten“ hat der Journalist Timur Vermes einen neuen Roman verfasst. Oder ist es eine Erzählung? Oder Poesie? Das Buch selbst nennt keine Gattungsbezeichnung. Tatsächlich lässt sich die nächtliche Irrfahrt der Lektorin Anke nur schwer einordnen. Auf 155 Seiten folgt der Leser atemlos einem kafkaesken Abenteuer, und zwar nicht als Betrachter von außen, sondern im Kopf der Protagonistin. Vermes schafft einen Bewusstseinsstrom, indem er radikal minimalistisch arbeitet. So spiegeln die extrem kurzen Sätze Stress und Hektik der Hauptperson wider, die sich zunächst in einem unbekannten Bahnhof orientieren muss. Aber auch die Anonymität eines solchen Ortes. Als die U-Bahn endlich gefunden ist, scheint sich die Abfahrt endlos zu verzögern und dann steigt auch noch, gerade als die Türen schließen, ein Typ ein, der sich in dem leeren Waggon ausgerechnet Anke gegenübersetzt. Zum Glück will der an der nächsten Haltestelle wieder aussteigen. Doch das dauert nicht die erwarteten zwei Minuten. Die anscheinend führerlose Bahn rast weiter durch einen nicht enden wollenden Tunnel. Versuche, Hilfe zu holen, scheitern – anscheinend gibt es den Zug gar nicht – und bei der Bemühung, durch das zertrümmerte Fenster zu steigen, zieht der Mann sich eine starke Verletzung zu. Dann hält der Zug endlich. Doch da wartet die nächste Überraschung.

Ein spannender Hochgenuss für alle, die Lust haben, sich auf ein ungewöhnliches literarisches Experiment einzulassen.

Erhältlich in allen Buchhandlungen.



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