Buchtipp

Die Alleinseglerin, Roman von Christina Wolter,
ecco Verlag 2022; 22 Euro

Es ist eine alte Geschichte, das Buch erschien 1982 das erste Mal in der DDR beim Aufbau-Verlag. Und doch ist es lebendig und aktuell. Almut, eine Literaturwissenschaftlerin, übernimmt von ihrem Vater ein Segelboot, einen Drachen. Ein wunderschönes, viel zu großes und viel zu kostspieliges Boot. Ein Drache ist sehr schwer zu segeln, eigentlich für drei Personen vorgesehen und sie schafft es nur mit Mühe und viel Lehrgeld. Der Vater, von allen nur „Der Professor“ genannt, hatte sich das Boot wider die Vernunft gekauft, es über viele Jahre gesegelt, es pflegen und reparieren lassen. Almut kann es sich eigentlich nicht leisten. Bald verschlingt der Drache ihre Zeit und ihr Geld. Sie verbringt die Wochenenden nur noch am See, mit der Instandhaltung und Renovierung beschäftigt, oder läuft auf der Suche nach Lack, Sandpapier, Planstoff durch ganz Ostberlin. Hier wird so ganz nebenbei DDR-Alltag erzählt, wie auch die vermeintliche Gleichberechtigung zum Thema wird. Die anderen Bootsbesitzer, alles Männer, belächeln sie – so ein Boot sei nichts für eine einzelne Person, schon gar nicht für eine Frau. Mehrfach versucht sie, den Drachen zu verkaufen, aber dann kann sie sich doch nicht von ihm trennen. Denn mit ihm entdeckt sie eine Freiheit, die sie weder in ihrem Land noch in einer Beziehung je finden konnte. „Die Alleinseglerin“ ist ein poetisch erzählter Roman, der von der Suche nach Freiheit erzählt, aber auch von der Bedeutung innerer Zwänge.

Erhältlich in allen Buchhandlungen.



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