Buchtipp

Der Freund, Roman von Sigrid Nunez; Aufbau 2020; 13 Euro

Die Ich-Erzählerin ist eine in New York City lebende Schriftstellerin, die ihren besten Freund verloren hat. Dieser Freund war ebenfalls Schriftsteller, dreimal verheiratet und sehr aktiv promiskuitiv. Von Ehefrau 3 bekommt sie überraschend dessen Hund Apollo vermacht, eine riesige Dogge. Ihr sind Katzen lieber, das Apartment ist viel zu klein, außerdem sind Hunde in ihrem Mietshaus nicht erlaubt. Aber irgendwie kann sie nicht Nein sagen und nimmt Apollo bei sich auf.

Für die Leser ist der Übergang der Autorin Sigrid Nunez zu der Protagonistin des Romans fließend. Es ist nicht einfach, die Erzählstimme nicht mit der Schriftstellerin zu verwechseln. Aber genau das stellt auch die große Nähe zur Leserin und dem Leser her. Die Erzählerin nutzt ihren Status als Schriftstellerin und als Dozentin für Creativ Writing, um unterschiedlichste Inhalte zu transportieren. So tauchen immer wieder neue Themen auf und werden hervorragend reflektiert. Es geht natürlich ums Schreiben, den Literaturbetrieb, aber auch um Traumata, Trauerarbeit oder die gesellschaftlichen Veränderungen hinsichtlich einer vermeintlichen Political Correctness. Mit dem Einzug von Apollo werden die Fragen der Beziehungen von Menschen zu Tieren, die Vermenschlichung der Tiere diskutiert. „Auf fast jeder Seite wollte ich mir mehrere Sätze anstreichen, bis ich es irgendwann gelassen habe, man kann ja nicht ein ganzes Buch anstreichen. Es handelt von Freundschaft, Trauer und Schreiben, könnte nicht knapper und eleganter formuliert sein“, so hat es die Journalistin Johanna Adorján formuliert.

Erhältlich in allen Buchhandlungen.



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