Buchtipp

Miracle Creek, Roman von Angie Kim; hanserblau 2020; 22 Euro

Der Roman ist nach der Kleinstadt Miracle Creek in Virginia benannt. Dorthin hat es eine Auswanderfamilie aus Südkorea verschlagen. Was für die Tochter ein Aufbruch in eine goldene Zukunft und für die Mutter ein besseres Leben werden sollte, entpuppt sich als eine Katastrophe mit Hindernissen. Sie betreiben einen Sauerstofftank zur Überdruckbehandlung. Als der in Flammen aufgeht, sterben zwei Menschen – Kitt, die eine Familie mit fünf Kindern zurücklässt, und Henry, ein achtjähriger Junge. Das koreanische Mädchen kommt mit einem Trauma davon, der Vater wird schwer verletzt. Im Prozess wegen Brandstiftung und Mord sitzt aber Henrys Mutter Elizabeth auf der Anklagebank. Und die Beweise sind erdrückend. Hat sie ihren eigenen Sohn ermordet? Während ihre Freunde, Verwandten und Bekannten gegen sie aussagen, wird klar: In Miracle Creek hat jeder etwas zu verbergen.

Der Roman Miracle Creek ist ein Gerichtsdrama, geht aber weit darüber hinaus. Es geht um ein Unglück, ein Mordprozess wird geführt –aber das ist nicht das einzige Element der Geschichte. Die koreanische Einwandererfamilie klammert sich an den „American Dream“. Elizabeth, des Mordes verdächtigt, hatte große Probleme mit dem autistischen Sohn und konnte nur noch für Henry sorgen, ohne sich ein eigenes Leben gönnen zu können. Die Geschichte entfaltet sich geschickt durch die Perspektivwechsel der Protagonisten. Stück für Stück kommt die tragische Wahrheit ans Licht. Ein sehr spannender, ergreifender Roman, mitreißend erzählt von Angie Kim. Erhältlich in allen Buchhandlungen.



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