Buchtipp

„Bären füttern verboten“, Roman von Rachel Elliot, mare 2020, 22 Euro

Ach, immer diese empathischen, melancholischen Romane mit Schmunzelfaktor und aufkeimender Rührung. Sie kriegen nie oder nur aus Versehen Literaturpreise und werden trotzdem gerne gelesen und von Buchhändlerinnen und Buchhändlern empfohlen. So auch der Roman „Bären füttern verboten“ von Rachel Elliot. Sydney Smith ist Freerunnerin und lebt mit Ruth zusammen. Sie will nie Geburtstag feiern, auch nicht dieses Jahr. Stattdessen fährt sie alleine nach St. Ives an der Küste Südenglands und erwirbt sich dort schnell einen Ruf als die Frau auf den Dächern. Sie fällt der Zahntechnikerin Maria auf, die Muffins mit heilenden Kräften backt und dem Buchhändler Dexter, der mit der Liebe durch ist und manchmal gerne Kleider trägt. Sie und wir Leserinnen und Leser treffen auf viele etwas skurrile Typen, die alle auf ihre Weise mit dem Leben hadern, vom Leben enttäuscht und gebeutelt wurden. Sie alle eint die Frage, wer eigentlich bestimmt, wann unser Leben einen Sinn hat, und ihre Schicksale verweben sich zu einer tröstlichen Geschichte: über Hilfe, die man nur von anderen bekommt, und darüber, wie man weitermachen kann, wenn die eigene Welt sich nicht mehr dreht. Der Roman von Rachel Elliot enthält Gespräche, kommt aber ohne die üblichen Anführungszeichen aus. Das ist zu Beginn etwas irritierend, aber man gewöhnt sich schnell daran. Die kurzen Kapitel mit ihren Sequenzen aus einem Lebensabschnitt oder einem Gefühl der Protagonisten sind sehr poetisch, rührend und oft von einer ganz eigenen Komik. Das Buch erinnert ein bisschen an Lekys Roman „Was man von hier aus sehen kann“, eigen, empathisch und mit leisem Humor. Erhältlich in allen Buchhandlungen.



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