Buchtipp

Aufprall, Roman von Heinz Bude, Bettina Munk, Karin Wieland
; Hanser 2020; 24 Euro.

Der Soziologe Heinz Bude, die Künstlerin Bettina Munk und die Schriftstellerin Karin Wieland haben zusammen den Roman „Aufprall“ geschrieben. Alle drei sind um die 60 und das Experiment der kollektiven Zusammenarbeit ist ihnen mit dem Buch nicht zum ersten Mal begegnet. Karin Wieland und Heinz Bude sind verheiratet, alle drei kennen sich fast ein Leben lang. Sie haben in Berlin gelebt, waren aktiv in der Hausbesetzerszene und das ist auch das Thema des Romans. Der Roman betrachtet die Achtzigerjahre. Er erzählt die Geschichte von jungen Leuten, die nach Kreuzberg kommen, um ein neues Leben anzufangen. Ein Berlin, das in seiner damaligen Perspektivlosigkeit vom Rest Westdeutschlands vergessen wurde. Sie wollen etwas Neues, Lebensformen im kollektiven Zusammenleben, frei und unabhängig und gegen den Staat und sich abgrenzend von den 68ern. „Aufprall“ wird aus wechselnden Perspektiven erzählt. Das macht das Buch noch interessanter, ohne den Zusammenhalt zu stören. Die Charaktere hat es alle so gegeben, auch wenn das Autor*innentrio Eigenschaften und Gegebenheiten neu gemischt hat. Im Zentrum stehen Thomas, der Philosophiestudent und Luise, die angehende Künstlerin. Die Szene, die Hausbesetzungen und das Zusammenleben werden detailliert beschrieben, wobei die Reflexion der damaligen Zeit und Stimmungen durchaus humorvolle Passagen hat. Es ist aber beileibe keine romantische Darstellung der Zeit und nicht mit Sven Regeners Romanen zu den 80er-Jahren gleichzusetzen. Tod, Gewalt und Aids spielen den Jahren entsprechend auch in diesem Roman ihre Rolle. Es ist ein Zeitbild, aber auch ein wichtiger Roman über junge Menschen, ihre Ideale, über Scheitern und Neuanfänge.

Erhältlich in allen Buchhandlungen.



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