Bund der Selbstständigen zur Lage und zum „kronberg|er|leben“

Nach einem Jahr Zwangspause soll nach Möglichkeit die zweitägige Gewerbeschau „kronberg|er|leben“ wieder stattfinden. Allerdings in kleinerem Format, vermutlich mit beschränkter Besucherzahl. Nichtsdestotrotz wäre es eine geeignete Veranstaltung zur Belebung der Innenstadt. Foto: Puck

Kronberg (pu) – Die jüngste Jahreshauptversammlung bot dem Vorstand des Bundes der Selbstständigen (BDS) Gelegenheit, Rechenschaft über das letzte Jahr abzulegen, aus seiner Sicht die Gesamtsituation in der Burgstadt und über den Tellerrand hinaus zu beleuchten und die Hoffnung auf noch in diesem Jahr stattfindende Veranstaltungen zu nähren.

Nach Aussagen des BDS-Vorstandssprechers Christian Hellriegel sind die in Kronberg ansässigen Branchen naturgemäß unterschiedlich durch die von der Pandemie geprägte Zeit gekommen. Während die Inhaber von Lebensmittelgeschäften zu den Gewinnern zählten, litten andere teils extrem unter den Auswirkungen. Zu allem Überfluss seien diese nicht ausschließlich auf das Virus zurückzuführen, sondern teils Folgen politischer Entscheidungen wie gegenseitige Sanktionen der Großmächte. Lieferengpässe durch beispielsweise den Holzmangel spielten ebenfalls eine Rolle.

Was Letzteres im Klartext bedeutet, veranschaulichte Moritz Feger (Geschäftsführer der Weidmann & Feger GmbH und Vorstand Arbeitskreis Handwerk im BDS) : „Bei Holz rechnen wir momentan mit dem Faktor vier, das heißt, der Preis hat sich innerhalb kürzester Zeit vervierfacht.“ Im Übrigen habe das Handwerk die „Herausforderungen angenommen und sich durchgekämpft“, jedoch auch „harte Treffer“ einstecken müssen etwa durch die Schließung des Hotels Hessischer Hof. Erschwert werde das Arbeiten durch kurzfristige Mitarbeiterausfälle, den nach wie vor sowieso bestehenden Fachkräftemangel, Lieferzeiten beispielsweise bei Dachlatten von zwölf bis 20 Wochen. Zum an diesem Abend für viel Diskussionsstoff sorgenden Thema „Handwerkerdorf“ informierte er, er stehe mit Hamburger Architekten zwecks Entwurfsvorbereitungen in Kontakt, um künftig besser skizzieren zu können, wie ein „Handwerkerdorf“ aussehen könnte. Daran anknüpfend berichtete Joachim Schulte (Arbeitskreis Sonderprojekte) kurz von Erfahrungen mit der virtuellen Ausbildungsbörse und den professionell von Friedrichsdorf vorbereiteten Zoom-Konferenzen. Da seiner Kenntnis nach jedoch zahlreiche Auszubildende händeringend Stellen suchen, gab er seinem Optimismus Ausdruck, dass die 9. Ausbildungsplatzbörse im September nach einem Jahr Zwangspause aller Voraussicht nach stattfinden kann. Apropos September. Bei aller Begeisterung über den Erfolg des von ihnen aus der Not heraus entwickelten virtuellen Schaufensters „WirliebenKronberg“ für die BDS-Webseite und die bereits angesprochene hinzugekommene virtuelle Ausbildungsbörse, weckten auch Anke Wenderoth (Vorstand Arbeitskreis Freie Berufe) und ihre Stellvertreterin Susanne von Engelhardt die Vorfreude auf die am 11. und 12. September geplante Neuauflage des „kronberg|er|leben“. Dabei soll die in den letzten Monaten zum Ausdruck gekommene gemeinsame Verbundenheit unter der Überschrift „Wir lieben Kronberg“ noch sichtbarer und mit weiterem Leben erfüllt werden.

„kronberg|er|leben“-Organisator Gregor Baumann nannte weitere Details. Auf kleinerem Marktgebiet (Berliner Platz mit dem Handwerker Dorf, Arkaden, Schulgarten, Friedrich-Ebert- Straße, Tanzhausstraße, Schirn, Zehntscheunen-Platz und Recepturhof mit BDS-Bühne) soll mit etwa 40 bis 50 Teilnehmern dennoch ein buntes zweitägiges Programm geboten werden. Der MTV Kronberg habe bereits großes Interesse signalisiert, die Rittergarde wolle man noch ansprechen, um sie wiederum ins Boot zu holen. Livemusik und ein beantragter „verkaufsoffener Sonntag“, um die Einzelhändler besser bewerben zu können, ist als Abrundung in Planung. „Wir sind uns bewusst, dass diese BDS-Veranstaltung vielleicht wieder nicht stattfinden wird. Nichtsdestotrotz müssen wir einen Versuch wagen. Die niedrigen Inzidenzwerte und die Veranstaltung im ‚Außenbereich‘ mit geringer Problematik der Aerosole sprechen für unser kronberg|er|leben, Herbstmarkt 2.0“, unterstrichen Hellriegel, Baumann und Wenderoth unisono. Die seit 2019 praktizierte automatische Anmeldung entfällt aus gegebenem Anlass, Anmeldeschluss war der 30. Juni. Die Veranstalter behalten sich das Sonderrecht vor, den Markt kurzfristig abzusagen. Entstandene Kosten können nicht vom BDS übernommen werden, allerdings wird bei einer Absage auch keine Rechnung gestellt beziehungsweise die Teilnahmegebühr rückerstattet. Aus den Reihen der Mitglieder und der Politik wurde der Vorstand des Bundes der Selbstständigen bestärkt, in die Offensive zu gehen, um nach den Lockdown-Phasen verkaufsoffene Sonntage auch ohne Anlass durchführen zu können. Während der krisengeschüttelte Handel in Hessen das fordert, stellt sich laut Christian Hellriegel die Evangelische Kirche dagegen. Außerdem will sich der BDS für die Schaffung günstiger Wohnungen für Arbeitnehmer stark machen, für Verdichtung, wo machbar, für mehr Park&Ride Parkplätze und die stärkere Vernetzung der örtlichen Unternehmen. „Wir wollen gemeinsam daran arbeiten, dass Kronberg schön bleibt, aber ohne Handel wäre es eine tote Stadt und deshalb wollen wir das verhindern“, erklärte der Vorstandssprecher.

Im Gegensatz zu Hellriegel, der davon sprach, die Konsumlaune in der Burgstadt ebbe bereits wieder ab, zeichnete Joachim Klinger (Vorstand Arbeitskreis Handel) ein anderes Bild: „Nach unserer Beobachtung sind in Kronberg sehr viele Kunden unterwegs, teils auch touristisch und zum Picknickausflug und wir freuen uns über sehr viele Neukunden.“ Andererseits beklagte er jedoch einmal mehr die unzureichende Kommunikation der Kronberger Händler untereinander, die Branche glänzte auch am Versammlungsabend überwiegend durch Abwesenheit. Deshalb appellierte Klinger zum wiederholten Mal, es gelte „an einem Strang zu ziehen, um die Aufgaben bis zum Jahresende zu stemmen!“



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