Chamäleon

Buchtipp

Aktuell

Roman von Yishai Sarid, Kein und aber 2025; 25 Euro

Shai Tamus ist ein Journalist, der den Zenit seiner Bekanntheit überschritten hat. Seine Fernsehshow ist abgesetzt, seine politisch stets ausgewogenen Artikel wurden auf die letzten Seiten der Zeitung verbannt. Seine politisch uninteressierte Frau Alona, einst Museumskuratorin, hat Karriere als Galeristin gemacht. Auch seine Kinder scheinen ohne ihn gut zurechtzukommen. Nachdem er eines Nachts in Jaffa überfallen wird, lässt er in einem Artikel seiner Wut freien Lauf. Schuld an der Situation im Land seien die woken Linken und die Araber. Schlagartig erhöht sich die Zahl seiner Follower in den sozialen Medien. Auch die politische Rechte wird auf ihn aufmerksam, ihr Fernsehsender macht ihm das Angebot einer eigenen Show. Endlich wird er wieder wahrgenommen. Dabei bemerkt er nicht, wie der patriotische Sender ihn als sein Sprachrohr benutzt. Der Autor Yishai Sarid, in Deutschland vor allem mit seinen Romanen „Monster“ und „Die Siegerin“ bekannt, versucht, in seinem neuen Roman eine Antwort auf den Rechtsruck in der israelischen Gesellschaft zu finden. Dabei verrät er seinen Protagonisten nie. Der Leser ist immer nah bei ihm, hat jedoch gleichzeitig genügend Abstand, um sein Handeln kritisch zu hinterfragen. Ein Buch, das nicht nur für Israel-Interessierte lesenswert ist. Spannend und erhellend.



X