Christoph König favorisiert Bündel von Maßnahmen für bessere Sicherheit

Sicherheitsexperte Holger Meier (im Vordergrund) führte anschaulich vor Augen, wie unterschiedlich jeder Einzelne Gewalt definiert. Auch ein Film zu Zivilcourage und Umgang mit beängstigenden Situationen brachte neue Erkenntnisse für die Anwesendenden. Foto: Puck

Kronberg (pu) – Seit einigen Jahren unseligerweise ein wiederkehrendes Bild: Mit phasenweise in den lokalen Medien publizierten steigenden Zahlen polizeirelevanter Vorkommnisse werden die Stimmen aus der Bevölkerung nach Optimierungsnotwendigkeit der Sicherheit im Stadtgebiet lauter. Darauf wurde, jeweils nach personeller und finanzieller Möglichkeit, zum einen durch Verstärkung der Polizeipräsenz und privater Sicherheitsstreifen in den Abend- und Nachtstunden reagiert, zum einen die Sicherheitslage in den letzten zwei, drei Jahren unter anderem im Rahmen zweier Bürgerversammlungen und weiterer Infoveranstaltungen näher beleuchtet. Ungeachtet dessen ist nach wie vor eine Diskrepanz der gefühlten und tatsächlichen Sicherheitslage offenkundig.

Fakten und Gefühl

Dies vor Augen lenkte der unabhängige Bürgermeisterkandidat Christoph König dieser Tage im Rahmen einer Vortrags- und Diskussionsveranstaltung unter der bewusst provokanten Überschrift „Kronberg – aber sicher?“ den Blick auf Aspekte, die dem einen oder anderen womöglich weniger präsent sind. Die Intention dabei war anhand von Fakten, Aufklärungsarbeit zu leisten, missliche Ereignisse in Relation zu setzen und Tipps für eigenes Handeln zu geben, wohlwissend, wie stark der Themenkomplex „Sicherheit“ Bevölkerungsteilen unter den Nägeln brennt. Die Corona-Angst machte dem Veranstalter jedoch einen dicken Strich durch die Rechnung, möglichst viele persönlich begrüßen zu können, denn schon vor den an den Folgetagen hereinbrechenden einschneidenden Maßnahmen (siehe weitere Berichte in dieser Ausgabe) folgte am Donnerstagabend lediglich eine überschaubare Zahl interessierter Kronbergerinnen und Kronberger der Einladung in die Stadthalle.

Nichtsdestotrotz wurde es für die Anwesenden ein kurzweiliger Abend, in dessen Verlauf sie sich sogar selbst einbringen konnten.

Als Erstes präsentierte Hans Robert Philippi Auszüge aus der polizeilichen Kriminalstatistik für Kronberg. In der Burgstadt gab es 2017 laut Statistik 680 registrierte Straftaten, wobei dazu beispielsweise auch Fälle der Unfallflucht zählen. Als häufigste Delikte schlugen Waren- und Kreditbetrug mit 89 Fällen, 84 Diebstähle aus Pkw, 76 Sachbeschädigungen, 66 Körperverletzungen und 52 Diebstähle aus Wohnungen zu Buche. Die Aufklärungsquote lag bei 48,2 Prozent. Damit zählt Kronberg nach Einschätzung der Polizei zu den sichersten Gemeinden im Rhein-Main-Gebiet. 2018 gab es lediglich einen marginalen Anstieg um drei Straftaten, dagegen einen Anstieg der Aufklärungsquote auf 53,3 Prozent. Die neueste Statistik von 2019 wird Philippi zufolge aller Voraussicht nach am 2. April veröffentlicht. Seiner Vermutung nach dürfte sie „keine wesentliche Veränderung“ enthalten.

Bei der Anzahl der Delikte auf 100.000 Einwohner gerechnet (Häufigkeitszahl) sind 2018 in Hessen 5.971 Delikte notiert, in Kronberg dagegen 3.721 für das Jahr 2017 und 3.699 für 2018. „Das heißt, die Burgstadt liegt in puncto Delikte deutlich unter dem hessischen Schnitt und auch unter dem der Stadt Bad Homburg, die im Hochtaunuskreis die höchsten Zahlen aufweist“, so Philippi. Daraus resultierend nehme das Kronberger Gebiet objektiv gesehen weder in der Qualität noch in der Häufigkeit eine herausragende Rolle ein. Ganz abgesehen davon, dass weder Mord noch Überfälle und Ähnliches zu beklagen seien, sondern glücklicherweise eher Bagatell- oder Verkehrssachen. Demgegenüber haben diese objektiven Zahlen jedoch wenig mit dem subjektiven Gefühl zu tun. „Der Mensch reagiert emotional statt an Fakten orientiert“, unterstrich Philippi. Beeinflusst werde das subjektive Sicherheitsgefühl beispielsweise durch Gruppen von Jugendlichen und Heranwachsenden, lärmenden, angetrunkenen Menschen, Vandalismus, Verschmutzungen, Schmierereien,
Erzählungen aus dem sozialen Umfeld, Berichte in der Lokalpresse, Leserbriefe, Dunkelheit allgemein, Verunsicherung und Angst.

Ping-Pong-Effekt und Maßnahmen

Unsäglicherweise werde, so Philippi weiter, vieles aufgebauscht. „Je mehr wir in den politischen Raum kommen, glaubt man, das Thema besetzen zu müssen. Das führt dann zu einem Ping Pong-Effekt und einer nochmaligen Zunahme der Verunsicherung!“ Eine untergeordnete Rolle spiele in der öffentlichen Wahrnehmung das, was seitens der Stadt bereits getan wird, wie etwa Verstärkung der Streifen der Polizeistation Königstein, des Ordnungsamts Kronberg, des Freiwilligen Polizeidienstes und eines privaten Sicherheitsdienstes, die Tätigkeit des im letzten Jahr in Kronberg aus der Taufe gehobenen Präventionsrats, die Teilnahme am Projekt KOMPASS oder die jüngste Ausbildung und Zertifizierung von zehn Senioren-Sicherheitsberater(innen). Dieses Maßnahmenpaket wurde unter anderem durch eine von der Politik beschlossene deutliche Aufstockung der Haushaltsmittel ermöglicht.

Keine Fremden in die Wohnung

In Personalunion als Seniorenbeauftragter der Stadt und als einer der ehrenamtlichen Sicherheitsberater gab Ulrich Heinecke im Anschluss einen kleinen Einblick in das Tätigkeitsfeld, das sowohl sachkundige Beratung als auch Information über aktuelle Tricks sowie Halten von Vorträgen umfasst. Wie er anhand eines Beispiels drastisch vor Augen führte, werden die Maschen immer dreister und geschickter. „Die Anrufer, die sich als Polizisten ausgeben, sitzen beispielsweise in Tschechien, sind bestens geschult und sehr penetrant; in Alterswohnheimen, erst jüngst im Ernst-Winterberg-Haus, geben sich Täter auf Diebestour als Handwerker aus“, mahnte er zu extremer Wachsamkeit und Vorsicht. Als elementare Verhaltensregeln gab er an die Hand, keine Fremden in die Wohnung zu lassen, auf das Vorzeigen von Dienstausweisen zu pochen und am besten zur Sicherheit Rücksprache mit der jeweiligen Behörde zu halten. So lange die Fremden vor der Tür stehen lassen – versteht sich!

Opfersignale

Durch den Sicherheitsexperten, Konfliktmanager und Selbstbehauptungstrainer Holger Meier wurden an diesem Abend weitere Alternativlösungen aufgezeigt, zunächst allerdings anschaulich vor Augen geführt, wie unterschiedlich jeder Einzelne Gewalt definiert. Allem voran sollte jeder sich grundsätzlich erst einmal einen Überblick zur Beurteilung der Lage verschaffen, Ruhe bewahren und auf Selbstsicherheit ausstrahlende Körperhaltung, Gestik und Mimik (sogenannte Opfersignale) achten. „Die Körpersprache macht 75 Prozent aus und das kann man üben!“ Nicht minder wichtig das Einhalten beziehungsweise Herstellen von Distanz und die drei „L“s – Licht und die Nähe anderer Leute suchen, Lärm machen. Rollenspiele und ein Film zum Thema Zivilcourage rundeten das Ganze ab.

Summa summarum machte Bürgermeisterkandidat Christoph König deutlich: „Nur ein gut austariertes Bündel unterschiedlicher Maßnahmen führt zu einem Mehr an Sicherheit!“ Es gelte, „Geld, Personal, Fantasie im Interesse aller unter einen Hut zu bekommen. Dieser Prozess wird uns länger begleiten und wir werden immer wieder entsprechend nachsteuern müssen, sei es beispielsweise durch schriftliche Platzverweise mit Zwangsmitteln, mehr Licht in dunklen Ecken, akustische Aufenthaltsbeeinflussung, Streetworking – Ansprechen der Zielgruppen, Sicherheitstraining für Kinder, Frauen, Senioren. Auch die Opfer (Gewalt, Mobbing) dürfe man beim notwendigen Anschauen der Gesamtsituation mitnichten vergessen.



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