COVID-19-Impfbeginn verläuft mehr als holprig: Anmeldungsprozedere und weite Anreise sind eine Zumutung für Hochbetagte

Kronberg/Hochtaunuskreis (mw) – COVID-19 ist längst in unserer direkten Nachbarschaft angekommen und grassiert – leider, Mutationen inklusive – in ganz Deutschland und damit auch im Hochtaunuskreis und Kronberg munter weiter. Wen wundert es, dass viele Bürgerinnen und Bürger nun auf die Impfung hoffen und darauf, dass die Impfungen im Laufe des ersten Halbjahres 2021 die Corona-Pandemie eindämmen, vor allem aber die damit verbundene hohe Todesrate (von derzeit von über 800 bis über 1.000 Menschen täglich in Deutschland schwankend) wieder sinken lassen. (Quelle siehe Robert-Koch-Institut). Mit jedem geimpften über 80-Jährigen, natürlich mit den folgenden über 70-Jährigen und weiteren Risikopatienten, mit jedem Seniorenheim und seinen Pflegekräften, genauso aber auch den Seniorinnen und Senioren, die zuhause wohnen und geimpft werden wollen, können Leben gerettet werden. Viele der Hochbetagten sind potenzielle Omas und Opas, die ihren Kindern und Enkelkindern beim Homeschooling und Homeoffice gerne unter die Arme greifen würden oder das im gemeinsamen Haushalt, trotz der Corona-Gefahr, bereits seit Monaten tun. Die Zeit tickt also hörbar, jeder Tag kann zählen, und so waren alle Blicke am Dienstag, den 12. Januar verständlicherweise auf den großangekündigten Beginn der Möglichkeit der über 80-Jährigen gerichtet, sich für die COVID-19-Impfung über das Hessische Ministerium in Wiesbaden anzumelden.

Terminvergabe für über 80-Jährige

Doch leider geht es nach einem holprigen Impfstart mit den Impfungen für die Bewohner in den Seniorenwohnstiften in Hessen auch bei der Terminvergabe für die über 80-Jährigen in Hessen mehr als holprig weiter.

Zumindest am ersten Tag der Freischaltung der offiziellen Hotline ging gar nichts, was technisch hätte gehen sollen. Zwei Rufnummern gibt es für die telefonische Anmeldung, doch nur eine funktionierte. Das heißt jedoch noch lange nicht, dass man auf dieser Telefonnummer einen Impftermin buchen kann. Das System schickt den Anrufer nach mehreren Tastenwahloptionen und Eingabe seiner Postleitzahl mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit – endlich in Hessen angelangt – wieder auf „Los“ zurück. „Unsere Leitungen sind leider überlastet, deshalb bitten wir Sie, später nochmal anzurufen“, so ähnlich lautet der Ansagetext am Ende des Anrufs, der ein Gespräch hätte werden sollen. Wer auf eine Warteschleife gehofft hatte, bei der sich der Hörer zur Seite legen ließe, aber die Hoffnung bestehen bleibt, irgendwann am Tag durchgestellt zu werden, der irrte. Abgesehen davon, dass dieser Telefonmarathon ohnehin zum Scheitern verurteilt ist, werden kaum alle über 80-Jährigen mit dem Einwählsystem klarkommen, haben aber in Kronberg netterweise zeitgleich zur Freischaltung der Impfanmeldung im Briefkasten Post erhalten, in der steht, dass sie genau das tun sollen, nämlich anrufen, um einen möglichst baldigen Impftermin zu erhalten. Aus dem Schreiben, unterschrieben von den Staatsministern Peter Beuth und Kai Klose, geht klar hervor: Wer den mobilen Impfdienst mit schriftlicher Rückantwort nutzt (beziehungsweise nutzen muss, da er nicht mehr mobil ist), wird mit noch längeren Wartezeiten zu rechnen haben. Was bleibt, ist also die Online-Anmeldung. Aber auch hier sollten impfwillige Senioren und ihre Helferlein im System nicht weiterkommen, denn die Online-Anmeldung über die Webseite „impfterminservice.de“ war am Dienstag erst nicht freigeschaltet und später dann ebenfalls überlastet, sprich abgestürzt. Spätestens an dieser Stelle angekommen, wird sich so mancher Impfwilliger gefragt haben, ob man sich hier technisch nicht entsprechend stärker hätte aufstellen können. Doch ärgern hilft bekanntlich nicht weiter, und so nehmen weitere Versuche bis zum späten Nachmittag ihren Lauf, bis es mit der zweiten möglichen Telefonnummer tatsächlich klappt. Die Daten werden aufgenommen, die eigene Telefonnummer wird notiert und der Anrufer wähnt sich am Ziel. Doch das dicke Ende kommt prompt mit der Information am anderen Ende der Leitung: „Für den heutigen Tag stehen leider keine Impftermine mehr zur Verfügung“. Ob es für den nächsten Tag wieder weitere Impftermine geben wird, blieb ungeklärt. Es gibt keine Möglichkeit für die Anrufer, sich auf einer Warteliste vermerken zu lassen oder sich zurückrufen zu lassen, wenn für das Bundesland Hessen und den Hochtaunuskreis wieder Impftermine zur Verfügung stehen.

Erbarmungslos die Losung nach einem Tag Anmeldemarathon (neben Homeoffice und Homeschooling): „Gehen Sie bitte zurück auf Los!“

Impfstart in den Seniorenwohnstiften

Hoffnung auf eine Impfung dürften dafür inzwischen wieder die Bewohnerinnen und Bewohner der Seniorenwohnstifte in Kronberg gewonnen haben. Diese warten nach der Verkündigung des Landes Hessen eines schnellen Impfstarts mit mobilen Teams noch für Ende 2020 nun auch schon länger als gedacht auf ihre Impftermine, es hakt wohl am knappen Impfstoff. Doch hier kommen die Impfwilligen ihrem Ziel jetzt deutlich näher: Direktorin des Altkönigstifts, Thekla Thiede-Werner, konnte am Dienstag vermelden, dass die Bewohner des Altkönigstifts, die es wünschten, vergangenen Samstag und Sonntag bereits geimpft wurden. Allerdings kam nicht die Menge an Impfstoff, die bestellt war. „Wir konnten 450 Bewohnerinnen und Bewohner impfen“, informiert sie. „80 Bewohnerinnen und Bewohner und weitere 180 Mitarbeiter warten jetzt noch auf eine weitere Lieferung“, so Werner. „Sie sollen aber nächste Woche geimpft werden“, sagte sie zum Stand der Dinge. In der Seniorenwohnanlage Rosenhof ist man „optimistisch“, dass am kommendenden Samstag alle Bewohner, die eine Impfung wünschen, dieses auch erhalten. Auch das Seniorenstift Kronthal hat mit dem kommenden Sonntag, den 17. Januar, einen Impftermin zugesagt bekommen. Wie Brigitte Ziegelmayer, Leitung Unternehmenskommunikation der Stiftung Hospital zum Heiligen Geist, zu der neben dem Seniorenstift Kronthal in Kronberg auch das Seniorenstift Hohenwald zählt, mitteilt, ist im Seniorenstift Hohenwald die Quarantäne seitens des Gesundheitsamtes noch bis zum 21. Januar festgelegt. „Momentan werden die Bewohner und Mitarbeiter engmaschig regelhaft mit PCR-Tests getestet“, berichtet Ziegelmayer. „Wenn die Testungen negativ bleiben, werden wir nach dem 21. Januar einen Impftermin erhalten.“ Im Seniorenstift Hohenwald wurden insgesamt 42 Bewohner positiv getestet. Seitens der Angehörigen der Bewohner wurden jetzt schon Stimmen laut, die fordern, die negativ getesteten Bewohner trotzdem zeitnah impfen zu lassen anstatt länger abzuwarten. (Bei der DRK-Pressestelle war bezüglich des „Impfstatus“ der Bewohner des Kaiserin-Friedrich-Hauses bis zum Redaktionsschluss telefonisch keiner zu erreichen.)

Impfzentrum in der Messehalle

Landrat Ulrich Krebs und Erster Kreisbeigeordneter Thorsten Schorr kritisieren in puncto COVID-19-Impfungen, dass die älteren Bürgerinnen und Bürger nicht in dem eigens geschaffenen Impfzentrum des Hochtaunuskreises, in Bad Homburg, gegen das Virus geimpft werden können. Der zögerliche Impfbeginn der hochbetagten Menschen und damit verbunden die weite Anreise in das Impfzentrum nach Frankfurt sei „eine Zumutung“, äußerten sich Krebs und Schorr. Zumal diese Menschen den Weg ein weiteres Mal auf sich nehmen müssten, um die zweite Impfung zur Vervollständigung des Impfschutzes zu erhalten. Das Land Hessen hatte zunächst die Aktivierung der sechs regionalen Impfzentren in Kassel, Heuchelheim (Gießen), Fulda, Frankfurt, Wiesbaden und Darmstadt angeordnet. Grund dafür sind die derzeitig nur knapp vorhandenen Impfvorräte, so die Information aus dem Landratsamt. „Das Impfzentrum des Hochtaunuskreises sei bereit und kann jederzeit vollumfänglich mit dem Impfen starten“, betonen der Kreischef und Erster Beigeordneter. Beide setzen darauf, dass weiterer Impfstoff zügig zur Verfügung stünde, damit der Aktivierungsbefehl von Seiten des Landes Hessen für das Impfzentrum des Kreises eintreffe. „Die ersten Impfungen im Hochtaunuskreis konnten bereits am 27. Dezember des vergangenen Jahres über die mobilen Teams in den ersten Alten- und Pflegeeinrichtungen des Kreises verabreicht werden“, betonen sie.

Das Land Hessen sieht folgende Regelung vor: Bürgerinnen und Bürger aus dem Hochtaunuskreis über 80 Jahren können ab dem 19. Januar in dem regionalen Impfzentrum in Frankfurt geimpft werden. Dazu ist eine Anmeldung nötig. Wählen Sie die 116 117 oder 0611-505 92 888, täglich von 8 bis 20 Uhr, online unter: www.impfterminservice.de oder www.impfterminservice.hessen.de.

Viel Glück!



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