Drängende Suche nach Erweiterungspotenzial für die Feuerwehr

Das Feuerwehrgerätehaus in der Heinrich-Winter-Straße. linker Hand sind Grenzen durch die Stadthalle gesetzt, rechter Hand schließen sich Grundstücke privater Eigentümer an, die nicht willens sind, zu verkaufen. Foto: Puck

Kronberg (pu) – Im Zuge der jüngsten Stadtverordnetenversammlung gaben die Abgeordneten mehrheitlich grünes Licht für die kurzfristige Bereitstellung finanzieller Mittel für Maßnahmen für die örtlichen Feuerwehren.

Zum einen votierten 29 Parlamentarier bei zwei Enthaltungen für die Bereitstellung von außerplanmäßigen 30.000 Euro für die Beschaffung einer Industriewaschmaschine und eines -trockners. Die Deckung der außerplanmäßigen Ausgabe erfolgt durch die Teileinsparung von 15.000 Euro von im Haushalt 2021 budgetierten 70.000 Euro, die in erster Linie für die Realisierung der Barrierefreiheit im Feuerwehrgerätehaus Feuerwehr Oberhöchstadt geplant waren. Die Restdeckung erfolgt durch die Einsparung im Haushalt 2020 für die vorgesehene Beschaffung von CFK-Flaschen und für die weiterer Weihnachtsmarkthütten.

Neun Enthaltungen (KfB und FDP) bei 22 Ja-Stimmen gab es darüber hinaus für die außerplanmäßige Ausgabe von 55.000 Euro für eine externe Machbarkeitsstudie mit Variantenbetrachtung sowie die Entwicklung von Lösungskonzepten. Die Deckung dieser Summe erfolgt durch die restlichen 55.000 Euro der im Haushalt 2021 budgetierten 70.000 Euro für die Barrierefreiheitsarbeiten.

Probleme bekannt

Mit diesen aufgrund der sich vorher in den zuständigen Gremien abzeichnenden Akzeptanz ohne weitere Diskussion abgestimmten beiden Punkten wird der Fokus erneut auf eine Problematik gelenkt, die seit mittlerweile 15 Jahren die Entscheidungsträger beschäftigt, zuletzt jedoch aus dem Blickpunkt der Öffentlichkeit verschwunden war.

Im Detail geht es um die erstmalig 2006 von der Unfallkasse Hessen und technischem Prüfdienst im Rahmen ihrer regelmäßigen Begutachtungen bemängelte Unterbringung der beiden Feuerwehren Kronberg und Oberhöchstadt – allem voran die fehlende Entwicklungs- und Zukunftsfähigkeit des Standortes Heinrich-Winter-Straße 4 in Kronberg.

Schon im ebenfalls 2006 von der Stadtverordnetenversammlung beschlossenen „Bedarfs- und Entwicklungsplan für den Brandschutz, die Allgemeine Hilfe und den Katastrophenschutz der Stadt Kronberg im Taunus“ war die Unterbringung der Freiwilligen Feuerwehr Kronberg als unzulänglich beschrieben worden. Konkret sind beispielsweise die Einfahrten nach heutigen Maßstäben zu schmal und zu niedrig, die Stellplätze der Großfahrzeuge zu kurz. Als nicht minder kritisch gelten die direkt in der Fahrzeughalle untergebrachten Umkleidebereiche, die einerseits lediglich behelfsmäßig für die beiden Geschlechter getrennt sind; zudem sind die sich für den Einsatz rüstenden oder zurückgekehrten Feuerwehrleute dem Dieselruß aus den Abgasen der ausrückenden oder heimkommenden Fahrzeuge ausgesetzt.

Für das bereits gedanklich durchgespielte Einziehen einer Trockenbauwand fehlt nach Aussage von Stadtbrandinspektor Thorsten Nuhn schlichtweg der Platz. Verschärft worden sei die infolge der längst erreichten Kapazitätsgrenzen eh schon prekäre Lage noch durch zusätzlich benötigte und demzufolge angeschaffte Arbeitsgeräte, die aus gestiegenen Einsatzzahlen durch Unwetter resultieren. In diesem Zusammenhang lenkt er den Blick auf erschwerte Arbeitsabläufe durch die suboptimale Unterbringung der Werkstätten im Keller mit der Folge ständigen Tragens schwerer Gegenstände. Ganz zu schweigen von der ständig gegenwärtigen Unfallgefahr, weil mangels ausreichender Parkplätze für die anfahrenden Einsatzkräfte rund um das Gerätehaus gekreuzte Wege mit schon ausrückenden Feuerwehrfahrzeugen vorprogrammiert sind.

Aufstockung

Seitdem vor etwa zehn Jahren in einem ersten Schritt durch Aufstockung der Halle 2 eine Erweiterung um etwa 220 Quadratmeter umgesetzt ist, gelang zumindest eine Entspannung in punkto Toilettenanlagen, Duschen, Büro-, Aufenthalts- und Jugendräume. Nach wie vor ungelöst sind allerdings die Defizite in den Bereichen Werkstatt, Umkleide, Unterbringung der Großfahrzeuge sowie Parkplatzsituation. Ergo: „Wir sind am Limit!“, bringt es der Stadtbrandinspektor auf den Punkt, der mit seinem dringlichen Wunsch, die Suche nach einer zukunftsfähigen Lösung zu forcieren, bei Bürgermeister Christoph König und Baudezernent Siedler auf offene Ohren stieß.

Um am bestehenden Standort Kronberg die Erfolgsaussichten für notwendige Erweiterungskapazitäten zu erhöhen, hatte die Stadt bereits 2008 den Aufstellungsbeschluss für die 2. Änderung des Bebauungsplanes 143 „Berliner Platz und Hartmuthstraße“ gefasst und 2016 mit der Satzung über ein besonderes Vorkaufsrecht für das „Erweiterungsgelände Feuerwehr Kronberg Heinrich-Winter-Straße“ ergänzt. Dabei handelt es sich um Flächen südlich des 1970 gebauten städtischen
Feuerwehrge
bäudes. Da die derzeitigen Hauseigentümer der Grundstücke 5 und 7 laut
Rathauschef
König und Erstem Stadtrat Siedler bis zum aktuellen Zeitpunkt jedoch kein Interesse am Verkauf ihrer Flächen signalisierten, sei an einen Ausbau in diese Richtung nicht zu denken.
Auf der anderen Seite sind bekanntlich durch die Stadthalle Grenzen gesetzt.

Da auch am Standort Oberhöchstadt vor allem in Bezug auf die Abgassituation zwingender Handlungsbedarf besteht und die Überwachungsbehörden zuletzt ihren Forderungen Nachdruck verliehen haben, sind zeitnah alternative Standortprüfungen für die freiwilligen Feuerwehren notwendig, um langfristig an die aktuellen Erfordernisse angepasste und zukunftsfähige Feuerwehrstandorte zu sichern. „Wir brauchen auf der Suche nach tragfähigen Konzepten eine ergebnisoffene Machbarkeitsstudie eines externen Büros“, sind sich König, Siedler und Nuhn einig.

Und die Zeit drängt, denn während diese seit langem suboptimale Situation per Mitteilung des Hochtaunuskreises vom 30. Dezember 2019 lediglich nochmals kritisiert herausgehoben worden war, liegt seit 6. November letzten Jahres ein Schreiben von der Unfallkasse Hessen vor, das die Beauftragung und Durchführung einer Machbarkeitsstudie zur Darstellung der Bedarfs- und Entwicklungsmöglichkeiten bis zum III. Quartal 2021 eingefordert und um quartalsweisen Bericht hierzu bittet.

Vorübergehende Lösung

Neben dieser Machbarkeitsstudie verlangt die Unfallkasse unverzüglich Maßnahmen, um die Folgen der fehlenden baulichen Trennung zwischen der Fahrzeughalle und den Umkleidespinden zu minimieren. Als vorübergehende Lösung wird eine dreimonatige Routinereinigungsfrequenz der dieselkontaminierten Einsatzkleidung gesehen. Hierfür ist die vom Parlament abgesegnete kurzfristige Beschaffung einer speziellen Industriewaschmaschine sowie eines -trockners erforderlich.

Wie aus der Magistratsvorlage hervorgeht, wird die Einsatzkleidung (Jacke, Hose, Handschuhe) aktuell zum Preis von 14,80 Euro durch die Feuerwehr Oberursel gewaschen. Beim vorgegebenen dreimonatigen Reinigungsintervall von 200 Einsatzbekleidungen errechnen sich Jahreskosten von circa 11.840 Euro, so dass bereits nach rund 30 Monaten die eingesparten Gebühren die Anschaffung überwiegen. Dazu kommen noch eingesparte Gebühren für das Waschen der Flammschutzhauben, der Begurtung der Pressluftflaschen und der Flaschenhüllen. Außerdem können mit der Eigenversorgung die Personal- und Transportkosten reduziert, die Umlaufzeiten verkürzt und die Qualitätssicherheit besser dokumentiert werden. Darüber hinaus können weitere Kosten eingespart werden, da nach Anschaffung der Geräte eine notwendige Reinigung der Einsatzkleidung nicht mehr durch Dritte durchgeführt werden muss.

Auch in Sachen Parkplätze gibt es am Standort Kronberg seit einigen Wochen durch die Einrichtung einer Halteverbotszone eine kleine Veränderung, die zu einer Erleichterung führen soll.

Kriterien für Standortsuche

Hinsichtlich der Suche nach Standortalternativen zählt die gesetzlich vorgeschriebene Einhaltung der Zehn-Minuten-Frist – von der Alarmierung bis zur Einleitung wirksamer Hilfe – zu den wichtigsten Kriterien. Eine große Rolle spielen außerdem die Wohn- beziehungsweise Arbeitsstätten der derzeitigen Einsatzkräfte. Sowohl Bürgermeister Christoph König als auch Stadtbrandinspektor Nuhn wissen, dass nach wie vor viele Feuerwehrleute, vor allem auch die Kinder und Jugendlichen, teils zu Fuß und mit dem Fahrrad zu Fortbildungen und Einsätzen kommen. Aus Sicht Königs wäre der Verbleib in der Heinrich-Winter-Straße und damit im Herzen der Stadt von nicht unerheblicher Bedeutung, weil der Einsatz der ehrenamtlichen Kräfte präsenter in der Wahrnehmung der Bevölkerung wäre als von einem Standort am Stadtrand aus.

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