Ende des Jahres könnte „ein Stück Bahnhof wieder sichtbar werden“

Noch verdeckt das Gerüst vieles. Nach einer Reinigung per Sandstrahl und sorgfältiger Farbprüfung haben dieser Tage Verputzarbeiten begonnen. Fotos: Puck

Kronberg (pu) – Die mit dem seit 2012 aufgestellten Rahmenplan sukzessive an Fahrt aufgenommene Entwicklung des Kronberger Bahnhofquartiers mit seinen sechs Baufeldern wird bekanntlich mit großem Interesse von der Bevölkerung verfolgt. In diesem Wissen lud der CDU-Stadtverband zur jüngsten Auflage seiner traditionellen Frühschoppen ein, in dessen Mittelpunkt die bisherigen und künftigen Schritte sowie allem voran die Restaurierung des denkmalgeschützten Bahnhofsgebäudes stand.

Dessen Eigentümer, Frederik Roth, Geschäftsführer der REAL KG, die nach Unterzeichnung des notariellen Kaufvertrags seit 24. August 2020 als Eigentümer des vormals städtischen Bahnhofsgebäudes im Grundbuch steht, nutzte gerne die Gelegenheit, den 50 Kronbergern, die einen Platz für die aufgrund der Pandemiebedingungen und der räumlich begrenzten Verhältnisse personell limitierte Veranstaltung ergattert hatten, in der Schalterhalle einen aktuellen Zwischenstand der Restaurierungs- und Sanierungsarbeiten zu geben.

Dabei skizzierte er nach einem kurzen Blick auf die Gebäudehistorie eine ganze Reihe Meilensteine seit der Zustimmung der Stadtverordnetenversammlung zum Kaufvertrag am 5. Dezember 2019. In Sachen „Rettung des Kulturdenkmals Bahnhof Cronberg von 1898“ seien einem „langen steinigen Weg zum Erwerb“ nicht minder intensive Monate der Bauarbeiten gefolgt. Seit einem ersten Zwischenbericht im Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt (ASU) im September 2020 hat sich Roth zufolge jede Menge getan. Dabei wären den Erkenntnissen nach einige Maßnahmen vermeidbar gewesen beziehungsweise nicht so umfangreich ausgefallen, wenn die DB Immobilien AG als langjähriger Eigentümer rechtzeitig Sanierungsarbeiten durchgeführt hätte. Durch das langjährige Nichtstun sei ungehindert Wasser durch undichte Stellen eingedrungen.

Bestätigt wurde das durch Dachdeckermeister Manfred Feger, der ebenfalls beim Frühschoppen zugegen war. „Anfangs sind wir lediglich von kleinen Reparaturen am Dach ausgegangen, doch nachdem die Deutsche Bahn offenkundig jahrzehntelang keinen Cent in das Gebäude investiert hat, stellten wir nach Entfernung der kompletten Schalung gravierende Schäden durch Fäulnis im Dachstuhl fest.“ Problematisch auch die korrodierten und gerissenen Pfeiler.

Zusätzlich erschwert wurden die Restaurierungsarbeiten, weil an ein Betreten des Dachs wegen bestehender Lebensgefahr nicht zu denken war und zunächst bei der Bahn und der Stadt Kronberg die Genehmigung für einen zu erstellenden „Laufgang“ eingeholt werden musste. Trotz dieser unvorhersehbaren Verzögerungen geht es nach den Worten Roths voran. So seien die Zimmermannsarbeiten abgeschlossen, die Wärmedämmung aufgebracht und die historischen neuen Kamine und das neue Dach des Bahnhofsempfangsgebäudes zu 75 Prozent fertiggestellt. „Insgesamt werden circa 32 Tonnen altdeutsche Schieferdeckung aufgebracht“, ergänzte Dachdecker Feger. Auch die Giebel werden wiederhergestellt. Durch die Einrüstung bleiben diese Fortschritte bisher den Augen der Öffentlichkeit verborgen, doch Frederick Roth zeigte sich optimistisch, dass zumindest die Straßenseite bis zum Ende des Jahres fertiggestellt ist und dann „ein Stück Bahnhof wieder sichtbar wird.“ Vor wenigen Tagen begannen erste Verputzarbeiten.

Schon beim ersten Zwischenbericht hatte Roth von der Wiederherstellung der „ganzen Pracht mit drei Fenstern und einem Haupteingang zum Bahnhof hin“ in der großen Wartehalle, von komplett erhaltenen Holzbalkendecken, Wandvorlagen mit Wickeldekor sowie dem Fund einer bauzeitlichen, stuckgerahmten Kassettendecke von 1898 in der Schalterhalle geschwärmt.

Weniger begeistert zeigt er sich von der Entscheidung des Denkmalschutzes, dass dort „alle Materialien aus der Umgestaltung von 1967 erhalten bleiben müssen“. Das bedeute unter anderem, auch die weißen Fliesen „mit dem Charme einer Metzgerei“. Die dürfen allerdings hinter einer Holzverkleidung verschwinden, wie der zuständige Architekt verriet. Zugleich weckte er die Vorfreude auf das künftige Bild der Innenräume, die durch einen roten historischen Faden und im Kontrast dazu moderne Elemente durchzogen würden. In diesem Zusammenhang stellte einer der Gäste die Frage nach dem Nutzungskonzept. Frederick Roth betonte, an den diesbezüglichen Planungen mit Reisezentrum, Bäcker, Gastronomie mit bezahlbarem Essen, Kiosk, Mobilitätszentrale und Wohnen unter einem Dach habe sich „nichts geändert.“

Die Christdemokraten rundeten diesen informativen Frühschoppen mit den aktuellen Sachständen zu den sechs Baufeldern im Bahnhofsquartier ab. Dafür zeichnete der stellvertretende ASU-Vorsitzende Max-Werner Kahl verantwortlich, während Stadtverbandschefin Felicitas Hüsing die Begrüßung übernommen hatte. Im Anschluss an den Frühschoppen eignete sich ein Weinumtrunk gegen Spende zur Unterstützung der Paul-Albert-Simon-Schule hervorragend, sich weiter auszutauschen.

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