Exotisch oder vertraut: Katta, Gibbon und Feldhamster brauchen Schutz

Strahlende Gesichter bei der Jubiläumsveranstaltung: Die Preisträger des Schulwettbewerbs „Katta und Co im Opel-Zoo. Werde Botschafter für den Artenschutz!“ im Festsaal der Stadthalle. Foto: Weber

Kronberg (sw) – Rund 150 Tier- und Pflanzenarten sterben jeden Tag auf dieser Welt aus. Manche davon sind nicht einmal vollständig erforscht und so kann man nur ansatzweise ermessen, was man überhaupt verliert, wenn eine Art erlischt. Wissenschaftler sind sich einig, dass das Artensterben katastrophale Folgen für ganze Ökosysteme hat und damit schlussendlich auch für den Menschen.

Was liegt also näher, als die junge Generation für diese Thematik zu sensibilisieren?

Der Förderverein des Kronberger Opel-Zoo, der das Zusammenwirken von Bildung und Artenschutz seit seiner Gründung in den Mittelpunkt setzt, hatte daher zu seinem 15- jährigen Bestehen einen besonderen Wettbewerb ausgeschrieben: „Katta und Co im Opel Zoo. Werde Botschafter für den Artenschutz“ lautete der Aufruf, dem 69 Schülerinnen und Schüler aus acht Schulen des Hochtaunus- und Main-Taunus-Kreises sowie Frankfurt folgten. 29 Beiträge von Einzelpersonen und Gruppen wurden schließlich eingereicht.

Die Feierstunde in der Stadthalle war an diesem Abend daher beides: Preisverleihung an die jungen Artenschützer und Würdigung und Dank an die vielen Mitwirkenden des Fördervereins.

Vor 15 Jahren wurde der Förderverein des Opel-Zoos aus der Taufe gehoben, als im Jahr 2007 die Trägerschaft des Opel-Zoo in die neu gegründete „von Opel Hessische Zoostiftung“ überführt wurde. Zielsetzung war schon damals, ein „verlässlicher Partner für den Artenschutz zu sein“, wie Matthias Bonczkowitz, Vorsitzender des Vereins, in seinem Grußwort betonte. Was ist in den vergangenen 15 Jahren nicht alles erreicht worden: das Freiland-Terrarium für Reptilien und Amphibien, die Voliere für Papageien und Buschschliefer oder die Feldhamster-Station. Mehr als drei Millionen Euro sind in diesem Zeitraum für die Unterstützung des Opel-Zoo eingeworben worden und mit dem 2009 ins Leben gerufenen Jugend Club hat der Förderverein einen Ort geschaffen, um Kinder für den Tier-, Natur- und Artenschutz zu begeistern.

Landrat Ulrich Krebs verriet in seiner Rede, dass auch er bereits als Kind vom Opel-Zoo begeistert gewesen sei und sogar seinen zehnten Geburtstag dort gefeiert habe. Nun, als Vater einer kleinen Tochter, könne er Veränderung und Kontinuität im Opel-Zoo sehen. Die kleinen Auto-Scooter gebe es noch immer, aber die Vielfalt bei den Tieren sei viel größer geworden. Einen Mitgliedsantrag für den Förderverein ließ sich der Familienvater direkt aushändigen.

Auch Stephan Hübner, Wissenschaftsredakteur beim Hessischen Rundfunk, der kurzweilig durch den Abend führte, erinnerte sich, ab Mitte der 70er Jahre jeden Donnerstag mit den Eltern aus Frankfurt-Nied in den Opel-Zoo gefahren zu sein. Mit dabei hatte er das Buch „Tiere im Opel Freigehege“ aus dem Jahr 1964, dessen Lageplan im Inneren veranschaulichte, wie überschaubar der Zoo zu diesem Zeitpunkt noch war.

Besuchermagnet aber war der Opel-Zoo von jeher: Landrat Krebs betonte, „der Opel-Zoo ist für die Region ein besonderes Aushängeschild“ und Zoo-Direktor Dr. Thomas Kauffels ergänzte in seinem kleinen Festvortrag: „Wir sprechen einen ganz großen Teil der Bevölkerung an.“

Gerade auch in Zeiten der Pandemie war der Opel-Zoo grünes Wohnzimmer für viele Menschen aus dem Rhein-Main-Gebiet.

Den Opel-Zoo als Ort der Begegnung stellte deshalb Gregor von Opel in den Fokus seiner Rede und erklärte, jeder Tag im Opel-Zoo sei „Inspiration“ für ihn. Den Förderverein würdigte er als Vorstandsvorsitzender der „von Opel Hessischen Zoostiftung“ und lobte: „Mensch zu sein für eine Sache, das ist uns gemeinschaftlich gelungen“.

Großer Dank gebührt, so waren sich die Mitwirkenden einig, Brigitte Kölsch, deren riesiges Engagement über Jahre hinweg den Förderverein getragen und die verschiedensten Projekte auf den Weg gebracht hat. Auch Landrat Krebs ehrte die langjährige Vorsitzende und betonte, dass ihr „Engagement und riesiges Netzwerk immer sehr gut für den Opel-Zoo gewesen“ sei.

Auch das Wirken von Ruth Stücke für den Förderverein wurde in der Feierstunde gewürdigt. Sie ist die Initiatorin des Jugend-Wettbewerbs „Katta und Co“, deren Preisträgerinnen und Preisträger gespannt die Veranstaltung verfolgten.

In ihrer Rede formulierte Ruth Stücke, die stellvertretende Vorsitzende des Fördervereins und selbst Lehrerin ist, ihre besondere Herzensangelegenheit, „Schülerinnen und Schüler für den Artenschutz zu sensibilisieren und für die Biodiversität“. Die Teilnehmenden am Schulwettbewerb sollten daher eine Art „Werbekampagne“ für eine bedrohte Tierart, die im Opel-Zoo ihr Zuhause hat, umsetzen.

Die neunköpfige Jury, bestehend aus Fachvertretern aus Schule und Universität, Wirtschaft, Werbung, Zoopädagogik und dem Hessischen Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, zeigte sich begeistert von dem Ideenreichtum, der Kreativität und Vielfalt der eingereichten Beiträge.

Zehn Preise wurden bei der Festveranstaltung vergeben und alle Preise gingen an nur drei Schulen der Region, Taunusgymnasium/ Königstein, Gesamtschule am Rosenberg/ Hofheim und Gymnasium Römerhof/ Frankfurt.

Der dritte Platz wurde zweimal vergeben und ging an Anna Gebauer aus Hofheim mit ihrer Arbeit zum Thema „Der rote Panda“ sowie an Simon Gaulke aus Königstein, der über den „Feldhamster“ recherchiert hatte.

Über den 2. Preis und den Titel „Botschafter Champion Silber“ und 300 Euro Preisgeld durften sich die Taunus-Schülerinnen der Jahrgangsstufe 7, Emily Künne und Juliane Meckenstock, freuen. Sie hatten über den „Prinz Alfred Hirsch“ geforscht.

Mit nur einem Punkt Abstand gewann die Frankfurterin Mira Schwalm mit ihrer Arbeit „Schützt den Regenwald und damit die Gibbons“. Wie auch die Zweitplatzierten hatte Mira Schwalm in ihrer Arbeit zu der bedrohten Affenart jede Menge Tipps zum Regenwaldschutz in ihren Imagefilm eingebaut: den Fleischkonsum einzuschränken etwa, Bio-Produkte einzukaufen, auf die Inhaltsstoffe zu achten und Palmöl nicht zu verwenden. Auch sollte die Kohle für die beginnende Grillsaison auf keinen Fall aus Holz des Regenwaldes sein, was in Deutschland noch immer verkauft wird.

Preisträgerin Johanna Schwalm räumte ein, dass sie „ihr Tier“, den Gibbon, noch gar nicht gekannt habe. „Ich wollte auf den Artenschutz generell als Thema aufmerksam machen und auf den Regenwald als besonderen Lebensraum.“

Ari Lia Funke und Tora Grim vom Taunusgymnasium, deren Arbeit über den „Roten Vari“ ebenfalls in den Top Ten ausgezeichnet wurde, machten deutlich, dass sich „Umweltschutz immer auf alle Tierarten und das gesamte Ökosystem auswirke“.

Ein Rückgang der Arten ist aber nicht nur im Regenwald zu verzeichnen, sondern gerade auch in Deutschland dramatisch. Laut Bonner Rote Liste Zentrum ist ein Viertel der hiesigen Pflanzen-, Pilz- und Tierarten in seinem Bestand gefährdet.

Rebecca Stecker saß als Referatsleiterin Biodiversitätsstrategie und Artenschutz im Hessischen Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz nicht nur selbst in der Jury, sondern überbrachte auch Grüße des Staatssekretärs im Ministerium, Oliver Konz, der als Schirmherr des Wettbewerbs fungierte. Stecker gab zu, dass es ziemlich viel zu tun gebe, auch in der heimischen Natur.

Sich für den Artenschutz einzusetzen, fängt schon im eigenen Umfeld an. Dass jeder Einzelne dazu beitragen sollte, weil es um ein gemeinsames Überleben von Mensch, Natur und Tier geht, wurde bei Preisverleihung und Feierstunde mehr als deutlich.

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