Familiengottesdienst zur Einsiedelei im Stadtwald

Eine der Stationen des Wandergottesdienstes war die ehemalige Antoniuskapelle im Kronberger Stadtwald. Foto: privat

Kronberg (kb) – Einsam und allein. Oft werden diese beiden Begriffe deckungsgleich verwendet. Aber sind Menschen, die einsam sind auch allein und umgekehrt? Während des jüngsten „Familiengottesdienstes unterwegs“ erinnerte Pfarrer Dr. Johannes Arnold auf dem Platz Unter den Eichen nahe der evangelischen Kirche Falkensteins an den Theologen und Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer. Während der Haft isoliert, sei er zwar einsam, jedoch nicht allein gewesen. Bonhoeffer habe sich, sagte der katholische Geistliche, seiner Familie und seinen Freunden nah und verbunden gefühlt. Das während der Zeit im Gefängnis entstandene Gedicht „Von guten Mächten wunderbar geborgen“ lege dafür sowie vom tiefen Glauben und von unerschütterlicher Zuversicht Zeugnis ab. Fern von anderen Menschen zu sein, bedeute demnach nicht zugleich, allein zu sein.

An dem mehrteiligen Gottesdienst nahmen unter anderem Gläubige aus den Kirchorten Christkönig Falkenstein und St. Johannes der Täufer Schneidhain teil. Mit dem Thema Einsamkeit beschäftigten sich die Kinder gemeinsam in einer Gruppe. Sie hörten die biblische Erzählung vom Propheten Elia, der einen Tagesmarsch in die Wüste ging, unter einem Ginsterstrauch den Tod herbeizusehnen: Einsamkeit, um sich Gott zu nähern. Das versuchten auch die Mönche der Einsiedelei an der ehemaligen Antoniuskapelle im Kronberger Stadtwald, der nächsten Station des Wandergottesdienstes. Dort lebten im 14. und 15. Jahrhundert Priester in der Einsamkeit, um Gott und den Menschen zu dienen. Diese Form der Einsamkeit sieht der Kirchenvater Augustinus als die zweckmäßige an, wie Arnold in seiner Predigt hervorhob. Johannes Arnold stammt aus Falkenstein und feierte hier 1995 seinen Primizgottesdienst in der Christkönigskirche.

Er stellte dem die bewusst gewählte Einsamkeit, das Alleinsein Wollen aus Überdruss oder Abneigung den Mitmenschen gegenüber, das der grandiose Humorist Wilhelm Busch in seinem hintersinnigen und mehrdeutigen Gedicht „Der Einsame“ formuliert. Arnolds ebenso konturenreiche wie scharfsinnige Reflexionen standen unter dem Leitgedanken „Um Gottes Willen aussteigen?“ Im Namen der Gottesdienstteilnehmer dankte der Vorsitzende des Pfarrgemeinderats der Kirchengemeinde Maria Himmelfahrt im Taunus, Walter Schäfer, dem Theologen für die spirituellen Impulse.



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