FDP: „Integriertes Stadtmarketing ist wichtig für Kronberg, aber nicht so!“

Kronberg. – „Das vorliegende Integriertes Stadtmarketing-Konzept (ISM) hat die Erwartungen aller Fraktionen, bis auf die der SPD, enttäuscht“, stellt der FDP-Fraktionsvorsitzende fest. „Wie konnte es passieren, dass ein hohes fünfstelliges Honorar zu einem solchen Ergebnis führen konnte?“ Der Grund sei einfach: „Wer Ziele unklar formuliert, wird ein enttäuschendes Ergebnis erzielen. Zu glauben, man löst ein Problem indem man es einfach einem Berater zur Bearbeitung vorlegt, der irrt“, meint Kiep. Um am Ende ein verwertbares Ergebnis vorliegen zu haben, bedürfe es erheblicher Vorarbeiten seitens des Auftraggebers. „Er muss klar definieren, was er erwartet. Genau das ist nicht geschehen.“ Der erste Fehler, der gemacht worden sei, sei folgender: Es wurden keine klaren Ziele mit dem Berater Dr. Eggers vereinbart. Und das sei das Ergebnis (Definition der Ziele, S.25 der Studie):

• Sicherung des Charakters der liebenswerten Stadt im Grünen

• Stärkung des Wir-Gefühls

• Aufrechterhaltung der Qualität der Stadt Kronberg als attraktiver Wohnort

• Positionierung von Kronberg als Musikstadt

• Ausbau und Vernetzung der bereits skizzierten Alleinstellungsmerkmale.

Der zweite entscheidende Fehler sei, dass sich weniger als zehn Prozent der Befragten aus den verschiedenen Bereichen an den Workshops im Rahmen der Erstellung des Konzeptes beteiligt hatten, weil sie der Meinung waren, „so etwas haben wir doch schon häufiger ohne Ergebnis gemacht”. Kiep weiter: „Die Stadtverordneten waren aus den Befragungen komplett ausgeschlossen. Am Ende standen Mitarbeiter der Stadt und Statistiken als einzige verwertbare Informationsquellen zur Verfügung.“

Einerseits habe es daraus eigentlich nur eine Konsequenz geben können: das Thema „Integriertes Stadtmarketing“ begraben und den Antrag des Magistrats, eine „Stabsstelle“ hierfür einzurichten, abzulehnen, so Kiep. „Nicht den Honorarkosten von angeblich 80.000 Euro noch gutes Geld hinterher werfen!“

Andererseits sei das Thema „Integriertes Stadtmarketing“ ein wichtiges Thema für die Zukunft von Kronberg. Das zeige sich beispielhaft an der Website der Stadt Kronberg, die sich, verglichen mit der Website der Stadt Bad Nauheim, beispielsweise, in der Steinzeit befinde. „Wir haben in der Fraktion nicht nur viel Zeit mit dem Studium der 400 Seiten verbracht, sondern wir wurden uns in der Diskussion auch schnell klar, dass eine schlichte Ablehnung keine Lösung ist, da dies bedeutet hätte, das Thema insgesamt zu begraben.“ Und das wollte, wie sich auch in der Diskussion in der letzten Stadtverordnetenversammlung gezeigt habe, keine Fraktion. „Als Bürgermeisterin von Kronberg wäre dies eines der Themen, mit denen ich mich intensiv beschäftigen möchte. Das kann aber nur durch eine Überarbeitung des Konzeptes, gemeinsam mit den Stadtverordneten, geschehen“, stellt Kristina Fröhlich fest. „Da müssen dicke Bretter gebohrt werden.“

In dieser Zwangslage, einerseits ein wichtiges Thema, andererseits eine unzureichende Vorlage zu haben, hatte sich die FDP-Fraktion entschlossen, über einen Änderungsantrag dem Thema die richtige Richtung zu geben:

• Eine auf zwei Jahre befristete Stelle. Danach Entscheidung über das weitere Vorgehen.

• Einsetzung eines Lenkungsausschusses bestehend aus dem Bürgermeister und Vertretern jeder Fraktion, um Ziele und Priorisierung zu erarbeiten, bevor jemand eingestellt wird.

• Der Bewerber muss berufliche Erfahrungen in den Bereichen Tourismus oder Stadtmarketing nachweisen.

„Über die Resonanz der anderen Parteien waren wir sehr enttäuscht“, stellt Walther Kiep fest. „Haben wir doch einen Weg aufgezeichnet, dem alle hätten zustimmen können, da er die Wiederholung der Fehler der Vergangenheit vermeidet und das Thema zum Erfolg hätte führen können. So haben wir große Zweifel, ob wir nicht die Honorarkosten von angeblich 80.000 Euro endgültig abschreiben müssen und dem schlechten Geld noch gutes hinter herwerfen!“ Kiep weiter: „Die Annahme des Punktes 3 unseres Änderungsantrags ist ein Selbstläufer.“ (Anmerkung der Red.: Alle anderen Punkte des FDP-Änderungsantrages waren im Rahmen der jüngsten Sitzung des Stadtparlamentes abgelehnt worden, nicht, wie irrtümlich berichtet, mehrheitlich angenommen worden.) Kiep stellt abschließend fest: „Besonders enttäuscht war ich von meinem Kollegen Andreas Becker, der uns zwar in der Beurteilung der Arbeit von Dr. Eggers beipflichtete, um dann aber die Zustimmung seiner Fraktion zu der Vorlage zu erklären. Erklären konnte Herr Becker diesen Widerspruch in seinem Redebeitrag nicht. Konsequent ist das nicht!“ (mw)



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