Frühlingsfest mit weißer Haube Viele Besucher freuten sich über die Angebote

Dank der Theatergruppe „die hannemanns“ gab es für die Frühlingsfestbesucher lustige Sketche gratis zum sonntäglichen Shoppingerlebnis in der Altstadt dazu. Foto: Westenberger

Kronberg (mw) – Als die Kräuterfachfrau Monika Wiegand aus dem Wispertal am Samstag ihre Kräuterpflänzchen einpacken und sich mit ihnen auf den Weg zum Frühlingsfest nach Kronberg aufmachen wollte, musste sie feststellen, dass aus ihrem Unterfangen nichts werden würde. „Es hatte bereits am Freitagabend bei uns zuhause angefangen zu schneien, und der Schneepflug war am Samstag um 11 Uhr noch immer nicht vorbeigekommen“, erzählt sie. So wurde am Samstag nichts aus ihrem beliebten Wildkräuterstand im Burgvorhof zum Frühlingsfest. Auch der erste Vorsitzende des Theatervereins „die hannemanns“, Wolfgang Thöns, wollte über den Start ins Frühlingsfest am Samstag lieber nicht mehr nachdenken. „Es war der schlechtbesuchteste Markt seit Jahren“, habe der Vater der Kronberger Märkte, Horst Neugebauer, bemerkt. „Und es war wirklich so kalt, so kalt!“, verriet Thöns, der gerade mit einem kleinen Teil seiner Theatermannschaft von der Receptur zur Zehntscheune umzog, um dem Publikum mitten auf der Straße an unterschiedlichen Orten pfiffige vier Sketche vorzuspielen: „Die Führerscheinprüfung“ (Alia Kidess, Ulf Brossmann), „Das f hängt“ (Manuel Freudenberg, Jürgen Völger), „Partnersuche“ (Andrea Becker, Monika Köbel) und „Pizzabestellung“ (Evelyn Ehringhaus, Harald Soldan).

Das Gute war: Am Sonntag entschied sich die Sonne, wenn auch bei winterlichen Temperaturen, vom Himmel zu lachen, sodass es viele Menschen schließlich doch in die Stadt zog, zum Frühlingsfest auf der Burg mit verkaufsoffenem Sonntag. Die Kräuterpflänzchen an Monika Wiegands schattigem Stand im Burghof behielten teilweise den ganzen Tag über ihre glitzernde dünne Schneeschicht. „Das schützt sie ganz gut“, wusste sie. „Kritisch wird es für die Kräuter und Pflanzen erst, wenn die Knollen gefroren sind und keinen Schutz durch eine Schneeschicht haben. Dann können sie durch viel Wind und Sonne vertrocknen.“ Sie bot am Sonntag nun passenderweise „Heiße Quitte“ und warmen Holunderlikör an und punktete mit ihren Kräutern für Spinat-Smoothies, Suppen und Salate, mit Heilpflanzen und Gartensträuchern und liebevoll aus kleinen Eiern herausleuchtenden Veilchen. Draußen wie drinnen auf der Burg sorgten angenehme musikalische Klänge von Hilde Reinhold auf der Steirischen Handharmonika und vom Duo Saxodeon für Abwechslung. Die Tische und Bänke im Burghof waren, vor allem in der Zeit, in der sie noch in der Sonne standen, dicht besetzt. Kuchen und Kaffee vom Burgvereinsteam gingen weg wie warme Semmeln. Als ärgerlich empfanden hingegen einige Besucherinnen und Besucher die Schlange am Kassenhaus vor der Burg. „Kann man das nicht schneller abwickeln?“ fragten sich die einen, während sich wieder andere wunderten, warum bei einem Frühlingsfest in der Stadt auf der Burg eigens Eintritt zu zahlen ist. Ließe sich das für einen solchen Tag nicht anders lösen? Doch so manche Dinge in der Stadt scheinen sich nicht zu ändern. So ist es für den Bund der Selbstständigen innerhalb der eigenen Reihen seit Jahren schon schwierig, allen Geschäften innerhalb der Stadt zu vermitteln, dass ein Frühlingsfest mit kleinen Zusatzattraktionen für die Besucherinnen und Besucher und Straßensperrungen Kosten verursacht, ein kleiner Teilnehmerbeitrag deshalb in der Regel dafür von den Einzelhändlern vonnöten ist. Nach wie vor sind aus den unterschiedlichsten Gründen nicht alle der rund 30 Geschäfte bei den verkaufsoffenen Sonntagen mit von der Partie. Auch in diesem Jahr – nach langer Coronazwangspause – nicht. Wie BDS-Einzelhandelssprecher Joachim Klinger von „Klinger Delikatessen“ erläuterte, hatte der BDS das Frühlingsfest offiziell eigentlich abgesagt. Als Gründe nannte der BDS die nach wie vor hohen Coronainzidenzen und den Krieg in der Ukraine. Doch nach der langen Pause wollte man den Bürgerinnen und Bürgern schließlich doch etwas anbieten, und gemeinsam mit der Stadt Kronberg wurde entschieden, dass die Geschäfte am Sonntag zum Frühlingsfest auf der Burg ihre Türen öffnen können, man verzichtete aber auf weitere Stände und damit verbundene Kosten. Die Menschen dankten diese Entscheidung für ein Frühlingsfest mit ihrem Kommen und brachten Kauflaune mit – schließlich steht Ostern vor der Tür, und die Gelegenheiten in den letzten Monaten, entspannt shoppen zu gehen, waren eher mager. „Man spürt schon, dass die Leute Hunger nach Veranstaltungen haben“, stellte Bürgermeister Christoph König fest. Gemeinsam mit seiner Frau Elina hatte er sich auf den Burghügel aufgemacht, auf dem es interessante Kunsthandwerksstände und die interaktive Ausstellung „Stadt-Land-Fluss“ zu entdecken gab (die Ausstellung im Rheinberger-Saal im zweiten Obergeschoss ist noch bis zum 8. Mai zu sehen). Elina König freute sich zusammen mit ihrem Mann über den strahlenden Sonnenschein, der schließlich doch noch für zahlreiche Besucherinnen und Besucher in der Stadt gesorgt hatte. „Die Menschen sehnen sich nach Austausch untereinander“, stellte sie fest. Zu schätzen wusste die Bürgermeistergattin auch das Spieleangebot, das der Burgverein im Prinzengarten und die Kronberger Rittergarde im Terracottasaal und auf dem Burggelände anboten. Die Kinder genossen Spiele wie „Fang den König“ und zielten mit Pfeil und Armbrust auf eine Dosenpyramide, während die ganz Kleinen mit großer Leidenschaft Holzschwerter bemalten und noch einiges mehr, das ihnen in die Nähe kam... Annegret Haake vom Burgverein erklärte den Kleinsten, wenn nötig sogar in Englisch, ihre spezielle Natureierfärbetechnik, warum sie ihre Eier mit indonesischem Werkzeug bearbeitet und was es mit den indonesischen Batiktechniken auf sich hat.

Wer sich nach diesem kulinarischen und kunsthandwerklichen Ausflug auf die Burg – natürlich durften auch Burgführungen nicht fehlen – in die unteren Gefilde der Stadt Kronberg aufmachte, konnte – allen voran die Damen – entspannt shoppen oder wieder den „hannemanns“ folgen. Den Menschen, die sich mitten im trubeligen Geschehen auf ihre Darbietungen einlassen konnten und stehen blieben, gefiel es, was die Theaterspieler einstudiert hatten, die Lacher und der Applaus ließen nicht lange auf sich warten. „Die Einnahmen von heute gehen direkt an das DRK für die Ukraine“, erklärte Thöns.

In der Friedrich-Ebert-Straße lockte „Expression“ mit einem Outlet auf die Winterkollektion, während gegenüber bei „Oserian Interieurs“ Flip-Flops in allen Farben leuchteten, die Lust auf Sommer und Meer machten. Im Hof des Spielzeugfachgeschäfts „Das Schaukelpferd“ liefen Vater und Tochter beim Eierlauf um die Wette, während einige auf dem Berliner Platz das Essensangebot vom koreanischen Supermarkt „Everyday“ nutzten und bei Anja Mangold gerne ihre Ostereinkäufe komplettierten, denn: Sie spendete an diesem Tag ihre gesamten Einnahmen der Ukraine-Hilfe. Bei „Zeit und Genuss“ konnte man ein kleines Bembelchen für eine Ukraine-Spende mit nach Hause nehmen und bei Apfelwein und Secco zu selbstgebackenem Kuchen ein paar helle Stunden genießen, bevor diese angesichts der 19-Uhr-Nachrichten mit erschütternden Bildern und Berichten weiterer grausamer Verbrechen in der Ukraine schnell wieder verblassten.



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